
Nach Rekordhochs zu Beginn dieses Jahres sind die Goldpreise wieder zurückgegangen, was Anleger vor eine neue Frage stellt: Ist die Rallye des Edelmetalls vorbei oder handelt es sich lediglich um eine Pause vor dem nächsten Anstieg?
17.07.2025 | 10:05 Uhr
Veränderte makroökonomische Rahmenbedingungen und nachlassende geopolitische Spannungen prägen die Marktstimmung und trüben die kurzfristigen Aussichten für Gold. Nach Rekordhochs zu Beginn dieses Jahres sind die Goldpreise wieder zurückgegangen, was Anleger vor eine neue Frage stellt: Ist die Rallye des Edelmetalls vorbei oder handelt es sich lediglich um eine Pause vor dem nächsten Anstieg?
Im Folgenden gehe ich auf acht wichtige Fragen zur aktuellen Lage am Goldmarkt ein.
Natürlich sind die Faktoren, die den Goldpreis beeinflussen, sehr volatil, und die folgenden Kommentare basieren auf den Informationen, die zum 11. Juli 2025 verfügbar waren.
War der jüngste Anstieg des Goldpreises nur ein kurzfristiger Höhepunkt?
Gold war 2025 eine der besten Anlagen und legte seit Jahresbeginn (Stand: Anfang Juli 2025) um 25 % zu, was auf die starke Nachfrage von Anlegern und Zentralbanken zurückzuführen war.
Die Preise erreichten Ende April ihren Höchststand, angetrieben von Zöllen, hoher Unsicherheit und Marktvolatilität. Ein weiterer Höchststand wurde Anfang Mai erreicht, der teilweise durch einen schwächeren US-Dollar beeinflusst war, und ein Anstieg Mitte Juni wurde weitgehend durch geopolitische Risiken angeheizt.
Seit dem Höchststand im April wurde Gold jedoch überwiegend seitwärts in einer breiten und volatilen Spanne von 3.200 bis 3.400 US-Dollar pro Unze gehandelt und hat in letzter Zeit etwas an Schwung verloren. Angesichts der Handelspolitik und der wirtschaftlichen Unsicherheit, der Auswirkungen der Zölle auf die US- und die Weltwirtschaft sowie der anhaltenden Käufe durch die Zentralbanken scheint das Metall mittelfristig gestützt zu sein.
Da jedoch keine größeren geopolitischen Ereignisse zu erwarten sind, die die Nachfrage der Anleger normalerweise ankurbeln würden, und da die Käufe von Schmuck und Münzen zurückgehen, glauben wir, dass die starke Aufwärtsdynamik ihren Höhepunkt erreicht hat.
Was hat den Rückgang des Goldpreises von seinem Höchststand im April 2025 von rund 3.500 US-Dollar verursacht?
Im April eskalierten die Spannungen zwischen den USA und China erheblich, was zu einer deutlichen Erhöhung der Zölle auf beiden Seiten des Pazifiks führte. Wir beobachteten eine erhöhte Volatilität an den Märkten, eine Situation, in der Gold in der Regel gut abschneidet. Infolgedessen stieg die Nachfrage der Anleger erheblich an.
Seitdem haben sich die Bedingungen jedoch wieder verbessert. Die gemeinsame Erklärung vom 12. Mai über einen Zollstreit zwischen den Vereinigten Staaten und China signalisierte Fortschritte, und die Zölle wurden moderat gesenkt. Unterdessen scheinen sich die grenzüberschreitenden Feindseligkeiten zwischen dem Iran und Israel mit der von beiden Ländern vereinbarten Waffenruhe zumindest kurzfristig entspannt zu haben.
Gleichzeitig sehen wir Anzeichen für eine Abschwächung der Nachfrage nach Schmuck und Münzen, die vor allem auf die hohen Preise und die Volatilität zurückzuführen ist. In Indien, einem wichtigen Markt für Gold, schien die Kauflaune der Verbraucher während wichtiger Festtage etwas gedämpft zu sein. Der Gesamtwert der Käufe bleibt zwar hoch, dies scheint jedoch eher auf die hohen Preise als auf die Menge zurückzuführen zu sein.
Gold war 2025 eine der Anlagen mit der besten Wertentwicklung.
Handelt es sich hierbei um eine vorübergehende Korrektur oder um eine Trendwende?
Trotz der erhöhten regionalen Instabilität aufgrund des Konflikts zwischen dem Iran und Israel konnten die Goldpreise ihre Höchststände vom April nicht übertreffen.
Wir gehen davon aus, dass die Goldkäufe der Zentralbanken im ersten Quartal 2025 sowohl gegenüber dem Vorquartal als auch gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen sind, was darauf hindeutet, dass sich der Trend zur Diversifizierung des Dollars zwar fortsetzen dürfte, die hohen Goldpreise jedoch einen Teil der Nachfrage der Zentralbanken dämpfen könnten.
Die Positionierung der Anleger in börsengehandelten Fonds (ETFs) hat in diesem Jahr stark zugenommen, doch spiegelt sich dieser Trend nicht in den Terminkontrakten wider. Zwar gibt es genügend Impulse, um die Goldpreise auf dem aktuellen Niveau zu stützen, doch könnte sich eine anhaltende Rallye von hier aus als schwieriger erweisen.
Steuert Gold auf 4.000 USD zu – oder fällt es wieder auf 2.800 USD zurück?
Die Prognosen für den Goldpreis gehen weit auseinander und reichen von optimistischen 4.000 USD bis zu pessimistischen 2.400 USD für 2026, was die zugrunde liegende Marktunsicherheit widerspiegelt.
Um die Dynamik besser zu verstehen, sollte die Nachfrage unserer Meinung nach in drei Segmenten betrachtet werden: Zentralbanken, institutionelle Anleger und physische Nachfrage nach Münzen und Schmuck.
Seit 2022 haben die Zentralbanken ihre Goldbestände strukturell erhöht, um eine Diversifizierung weg vom US-Dollar zu erreichen; viele Zentralbanken in Schwellenländern haben noch Spielraum für eine Ausweitung ihrer Goldallokationen. Im Gegensatz dazu haben die hohen Preise begonnen, die physische Nachfrage nach Gold zu dämpfen.
Die Nachfrage der Anleger war in diesem Jahr aufgrund der wirtschaftlichen und geopolitischen Risiken bislang sehr stark, da Gold als sicherer Hafen gilt. Unserer Ansicht nach würde eine starke Aufwärtsdynamik des Goldpreises gegenüber dem aktuellen Niveau erfordern, dass die Anleger ihre Allokationen weiter erhöhen – was unserer Meinung nach schwierig sein dürfte.
Und wie immer in Zeiten hoher Rohstoffpreise werden Anreize für das Angebot und das Recycling geschaffen, was das Aufwärtspotenzial der Rally begrenzen könnte.
Was müsste passieren, damit Gold seinen jüngsten Höchststand übertreffen kann?
Eine Kombination aus schwächerem Wachstum aufgrund von Zöllen und einem Anstieg der Inflation könnte die US-Notenbank (Fed) in eine abwartende Haltung versetzen und den US-Dollar weniger attraktiv machen. Dies könnte den Goldpreisen zugutekommen, da wir glauben, dass Gold nach wie vor eine zuverlässige Absicherung gegen Unsicherheit, Rezessions- und Stagflationsrisiken darstellt.
Darüber hinaus könnten eine deutliche Eskalation geopolitischer Konflikte oder Handelskriege positive Katalysatoren für eine Goldrallye sein.
Wir gehen davon aus, dass die Goldkäufe der Zentralbanken aufgrund der anhaltenden Defizite und der politischen Unsicherheit in den Vereinigten Staaten, die eine Diversifizierung des Dollars begünstigen, ebenfalls anhalten werden.
Was müsste hingegen passieren, damit Gold noch weiter zurückfällt?
Wir sehen Anzeichen dafür, dass Anleger ihre Goldengagements reduzieren. Die Positionen in Futures sind zurückgegangen, und die ETF-Bestände beginnen sich zu verringern.
Wenn sich die Stimmung weiter verbessert und die Zölle letztlich weniger schädlich für das Wachstum sind, könnten Anleger unserer Meinung nach wieder in risikoreichere Anlagen zurückkehren, was den Goldpreis belasten könnte.
Wir sehen auch Anzeichen für eine schwächere physische Nachfrage in wichtigen Märkten wie Indien, wo Privatanleger und Verbraucher aufgrund der hohen Preise und der Volatilität ihre Käufe verzögern oder reduzieren.
Wie zuverlässig sind Goldpreisprognosen angesichts der Marktvolatilität?
Bislang wurden die Goldpreisprognosen für 2025 von den meisten großen Prognoseinstituten vier- bis fünfmal geändert, was weit über die üblichen vierteljährlichen oder halbjährlichen Aktualisierungen hinausgeht.
Dies unterstreicht, wie volatil und unvorhersehbar das aktuelle Umfeld ist, was es besonders schwierig macht, sich bei Anlageentscheidungen ausschließlich auf Prognosen zu verlassen.
Stattdessen konzentrieren wir uns auf Fundamentaldaten wie die vierteljährlichen Käufe der Zentralbanken, die Goldreserven in den Bilanzen der Zentralbanken, die Positionierung von Futures und ETFs sowie die Korrelation von Gold mit dem US-Dollar. Außerdem verfolgen wir aufmerksam die Wirtschafts- und Handelsnachrichten, um die Stimmung und die Dynamik einzuschätzen.
Was sollten Anleger in Schwellenländeranleihen derzeit beachten?
Etwa 80 % des geförderten Goldes stammt aus Schwellenländern, was Anlegern in Schwellenländern zahlreiche Investitionsmöglichkeiten bietet.
Unser Ansatz für Investitionen in Goldunternehmen in Schwellenländern umfasst eine gründliche Analyse der Geschäftstätigkeit und Finanzlage des Unternehmens sowie des Goldmarktes insgesamt.
Außerdem unterziehen wir Goldminenunternehmen einem Stresstest, um ihre Widerstandsfähigkeit in verschiedenen Preisszenarien zu überprüfen, wobei wir uns auf Unternehmen konzentrieren, die in den Ausbau ihrer Reserven investieren und gleichzeitig Abwärtsrisiken kontrollieren. Wir glauben, dass das aktuelle Umfeld disziplinierten Produzenten gute Absicherungsmöglichkeiten bietet.
Alexandra Symeonidi, CFA, ist Senior Corporate Credit and Sustainability Analyst im Emerging Markets Debt Team von William Blair.
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