Welche Bereiche sind jetzt relevant für Anleger? Wo sind Entwicklungsdurchbrüche zu erwarten und welche Titel sind neu im Portfolio des PRIMA – Zukunft? Fondsmanagerin Laetitia Gerbes im Interview.
06.05.2021 | 10:42 Uhr
Für welche Bereiche wirkt die aktuelle Pandemie als Wachstumsbeschleuniger?
Definitiv für die Biotechnologie, Social Media und IT-Ausrüster.
Durch die Coronavirus-Pandemie entstand eine prompte Nachfrage nach Impfungen und Medikationen gegen Covid-19 und seine Mutanten – und das in einem noch nie dagewesenen Ausmaß. Was unter normalen Umständen über zehn Jahre dauert, wurde von BioNTech in nicht einmal einem Jahr erreicht. Wir haben eine Revolution in der Biotechnologie-Branche direkt vor unseren Augen. Immer mehr Krankheiten werden heilbar.
Gerade bei den sozialen Einschränkungen hat auch Social Media eine große Rolle gespielt. Entweder, um in Kontakt mit Freunden und Familie zu bleiben, sich über die aktuelle Lage zu informieren oder neue Modetrends ausfindig zu machen und diese gleichzeitig zu shoppen – Social Media Plattformen wurden wichtiger und zentraler für unseren Alltag denn je.
Zu guter Letzt muss hier auch noch die IT-Branche hervorgehoben werden. Diese reicht von der Halbleiterherstellung bis hin zu Endgeräten – Homeoffice hat die Nachfrage nach IT-Ausrüstung weiter beschleunigt. Hinzu kommt, dass sich die Technologien ständig weiterentwickeln und dadurch regelmäßig erneuert werden müssen, um den Anforderungen gerecht zu werden.
Welche Entwicklungen aus den Wachstumsbereichen werden in diesem Jahr besonders relevant für die Anleger?
Die Lebensmittelindustrie könnte sehr interessant werden. Diese reicht von Saatgutherstellern über Spezialchemieunternehmen zu Supermärkten. Wir halten insbesondere Spezialchemieunternehmen, die in innovativen Geschäftsfeldern aktiv sind, für sehr vielversprechend. Dazu gehören Unternehmen, wie die Geschmacksmittel- und Nährstoff-Hersteller Symrise und DSM oder auch der Hersteller von veganen Fleischprodukten Beyond Meat, welche gut positioniert sind, um von dem Wachstum im Bereich Fleischersatz zu profitieren.
Bei Social Media ist es vorranging das Kaufverhalten der Nutzer – Werden Kaufentscheidungen vorzugsweise über Social Media getroffen? Ein Beispiel aus unserem Portfolio: die Foto-App Snap ist gerade dabei gemeinsam mit großen Marken, wie Boss ein Programm zu entwickeln, das es ermöglichen soll virtuell Kleidungsstücke angepasst an die eigenen Maße anprobieren zu können. Die Funktionalität dieser Plattformen wächst stetig.
Getrieben von der Coronavirus-Pandemie überschritt die Nachfrage das Angebot im Halbleiter Bereich. Die Branche charakterisiert sich als Oligopol – teilweise ebenfalls als Monopol, wie ersichtlich bei dem Unternehmen ASML im Bereich Extreme Ultraviolet Lithografie für fortgeschrittene Chips. Die verstärkte Nachfrage kommt aus vielen Bereichen, darunter 5G, Internet der Dinge und der Gaming-Branche. Produktionen mussten in der Automobilbranche zeitweise sogar gestoppt werden, da sie nicht genügend Chips auf Lager hatten. Das verleiht dem Ganzen einen enormen Schub und es entstehen für einige Halbleiterhersteller gute Möglichkeiten ihren Marktanteil auszubauen.
n welchen Bereichen ist mit kurz/mittelfristigen Durchbrüchen in der Forschung/bei der Entwicklung neuer Technologien zu rechnen?
In der Biotechnologie im Bereich der Krebsforschung – vor Allem individualisierte mRNA Krebstherapien. Innerhalb der nächsten 5 Jahre könnten wir in diesem Bereich massive Fortschritte sehen. BioNTech hat bereits einen Produktkandidaten für solide Tumore in Phase 2. Sie werden sich bestimmt fragen, wieso es noch 5 Jahre bis zu den massiven Fortschritten dauern könnte, wo doch die mRNA Technologie so erfolgreich bei dem Covid-19 Vakzin eingesetzt werden konnte. Die Behandlung von Krebs wird dahingehend erschwert, dass Krebszellen selbst ein Protein auf ihrer Oberfläche besitzen, welches unserem Immunsystem vorgaukelt, dass es sich um eine normale Zelle handelt. Um dieses Problem zu beheben, müssen Immuncheckpoint Inhibitoren verwendet werden, sodass Antikörper die kranken Zellen identifizieren und bekämpfen können. Dieser Prozess ist wesentlich komplexer.
Der Klimawandel spielt eine immer wichtiger werdende Rolle. Mit dem Plan bis 2050 CO2-Neutral zu sein, fließen auch hohe Summen in diesen Markt. Mit der Präsidentschaft von Joe Biden soll ein Budget über 2 Mrd. USD in den kommenden 4 Jahren bereitgestellt werden, denn bis 2035 soll in den USA die gesamte Stromerzeugung CO2-frei sein. Dabei liegt der Fokus auf Infrastrukturprojekten, E-Autos inklusive Ladestationen, öffentlichem Verkehr, Energiewende und der Sanierung von vier Millionen Gebäuden. Die EU möchte bis 2027 25% ihrer Ausgaben in Projekte investieren, um die Klimaziele zu erreichen. So wird automatisch die Nachfrage in diese Bereiche gelenkt. Besonders interessant finden wir hier den Ausbau der Infrastruktur für die Elektromobilität. Um E-Mobilität an die Massen zu bringen müssen Auflade-Stationen erreichbar sei, dafür sorgt beispielsweise das Unternehmen Alfen.
Was hat sie in den letzten 3 Monaten im Research überrascht?
Aktuell befinden wir uns in einem Markt mit, relativ-betrachtet, hohen Bewertungen. Obwohl der Biotechnologie-Bereich durch den Hype der Corona-Impfstoffe stark beworben wurde, lassen sich genau dort einige unterbewertete Unternehmen finden. Denn die Biotechnologie Branche ist zweigeteilt. Einerseits gibt es Corona-Profiteure, wie Curevac und BioNTech, andererseits gibt es betroffene Unternehmen, wie Roche, die unter anderem durch den Aufschub von medizinischen Behandlungsterminen Umsatzeinbußen hinnehmen mussten.
Welche Titel haben Sie in den vergangenen Monaten ausgetauscht und warum?
Wir haben seit Beginn diesen Jahres 5 neue Positionen in das Portfolio hinzugefügt. Das waren hauptsächlich Biotechnologie-Unternehmen, wie Personalis (Krebsforschung), Schrödinger (Wirkstoffentdeckung), Carbios (Bio-Recycling von Kunststoffen) und Amyris (Nachhaltige Inhaltsstoffe). Die Pandemie hat das enorme Potenzial der Biotechnologie Branche bewiesen. Dieser Trend wird anhalten und sich langfristig beschleunigt durchsetzen. Nicht nur in Therapien für Erkrankungen gibt es hier Potenzial, denn Nachhaltigkeit ist ein Thema, das unausweichlich für unsere Umwelt und unsere Anlageentscheidungen ist.
Außerdem haben wir noch den Buy-Now-Pay-Later Zahlungsdienstleister Afterpay in das Portfolio aufgenommen. Gerade durch die Coronavirus-Pandemie haben viele Leute ein geringeres Einkommen, ausgelöst durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit. Hierfür bietet Afterpay eine gute Lösung, denn Kunden können online Shoppen und ihren Einkauf in zinsfreien Raten abbezahlen. Das kommt auch dem Händler zu Gute, denn Kunden kaufen so mehr und der Händler bekommt den Gesamtbetrag von Afterpay sofort.
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