Janus Henderson: Europäische Hochzinsanleihen - Seltenheitswert oder seltene Werte?

​Thomas Hanson, Co-Manager der Euro High Yield Bond-Strategie, erkennt an, dass die Renditen europäischer Hochzinsanleihen nahe historischen Tiefstständen liegen, ist jedoch der Ansicht, dass die anhaltende Nachfrage bei begrenztem Angebot und einer niedrigen Ausfallrate die Anlageklasse stützen sollte.

04.12.2017 | 14:00 Uhr

Welche Erkenntnisse haben Sie in diesem Jahr gewonnen?

Für uns als aktiver Anleger, der sich auf Fundamentalanalysen stützt, bleiben die Bewertungen der Eckpfeiler unseres Anlageprozesses, zumal im Segment der Hochzinsanleihen. Im Jahresverlauf sind die Bewertungen europäischer High Yields immer weiter gestiegen und haben die Renditen auf Rekordtiefs und die Spreads auf Niveaus getrieben, wie wir sie seit Ausbruch der Finanzkrise nicht mehr gesehen haben. Viele Anleger haben ihre Portfolios daher verständlicherweise vorsichtiger positioniert. 2017 hat uns jedoch auch immer wieder vor Augen geführt, dass auch andere Dinge wie z.B. technische Faktoren Druck auf die Spreads ausüben können und werden. Diese Zusammenhänge müssen bei der Positionierung eines Portfolios verstanden und berücksichtigt werden. Auch wurden wir dieses Jahr erneut daran erinnert, dass niedrige Renditen und enge Spreads kein Hindernis für noch niedrigere Renditen und noch engere Spreads sind.

 

Welche zentralen Themen werden die Märkte, in die Sie investieren, 2018 vermutlich maßgeblich beeinflussen und wie wirkt sich das auf die Positionierung Ihres Portfolios aus?​

Fundamental betrachtet sind die Aussichten für europäische Hochzinsanleihen nach wie vor günstig: In Europa gesellt sich zu einem langsamen, aber positiven Wachstum eine geringe Inflation hinzu. Die Fundamentaldaten europäischer Unternehmen sind solide, und viele haben anders als Unternehmen aus einigen Branchen in den USA der Versuchung widerstanden, mehr Schulden aufzunehmen. Entsprechend niedrig sind die Ausfallraten, was die Bewertungen europäischer Hochzinsanleihen stützt. Allerdings sollten Anleger zwei Dinge im Auge behalten: die Bilanzreduktion einiger Zentralbanken und die guten technischen Bedingungen oder anders ausgedrückt das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bei europäischen High Yields. Die Straffung der ultralockeren Zinszügel könnte vermehrte Schwankungen auszulösen. Und obwohl der Ausstieg wohl schrittweise erfolgen wird und die Folgen durch die günstige Konjunktur zum Teil neutralisiert werden, bleibt unklar, wie sich die neue Dynamik auswirken wird. Die technische Stärke der europäischen Hochzinsmärkte war in den vergangenen Jahren ein wichtiger Aspekt. Wegen der Höherstufung einiger großer Emittenten in das Investment-Grade-Spektrum und weil für Refinanzierungen Kredite anstelle von Anleihen auch weiter beliebt sind, hielt sich das Angebot im High-Yield-Universum stärker in Grenzen. Bei ansonsten gleichen Bedingungen hat das günstigere technische Rahmenbedingungen zur Folge.

 

Wo sehen Sie in Ihrer Anlageklasse derzeit die größten Risiken und die attraktivsten Anlagechancen?

Das größte Risiko sind die insgesamt hohen Bewertungen, die wenig Spielraum für Fehler lassen. Besorgniserregend ist vor allem der geschrumpfte Spread zwischen Anleihen mit Rating „B“ und „BB“ auf historisch enge Niveaus. Bei der Suche nach höheren Renditen schichten Anleger mitunter wahllos in Titel mit schwächerer Kreditqualität um, was Fehlbewertungen in den unteren Ratingsegmenten zur Folge hat. Diese Entwicklung hat sich während der Schwächephase im Herbst bereits zum Teil umgekehrt und könnte anhalten. Zu guter Letzt gilt, dass High Yields ein Markt für Stockpicker sind. Mit unserer Bottom-up-Titelauswahl anhand rigoroser Fundamentalanalysen sind wir daher gut aufgestellt. Denn mit einem Anstieg titelspezifischer Risiken eröffnen sich uns gute Gelegenheiten angesichts unseres aktiven Anlagestils.​

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