PartnerLOUNGE Interview: Rendite-Kick jenseits ausgetretener Pfade

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Interview

Thomas Germann und Peter Heim, Fondsmanager des Keynote Equity Opportunities Fund, erklären, warum bestimmte Aktien, die kaum in großen Indizes vertreten sind, besonders attraktive Perspektiven bei vergleichsweise geringem Risiko bieten können.

10.02.2022 | 11:04 Uhr

Herr Germann, Herr Heim, plötzlich ist Inflation wieder ein Thema. Gleichzeitig läuft die Weltwirtschaft noch nicht rund. Droht uns eine Stagflation?

Thomas Germann: Nach der deflationären Phase im Corona-Jahr 2020 waren höhere Inflationsraten zu erwarten. Das hat auch technische Gründe: Die Ausgangsbasis für die Berechnung, die zwölf Monate zurückschaut, ist sehr niedrig. Dass wir jetzt Inflationsraten jenseits der drei Prozent sehen, ist also nicht überraschend.

Treiben nicht auch gestörte Lieferketten und die Verteuerung von Rohstoffen die Preise?

Peter Heim: Die gestörten Lieferketten sind nicht der größte Inflationstreiber. Speziell in den USA haben die Fiskalprogramme, die zuletzt rund 25% des Bruttoinlandsprodukts ausmachten, für viel Liquidität bei privaten Haushalten gesorgt. Wir sehen deshalb einen Nachfrageschock bei Waren, insbesondere bei langlebigen Wirtschaftsgütern. Dieser Effekt wird nachlassen. Denn niemand wird sich einen dritten Kühlschrank oder einen vierten Fernseher anschaffen. Die Wareninflation wird also zurückgehen, aber die Mieten werden wohl steigen. Auch im Dienstleistungssektor könnte die Inflation steigen, wenn die Wirtschaft wieder rund läuft.

Wenn die Inflation relativ hoch bleibt und die Zinsen niedrig, dann ist das für Sparer keine gute Kombination. Welche Reaktion erwarten Sie von den Notenbanken?

Peter Heim: Die Zentralbanken werden eher zurückhaltend bleiben. Das ist im Sinne der Regierungen, die sich massiv verschuldet haben und ihre Fiskalprogramme noch weiter ausbauen wollen. Bleiben die Zinsen niedrig und unterhalb der Inflation, bedeutet das für sie günstigere Bedingungen für weitere Kreditaufnahmen und einen eleganten Ausweg aus der bereits aufgetürmten Verschuldung.

Wie sollen Anleger mit dieser Situation umgehen?

Thomas Germann: Aktien sind zweifellos eine bessere Wahl als Zinsanlagen. Allerdings entwickelt sich bereits mehr als ein Drittel des Aktienmarkts im Gleichschritt mit den Zinsen. Offensichtlich haben viele Anleger direkt oder indirekt über Fonds Aktien gekauft, die stark von sinkenden Zinsen profitiert haben, wie etwa die großkapitalisierten Wachstumswerte. Eine Umschichtung in Aktien, die weniger „Mainstream“ sind, wäre deshalb sinnvoll.

Peter Heim: Die beste Strategie bleibt immer noch, erstklassige Unternehmen zu tieferen Preisen zu kaufen, als sie tatsächlich wert sind. In den großen Aktienindizes findet man solche Titel allerdings kaum noch.

Seit dem Crash im Frühjahr 2020 haben alle wichtigen Aktien-Indizes einen erstaunlichen Turnaround hingelegt. Der DAX befindet sich auf Rekordniveau. Sind Aktien nicht schon überbewertet?

Thomas Germann: Im historischen Vergleich sind die Aktienmärkte tatsächlich nicht mehr so günstig, und in einzelnen Segmenten sind Übertreibungen festzustellen. Daher ist bei der Aktienauswahl Sorgfalt geboten. Die Inflation wird zu einem Selektionsprozess führen. Bald wird sich zeigen, wer in der Lage ist, höhere Produktionskosten an die Kunden weiterzugeben. Firmen ohne Preissetzungsmacht, die niedrige Margen erwirtschaften, könnten in Schwierigkeiten geraten. Deshalb kommt es darauf an, in Unternehmen mit Stehvermögen zu investieren, die von Krisen sogar profitieren können.

Welche Unternehmen meinen Sie?

Peter Heim: Wir investieren in Qualitätsfirmen abseits der ausgetretenen Pfade und dort gezielt in drei Segmente: Spin-Offs, Plattformunternehmen sowie Firmen, die sich in einer Transformation befinden.

Können Sie diese Segmente und ihre Stärken näher erklären?

Thomas Germann: Spin-offs sind Firmen, die von einem Mutterkonzern getrennt werden und als Spezialisten in einem Nischen-Markt agieren. Ein Beispiel ist Ferrari. Die Marke wurde aus dem Fiat-Chrysler-Konzern gelöst und tritt jetzt selbständig auf. Ferraris Stärke ist, dass die Firma kein klassischer Autobauer, sondern ein Hersteller von Luxusartikeln ist. Die Preissetzungsmacht ist hoch, die Marke wertvoll. Durch künstliche Verknappung sorgt Ferrari dafür, dass manche Fahrzeuge nach dem Kauf sogar noch an Wert gewinnen können. Solche Aktien werden stärker von unternehmensspezifischen Nachrichten getrieben als vom Gesamtmarkt.

Peter Heim: Plattform-Unternehmen sind Firmen wie Amazon, Meta oder Alphabet, die eine Plattform mit sehr großer Nutzergemeinde und hohen Eintrittsbarrieren gegen neue Konkurrenten aufgebaut haben. Wir investieren aber nicht in solche Mega-Konzerne, die sich in jedem Index wiederfinden, sondern in Firmen aus der zweiten oder dritten Reihe. Dazu zählt zum Beispiel die Firma Match Group, die vier der fünf größten Dating-Plattformen betreibt. Die bekannteste davon ist Tinder. Allein diese Singlebörse hat fast 60 Millionen Nutzer, zehn Prozent davon als zahlende Abonnenten. Der Umsatz des Unternehmens ist zuletzt zweistellig gewachsen. Dabei hat Match Group einen wichtigen Joker noch gar nicht gezogen: die Platzierung von Werbeanzeigen. Das Potenzial ist riesig.

Thomas Germann: Die dritte Gruppe sind Unternehmen aus einer Branche, die sich in einer Transformation befindet. Das kann die Konsolidierung einer Branche sein, sodass sich ein Oligopol bildet. Oder neue Produktkategorien führen zu Unsicherheiten, die Investoren an der Seitenlinie verharren lassen. Mit investigativem Research lassen sich in diesen Segmenten interessante Gelegenheiten finden. Ein Beispiel ist Fever Tree, ein britischer Hersteller von Tonic Water. Das Unternehmen setzt auf natürliche Zutaten hoher Qualität und hat es damit in Großbritannien zum Marktführer gebracht. Der Lockdown hat das Unternehmen im vergangenen Jahr zwar etwas ausgebremst, aber nicht so sehr, wie es zu befürchten war. Der „Off-Trade“-Vertrieb über die Supermärkte hat den Großteil des Rückgangs im „On-Trade“-Bereich – damit sind Bars und Restaurants gemeint – aufgefangen. In Europa ist Fever Tree gut positioniert. Jetzt steht die US-Expansion an.

Zuletzt boomten Fonds, die einen nachhaltigen Ansatz verfolgen. Wie gehen Sie mit dem Thema Nachhaltigkeit um?

Peter Heim: Hier wird leider viel Augenwischerei betrieben. In vielen Nachhaltigkeitsindizes tauchen Konzerne auf, die vor allem gut darin sind, beeindruckende Nachhaltigkeits-Reports an die Ratingagenturen zu schicken. Darauf verlassen wir uns nicht. Wir scannen mithilfe eines Data Science Anbieters die Medien und schauen, ob Unternehmen ESG-Reputationsrisiken haben. Oft tauchen frühzeitig Hinweise auf. Eine undichte Ölplattform, Probleme in der Unternehmensführung. Die Liste ist lang. Die Erfahrung zeigt, dass solche Mängel irgendwann öffentlich diskutiert werden und den Unternehmen schaden. Deshalb vermeiden wir Investitionen in Firmen, bei denen solche Risiken sichtbar sind.

Thomas Germann: Ein Unternehmen kann nur dann nachhaltig erfolgreich sein, wenn sämtliche Stakeholder, vom Mitarbeiter über die Gesellschaft bis zum Aktionär, fair behandelt werden. Früher oder später wird es zwar kein Geschäft mehr geben, wenn bei einem Unternehmen nicht auch die notwendigen kommerziellen Rahmendaten stimmen. Allerdings sollte dies nicht auf Kosten anderer geschehen.

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