Man muss nicht immer im Konzert der ganz Großen mittanzen, um überzeugende Leistungen abzuliefern. Der Paladin ONE ist ein Aktienfonds, der primär in Aktien aus dem deutschsprachigen Raum investiert und ins Auge sticht.
02.08.2021 | 08:27 Uhr
INTELLIGENT INVESTORS nutzte die Gelegenheit eines Austauschs mit dem Fondsmanagerduo Marcel Maschmeyer und Matthias Kurzrock.
Meine Herren, mit Blick auf die Großwetterlage am Börsenparkett, wie würden Sie die aktuelle Situation beschreiben?
Marcel Maschmeyer/Matthias Kurzrock: Börse ist immer nur mit Blick in den Rückspiegel einfach. Dinge
entwickeln sich regelmäßig anders als gedacht. Deswegen machen wir uns
bei unseren Anlageentscheidungen möglichst frei von jedweder
Marktmeinung oder Stimmungslage am Börsenparkett. Vielmehr konzentrieren
wir uns auf die akribische Selektion unserer Portfoliounternehmen. Uns
ist bewusst, dass wir mit dem Kauf einer Aktie zu jedem Zeitpunkt
wohlüberlegte unternehmerische Risiken eingehen. Wir können jedoch
individuell einschätzen, welchen Einfluss Faktoren wie Zinsen,
Wirtschaftswachstum oder Wechselkurse in Zukunft auf die
Portfoliounternehmen haben können. Gleichzeitig achten wir auf eine
breite Streuung der Branchen, so können die ausgewählten Unternehmen
nicht gleichzeitig von veränderten Marktsituationen beeinflusst werden.
Können Sie uns Ihre Investmentphilosophie im Paladin ONE etwas näherbringen?
Maschmeyer/Kurzrock: Unsere Anlagestrategie
basiert auf drei Säulen, wobei das Investieren in unterbewertete
Unternehmen den Schwerpunkt im Paladin ONE bildet. Wir sind
Value-überzeugt und arbeiten ausschließlich mit eigenem Research. Dabei
konzentrieren wir uns im Portfolio auf etwa 15 bis 25 Unternehmen.
Entgegen vieler Ansätze lautet unsere Philosophie bewusst: Keine Angst
vor einem konzentrierten Portfolio – vor allem nicht in fallenden
Märkten. Sondersituationen bilden die zweite Säule unseres
Anlagekonzeptes. Durch die Investition in Sondersituationen gewinnt das
Portfolio deutlich an Planbarkeit und Stabilität – gerade in schwachen
Marktphasen. Die dritte Säule, Liquidität, wird nicht strategisch
gehalten und leitet sich auch nicht aus einer Marktmeinung ab. Werden
Investments verkauft, baut sich Liquidität auf, die nicht zwangsweise
unmittelbar angelegt werden muss. In Phasen starker Kursbewegungen
sichert diese Barreserve unseren Fonds gegen zu starke Kursschwankungen
ab und dient gleichzeitig als trockenes Pulver für neue Opportunitäten.
In der Vergangenheit wurde Value eher gemieden. Seit
einigen Monaten spricht man wieder vom „Comeback von Value“. Inwiefern
würden Sie das so teilen? Spielt es Ihrem Fondskonzept sozusagen in
die Hände?
Maschmeyer/Kurzrock: Wir halten die klassische
Trennlinie zwischen Value und Growth für wenig zielführend. Wo genau
soll hier die Trennlinie verlaufen? Für uns ist Value dann gegeben, wenn
wir eine günstige Bewertung über das Zahlenwerk des Unternehmens
herleiten können. Der frei verfügbare Cashflow ist dafür die zentrale
Kennzahl. Entweder ist dieser bereits existent und das Unternehmen
wächst kaum oder überhaupt nicht (= klassisch Value). Oder der
Entwicklungspfad ist erkennbar, über den sich Cashflows in der Zukunft
aufbauen (= klassisch Growth). Ob ersteres oder letzteres vorliegt, ist
für uns jedoch erst einmal zweitrangig.
Sie untermauerten den Stellenwert von Aktien in Sondersituationen für Ihren Ansatz. Das setzt tiefe, auch juristische Kenntnisse voraus?
Maschmeyer/Kurzrock: Sondersituationen entstehen
beispielsweise bei Übernahmen und den damit verbundenen
gesellschaftsrechtlichen Strukturmaßnahmen. Unser Team verfügt in diesem
Bereich über 20 Jahre Erfahrung und spezielle juristische Kenntnisse.
Dabei verfolgen wir jedoch nicht das Ziel, uns vor Gericht mit
Unternehmen auseinanderzusetzen. Stattdessen konzentrieren wir uns auf
Sondersituationen, bei denen wir durch sorgfältige Analyse ein
asymmetrisches Chance-/Risikoprofil identifiziert haben. Im Gesetz ist
klar definiert, wie diese ablaufen. Das macht sie planbar. Häufig sind
sie mit Übernahme- oder Abfindungsangeboten verbunden, wodurch der Kurs
nach unten abgesichert ist. Gleichzeitig muss für ein Investment die
Chance auf einen attraktiven Performancebeitrag erkennbar sein.
Langfristiges Ziel ist eine durchschnittliche Performance
von 10% p. a. bei geringerer Schwankungsbreite als gängige Indizes. Das
ist Ihnen per se gut gelungen. Trotzdem, wie sichern Sie beispielsweise
das Portfolio ab?
Maschmeyer/Kurzrock: Die hohe Stabilität, die wir
über die letzten Jahre im Fonds gezeigt haben, konnten wir fast
ausschließlich durch die oben skizzierte Anlagestrategie erreichen –
mittels Steuerung entlang der drei Säulen Value, Sondersituationen und
Cash. Lediglich im Zuge des weltweiten COVID-19-Crashs an den Börsen
haben wir über derivative Instrumente eine zusätzliche Absicherung
vorgenommen. Abgeriegelte Städte und zunehmende Eingriffe in das
gewohnte Alltagsleben wurden durch das uns bekannte Koordinatensystem
nicht abgedeckt. In diesem extremen Umfeld erfüllte diese Absicherung
den Zweck einer Lebensversicherung für unser Portfolio.
Inwieweit spiegelt sich die Performance auch im Fondsvolumen wider?
Maschmeyer/Kurzrock: Im Zeitraum von 2016 bis 2020 erhöhte sich unser Fondsvermögen allein durch Performancebeiträge um 100 Mio. Euro. Bei den aktuell 260 Mio. Euro hat sich unser Anlageerfolg insofern spürbar im Fondsvolumen niedergeschlagen.
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