Markus Elsaesser: "Dem fliegt doch das Glück nur so zu...", Mitnichten - denn Die Fähigkeit zum Glück ist erlernbar!

Markus Elsaesser
Interview

Glück, es schillert in den schönsten, nuanciertesten Bedeutungsfarben. Mal soll es vom Zufall bestimmt sein, ein andermal vom Menschen selbst geschmiedet.

31.03.2023 | 08:00 Uhr

Erschienen im Lifestyle-Magazin The HARBOR :

Unser Glücksspektrum reicht von glücklich sein bis zum Glück haben. Und manchmal muss man es nur pflegen. Aber was sagt nun ein erfahrener Investor, Finanzexperte und mehrfacher Bestsellerautor dazu?

Herr Dr. Elsässer, kann man Glück erwirken oder muss man darauf hoffen, dass es einfällt, wie eine Idee das tut?

Manchen Menschen scheint das Glück nur so zuzufliegen, dann heißt es meistens: „Der ist eben auf der Sonnenseite des Lebens geboren – ein typischer Glückspilz“. Und mit traurigem Herzen oder Neidgefühlen begeben sich viele der weniger "Glücklichen" in die Opferrolle. Allzu leicht wird das Lebensmotto von Dur auf Moll umgestellt. Davon halte ich gar nichts. Der Schweizer Unternehmer Silvio Denz, Lalique Group, hat es neulich richtig formuliert: „Die Fähigkeit zum Glück kann man erlernen.“ Das heißt, wir sind eigentlich mehr damit beschäftigt, das Glück zu umgehen, statt es zu umarmen? Nach meiner Beobachtung wird um das Wort "Glück" im täglichen Leben ein großer Bogen gemacht. Dabei ist das Thema für jeden von uns von fundamentaler Bedeutung. Aber es scheint so schwer zu greifen. Deshalb wird die Erörterung so gerne in die akademisch-philosophische Sphäre abgeschoben. Ich kenne kaum eine Familie, die ein- bis zweimal im Jahr zusammenkommt, um pragmatisch das Thema des Glücks anzugehen. Mehr Glück haben, – glücklich sein, – dem kann man mit tiefem Wissen um die Personen in der Familie, auf den Grund gehen. Grundsätzlich geht es um die Fragestellung: Das Steuerrad des Lebens fest in die Hand zu nehmen oder von den Lebensumständen „gelebt“ zu werden. Da würde vermutlich jeder sagen, dass er lieber das Steuerrad in die Hände nehmen möchte und viele haben den Eindruck selbst zu lenken.

In einem Interview mit uns hat Mark Wössner, ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender bei Bertelsmann, gesagt: „Unternehmer brauchen „Fortune". Sie müssen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, die richtigen Ideen haben, die richtigen Leute treffen, die richtigen Entscheidungen fällen.“ Sehen Sie das auch so?

Mit der "Fortune" ist das so eine Sache. Man darf eines nicht vergessen:Nicht jeder möchte gerne das Steuerrad in die Hand nehmen. Viele Menschen machen viel Wind, reden groß daher, aber in Wahrheit sind sie von Angst besetzt, das Schicksal tatsächlich in die eigene Hand zu nehmen und eigenverantwortlich durch das Leben zu schreiten. Der schwedische Skiläufer Ingmar Stenmark hat einmal gesagt, als er auf das viele Glück angesprochen wurde, das er hat: „Das ist ganz komisch, je mehr ich trainiere, umso mehr Glück habe ich.“ Und das ist eine Komponente, die man bei dem Ganzen bedenken muss. Die Komponenten des Engagements, der Passion und des Fleißes. Insofern möchte ich das Thema Fortune nicht überbewerten. Es hängt natürlich davon ab, ob man sich vernünftig positioniert, aber das ist auch wiederum eine Sache von Instinkt, den man sich erarbeiten kann.

Sind Fehler, die man macht, falsche Entscheidungen, die mantrifft, nicht manchmal viel bedeutender, um einem den eigenen Weg aufzuzeigen?

Ja, ganz richtig! Fehler sind das Salz in der Suppe. Es kommt nicht auf die Dimension des Fehlers an, sondern auf den Lerneffekt. Nicht so sehr darauf, dass man den Fehler nicht wiederholt, sondern dass man lernt, dass einen Rückschläge nicht umbringen. Das Bewusstsein, dass wenn alles schiefgeht, wenn man sich blamiert, dass man dennoch man selbst bleibt. Das ist, so denke ich, die entscheidende Komponente und diese macht einen auf Dauer angstfrei. In meinem Fall kann ich sagen, dass meine Fehler und Rückschläge mich zu dem gemacht haben, was ich heute bin.

Ist Erfolg immer mit Glück verwoben? Kann man erfolgreich sein, ohne dass Glück einem den Weg ebnet?

Ich definiere Erfolg immer mit Glück. Ein Erfolg, der nicht zum eigenen Glücklichsein führt, ein Erfolg, der andere Menschen nicht glücklich macht, auf Dauer, ist kein Erfolg. Insofern glaube ich, dass die einseitige Ellenbogengesellschaft, mit ihrem Bestreben einen sogenannten "Pseudoerfolg" zu erzielen, der nur darin besteht, Anerkennung, Prestige und Macht zu bekommen, letzten Endes ein Schuss in den Ofen ist, weil das am Ende des Tages nicht zu – ich würde es Glückseligkeit nennen – führt.

Aber was ist es nun, was Erfolg ausmacht und gibt es hier ein Rezept zum "Nachkochen"?

Die Beantwortung der Frage liegt in der Stimmigkeit des eigenen Wesens, der richtigen Interpretation der eigenen Persönlichkeit, im stimmigen Zusammenspiel mit dem eigenen Tun. Ich glaube, hier liegt der eigentliche Erfolg in der klaren Erkenntnis der eigenen Beschränkungen, der eigenen Stärken. Und die Anfeuerung über das Engagement und Fleiß sind die Komponenten, die zu Erfolg und Glück führen.

Was halten Sie von dem viel besprochenen "Erfolgswillen", ohne den es nicht gehen soll, im Leben?

Der Erfolgswille ist gut und schön, letzten Endes spiegelt unser Wille ja unsere Leistungsbereitschaft wider. Aber die Leistungsbereitschaft alleine reicht nicht aus. Entscheidend ist die richtige Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Und diese Leistungsfähigkeit muss in Übereinstimmung stehen, mit der Werteordnung, die man sich als Lebensziel und als Rahmen für die Lebensgestaltung setzt. Also das blinde Mit-dem-Kopf-durch-die-Wand, das "eindimensionale" nach oben, zum Erfolg Streben, ist natürlich eine Schmalspur. Entscheidend sind die Komponenten Wille, also Leistungsbereitschaft, in Kombination mit der richtigen Einschätzung der Leistungsfähigkeit und dieses alles muss eingebettet sein, in eine Werteordnung, sodass man sich in seinem Tun wohl fühlt und damit auch Glück erfährt.

Lässt sich Glück überhaupt generalisieren? Ist es nicht ein ganz persönlicher Zustand?

Viele Menschen kommen als individuelle und schöpferische Wesen zur Welt. Deshalb ist die Frage des Glücks eine höchst persönliche Angelegenheit. Jeder braucht eine eigene Ausgangsbasis und ein privates Fundament, um seine Entfaltungsmöglichkeiten zu verwirklichen. Die Schaffenskraft, unsere Träume zu realisieren, wird von unserem direkten Umfeld bestimmt. Wir treffen den Kern unserer tief verankerten Wünsche dann viel leichter. Deshalb ist unser tägliches Umfeld so wichtig.

Sie meinen damit die Auswahl der Menschen, die uns täglich umgeben? Diese lassen sich nicht immer selektieren, oder doch?

Das ist natürlich ein sehr guter Punkt, aber hier gibt es kein Pardon: Wer sich, langfristig gesehen, mit den falschen Menschen umgibt, mit Energieräubern, mit Neinsagern, mit Menschen, die einem nur die Zeit stehlen, ist selbst schuld. Wie gesagt, kein Pardon. Man muss sich eben überlegen, ob man das eigene Glück finden möchte und das in Kombination auf einer Erfolgsbahn, oder ob man sich aus Bequemlichkeit in alten Cliquen sult. Ich bin da äusserst skeptisch, wenn ich auf die Überbewertung von sogenannten Freunden oder Freundeskreis sehe. Ich stelle häufig fest, dass hier Ballast mit sich geschleppt wird, der einem gar nichts bringt und dass der Weg aufgrund von mangelndem Mut, Neuland zu begehen und vielleicht eine Weile nicht so viele Leute zu kennen und gegebenenfalls neue Menschen kennenzulernen, die vielleicht besser zu einem passen, nur von wenigen beschritten wird. Auch das ist ja eine aktive Gestaltung des eigenen Lebens und die aktive Gestaltung der eigenen Wünsche ist doch eine ganz entscheidende Komponente des Glücks.

Sie haben einmal gesagt, dass die Gestaltung des persönlichen Ambientes immense Auswirkungen auf das persönliche Glück hat. Was meinen Sie genau damit?

Oft ist die Stimmigkeit oder Nichtstimmigkeit des eigenen Ambientes im Büro oder zu Hause, also in der Welt unserer eigenen Immobilien, schwer zu erklären. Das Geheimnis liegt im Raumgefühl. Faktoren, wie die Deckenhöhe, Lichtdurchflutung, Fensterzuschnitt, Geruch, die jeweilige Etagenhöhe und den Ausblick, die Gestaltung und Anzahl der Zimmer, kann man gar nicht hoch genug Schwingungen. Wer hier dauerhaft schief liegt, wird es an anderer Stelle spüren. Von Agatha Christie, der englischen Erfolgsautorin, ist zum Beispiel bekannt, dass ihr schöne Häuser, wie etwa ihr Zuhause in der Nähe von Oxford oder ihr Sommerlandsitz „Greenway“ in Devon wichtiger waren, als der Umgang mit vielen Menschen.Estée Lauder, die Gründerin des gleichnamigen Kosmetikkonzerns,besaß sieben Wohnsitze. Sie hatte keinen festen Jahresrhythmus für ihre Aufenthalte. Je nach Stimmungslage oder Wetterlage zog sie mit ihrer Entourage um. Aus diesem Gefühl der Freiheit und des von ihr geschalteten Ambientes bezog sie einen großen Teil ihrer ungeheuren Schaffenskraft im Aufbau eines Milliardenkonzerns.

Vermeintliches Glück anderer zieht sehr gerne Neid auf sich. Ist es deshalb besser, sich in Bescheidenheit zu üben, damit nichts Unnötiges den Weg erschwert?

Bescheidenheit im Auftritt und im Umgang mit unseren Mitmenschen ist eine Tugend. Bei der Verwirklichung unserer Ziele – auf dem Weg zum Glück – sollten wir uns aber von Einengungen befreien. Als Investor und Finanzkaufmann habe ich eines gelernt: Wer aus Angst von vornherein "klein" denkt und sich in "kleinen" Verhältnissen einnistet, der bleibt auch klein. Dabei lasten oftmals Glaubenssätze aus unserer Erziehung schwer, wie „Besitz belastet“, „Nur nicht so hoch hinaus“ oder Ähnliches.

Wenn man sich dann frei gemacht hat, von Glaubenssätzen, taucht sie eigentlich erst auf, die Frage, was einen denn nun glücklich macht oder auch, was einem Spass macht, im Leben. Viele können das gar nicht beantworten. Und das wird im Laufe des Lebens meist noch schwerer, wenn man viel erlebt hat, das einen nicht unbedingt glücklich gemacht hat. Wie kann man hier wieder umdenken und in die Spur kommen?

Hier bin ich anderer Ansicht. Ich denke, es wird im Laufe des Lebens immer leichter, weil man hinter die Kulissen blickt, weil man manche Enttäuschung erlebt hat und man nicht mehr auf Scheinweltenhereinfällt. Dass man eben auch an sich selbst spürt, was einen auf Dauer wirklich trägt. Insofern liegt die Beantwortung Ihrer Frage in den altmodischen Begriffen "Seele" und "Seelenfrieden". Und ich glaube, dass es durchaus möglich ist, der eigenen Seele das richtige Feedback zu geben, mit großem Engagement und mit überdimensionalem Erfolg. Und ich glaube, dass diese innere Schwingung, die Seele, spürt: Jawohl, das Ego, der Mensch im Aussen hat erkannt, wer er wirklich ist. Das heißt, es geht darum im Laufe des Lebens zu erkennen, wie man tickt, was einem wirklich wichtig ist. Und aus dieser ganzen Melange, aus der Erfahrung, der Urveranlagung und umgesetzter Passion etwas entstehen zu lassen. Mein Motto ist bis heute immer gewesen: Wünsche und Träume zur Realität werden zu lassen. Wünsche und Träume, die aus meiner Seele kommen. Das ist die spannende Reise in diesem Leben, deshalb stehe ich jeden Morgen auch sehr gerne auf. Deshalb mein Tipp: Mehr Mut zur Verwirklichung ureigener Wünsche und tiefen Verlangens, weg mit moralischen Bedenken, wenn es um die Gestaltung Ihres eigenen Glücksimperiums geht. Ich bin damit gut gefahren. Auf geht’s!

Herr Dr. Elsässer, wir danken Ihnen für dieses überaus interessante und informative Interview

Dr. Markus Elsässer ist ein äusserst renommierter Experte auf dem Gebiet der Wirtschaft und Finanzen. Er hat einen hervorragenden akademischen Lebenslauf, der eine starke Kombination aus akademischer Ausbildung und Berufserfahrung umfasst. Geboren 1956 in Heidelberg, wuchs der Sohn eines Botschafters in London, Hongkong und Paris auf. Nach der Banklehre und dem Wirtschaftsstudium an der Universität zu Köln arbeitete er in einer Wirtschaftsprüfungs-Sozietät. 1986 wurde er von einer Enquete des Manager-Magazins zu den Top-Ten-Nachwuchsmanagern Deutschlands gewählt. Seine Industriekarriere begann er als Finanzdirektor bei Dow Chemical Deutschland. Danach war er in Sydney als General Manager für Reckitt Benckiser und schließlich in Singapur als Managing Director Asia-Pacific für die Storck-Gruppe tätig. Seit 1998 ist er selbstständiger Investor und Berater sowie Gründer der ME-Fonds, die er seit mehr als 20 Jahren betreut. Darüber hinaus war er viele Jahre als Mitglied in Beiräten von einflussreichen Industriefamilien tätig und arbeitete für einige Jahre eng mit dem bekannten New Yorker Activist Shareholder Guy Wyser-Pratte zusammen.

Dr. Elsässer ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Söhnen. Neben seiner Arbeit im Finanzsektor ist er auch publizistisch tätig. Zu den beiden Bestsellern "Des klugen Investors Handbuch" und "Dieses Buch ist bares Geld wert" kommt nun im Frühjahr 2023 sein drittes Buch "Die sechs entscheidenden Lektionen des Lebens". Auf seinem YouTube Kanal "Markus Elsässer" erreicht er wöchentlich als Mentor und Ratgeber eine Zuhörerschaft von über 50.000 Menschen. Sein beständiges Motto: "Liebe Freunde des unabhängigen Kapitals und eines selbstbestimmten Lebens".

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