Hochzinsanleihen

Janus Henderson Investors: Sollten Anleger 2020 hohe Renditen erwarten?

Tom Ross, Corporate Credit Portfolio Manager, erläutert die Aussichten für Hochzinsanleihen im neuen Jahr.

20.01.2020 | 08:05 Uhr

Zentrale Erkenntnisse

  • Die Entwicklung des globalen Wachstums wird voraussichtlich die Spreads von Unternehmensanleihen bestimmen. Wir gehen derzeit nicht von einer Wachstumserholung aus. Deutlichere Anzeichen für frischen Schwung in der Wirtschaft könnten uns jedoch zu einer optimistischeren Einschätzung veranlassen.
  • Das politische Risiko bleibt 2020, dem Jahr der nächsten US-Präsidentschaftswahl, hoch und könnte je nach Ausgang gravierende Auswirkungen auf bestimmte Sektoren haben.
  • Die Jagd nach Rendite dürfte die Nachfrage nach Hochzinsanleihen weiter beflügeln.

Welcher Faktor wird Ihrer Meinung nach 2020 entscheidend sein?

Eine wichtige Frage für uns ist, ob es 2020 zu einer Spread-Kompression (Verengung) kommen wird, die dazu führen könnte, dass Hochzinsanleihen mit höheren Risikoaufschlägen überdurchschnittlich abschneiden. Derzeit besteht unsere Positionierung aus einer neutralen Beta-Position mit einer geringfügigen Übergewichtung von Anleihen mit „höherem Renditepotenzial“ und einer Untergewichtung von „Kernpositionen mit stabilem Ertrag“. Wenn sich die globalen Wachstumsdaten aufhellen oder die für die Märkte aktuell belastenden geopolitischen Unsicherheiten zurückgehen, werden wir Anleihen mit höherem Renditepotenzial möglicherweise stärker übergewichten. Zudem werden wir dann vermutlich sich kurzfristig bietende Anlageideen in das Portfolio aufnehmen. Dies wird weitgehend über Emittenten geschehen, deren Spreads sich 2019 geweitet haben. Gleichwohl werden wir das Eingehen zusätzlicher Risiken sorgfältig abwägen und darauf achten, ein übermäßiges Exposure in zyklischen Bereichen zu vermeiden. Das hat vor allem mit der auf wackligen Füßen stehenden Weltwirtschaft zu tun und den Risiken bei Anleihen höher verschuldeter Unternehmen etwa aus dem US-Energiesektor, der gegenwärtig mit die weitesten Spreads aufweist. Inzwischen gibt es erste Anzeichen, die hoffen lassen, dass bei der Verlangsamung des Wirtschaftswachstums die Talsohle erreicht ist. Wir brauchen aber in den kommenden Monaten zusätzliche Daten, um zu ermitteln, ob die Weltwirtschaft an einem Wendepunkt steht.

Worin besteht das größte Risiko im Hochzinssegment?

2020 warten auf den Markt zahlreiche Herausforderungen, die größten davon sind politischer Art. Der Ausgang der Parlamentswahlen in Großbritannien hat eine marktfreundlichere Regierung hervorgebracht und die Unsicherheit verringert. Ungewiss ist aber nach wie vor, wie ein Handelsabkommen zwischen Großbritannien und der Europäischen Union aussehen könnte. Das könnte eine Quelle für Volatilität im Spätjahr sein.

In den USA birgt der Präsidentschaftswahlkampf ebenfalls ein potenzielles Risiko, da die Demokraten über Kandidaten entscheiden, deren Politik für bestimmte Sektoren gravierende Auswirkungen haben könnte. Angefangen vom Fracking-Verbot in bestimmten US-Bundesstaaten (ca. 11% des globalen Hochzinssektors besteht aus Emittenten mit Bezug zum Energiesektor1) bis hin zu Änderungen im Gesundheitssystem oder bei den Arzneimittelpreisen mit potenziellen Auswirkungen auf Gesundheits- und Pharmaunternehmen. Wir begrüßen die Einigung auf ein Phase-1-Abkommen zwischen den USA und China, das im Januar formell unterzeichnet wurde. Gleichzeitig wissen wir, dass Präsident Trump entschlossen ist, aus dem Handelskonflikt politisches Kapital zu schlagen. Dieses Thema wird während des Wahlkampfs also wahrscheinlich die Volatilität schüren.

Wo sehen Sie 2020 Anlagechancen?

Wir gehen davon aus, dass sich die Jagd der Anleger nach Rendite 2020 fortsetzen wird, da die meisten wichtigen Zentralbanken die Zinsen niedrig halten und einige von ihnen zu einer quantitativen Lockerung übergehen dürften. Die Europäische Zentralbank hält an ihrem Unternehmensanleihekaufprogramm fest. Sie kauft IG-Unternehmensanleihen unabhängig vom Preis, was sich voraussichtlich auch auf die Nachfrage nach Hochzinsanleihen auswirken wird. Unternehmen können sich dank des unverändert niedrigen Zinsniveaus günstig refinanzieren. Wir erwarten daher historisch niedrige Ausfallraten, gehen jedoch aufgrund des lahmenden globalen Wachstums von einem leichten Anstieg aus.

Auf risikobereinigter Basis erscheint uns Europa am attraktivsten. Wahrscheinlich wird die Region zudem technische Unterstützung durch das Unternehmensanleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank erhalten. Auf Sektorebene bevorzugen wir Immobilien, da die Anleihen durch Sachwerte mit relativ robusten Einnahmen besichert sind und sich die Fundamentaldaten innerhalb des Sektors weiter bessern. Die relative Schwäche von EM-Unternehmensanleihen im letzten Jahr hat weitere Anlagechancen in der Region zutage gefördert.

Die Spreads im globalen Hochzinssegment2 beendeten das Jahr 2019 unweit ihres Dreijahresdurchschnitts, sodass es Raum für eine weitere Verengung gibt. Auf Fünf- oder Zehnjahresbasis sind sie jedoch enger als ihr Durchschnitt. Die Spreads könnten sich im Falle einer weltwirtschaftlichen Erholung weiter verengen und das Vertrauen der Marktteilnehmer in Gewinne und Cashflows untermauern.

 

1Quelle: Bloomberg, ICE BofAML Global High Yield Index, Zahl der Unternehmen im Index, Stand: 31. Dezember 2019.
2Quelle: Bloomberg, IICE BofAML Global High Yield Index, Spread-to-Worst zu Staatsanleihen, Stand: 31. Dezember 2019. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung.

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