Schwache Konjunkturdaten beunruhigen, Risikoaversion nimmt leicht zu

Gold auf dem niedrigsten Stand seit Anfang 2011, aber weiterhin interessant

22.04.2013 | 13:22 Uhr

  • Rohstoffe verlieren etwas von ihrem Glanz
  • Die abnehmende Inflation dürfte Kaufkraft ankurbeln
  • Asset Allocation bleibt unverändert

Vor kurzem richtete sich der Blickpunkt der Märkte wieder auf die Rohstoffmärkte, an denen sich die seit Februar anhaltende Abwärtsdynamik aufgrund enttäuschender Wirtschaftsdaten (vor allem aus China) erheblich verstärkte. Nicht nur die Rohölsorten Brent und WTI Rohöl, sondern auch Kupfer – aufgrund seiner vielfältigen Einsetzbarkeit oft als Frühindikator für das Weltwirtschaftswachstum angesehen – und Aluminium verloren an Boden. Rückblickend gesehen lösten wir unsere Untergewichtung von Rohstoffen zu früh auf.

Die Risikoaversion nahm allgemein zu: Aktien haben sich wieder von ihren jüngsten Hochständen entfernt. Vor allem europäische und japanische Aktien und die Anleiherenditen gaben nach. Wir bleiben in risikoreichen Anlagen untergewichtet und belassen unsere Asset Allocation unverändert.

WACHSTUMSSCHWÄCHE ALS HAUPTURSACHE
Normalerweise steigen die Rohstoffmärkte in Zeiten quantitativer Lockerung. Aber dieses Mal ist das anders. Ein Hemmschuh sind unserer Meinung nach das langsame Wirtschaftswachstum und die weiterhin schwache USKonjunktur. So stiegen die US-Einzelhandelsumsätze (ohne Autoverkäufe und Benzin) im März nur um 2,4% gegenüber Vorjahr. Aufs Jahr hochgerechnet beträgt der Anstieg der letzten drei Monate gar lediglich 1,0%. Das Verbrauchervertrauen ging auch wieder zurück, nachdem es sich Ende März noch verbessert hatte.

Angesichts der Steuererhöhungen Ende des letzten Jahres hatten wir diese Konsumverlangsamung erwartet. Im Januar und Februar waren die Auswirkungen noch nicht so deutlich, weil die Konsumenten noch auf ihre Ersparnisse zurückgreifen konnten. Nun dürfte sich das schleppende Konsumwachstum über mindestens drei Monate fortsetzen.

Auch andere Indikatoren für das Verbrauchervertrauen haben sich verschlechtert, wie der Empire State Index für das verarbeitende Gewerbe (der sich aber noch über den Tiefständen der zweiten Hälfte letzten Jahres hält) oder der NAHB Housing Market Index (der seit drei Monaten rückläufig ist).

Im Industriesektor (ohne Bergbau- und Versorgungsunternehmen) schlug sich das Ende der Lageraufbauphase der letzten Monate in einer Produktionsabnahme nieder. Zudem ging die Anzahl der Baubeginne und Baugenehmigungen zurück. Wir gehen nicht davon aus, dass die Erholung auf dem Wohnimmobilienmarkt damit zu Ende ist, allerdings dürfte sich die Dynamik im Baugewerbe etwas mäßigen.

Den stärksten Einfluss auf die Rohstoffpreise dürfte aber die Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft im ersten Quartal ausgeübt haben. Positiv zu werten ist, dass in China anscheinend wieder mehr konsumiert statt investiert wird, doch bleibt die Kreditvergabe ein wesentlicher Bestandteil des Wirtschaftsmotors. Fitch, eine der größten Ratingagenturen, äußerte sich vergangene Woche negativ über die Kreditwürdigkeit des Landes. Solange solche Belastungsfaktoren für das Kreditwachstum bestehen, kann sich die Wirtschaft unserer Ansicht nach nicht kräftig erholen.

RÜCKGANG DER ROHSTOFFPREISE HAT AUCH POSITIVE SEITEN
Der Rückgang der Rohstoffpreise ist teilweise auch auf die Erschließung neuer Energiequellen wie amerikanisches Schiefergas und Schieferöl zurückzuführen. Zudem könnten die Diskussionen um eine Beendigung des QE3 zum Preisverfall beigetragen haben, was wir jedoch, wie letzte Woche schon erläutert, für verfrüht halten.

Auf jeden Fall haben die sinkenden Rohstoffpreise auch eine gute Seite, denn sie könnten zu einer geringeren Inflation führen und dadurch die Kaufkraft der Konsumenten erhöhen. Solche Preisanpassungsprozesse sind wichtig, damit die Weltwirtschaft nach einem Abschwung wieder auf einem stabilen Fundament stehen kann.

GOLDPREISKORREKTUR IST ÜBERTRIEBEN
Die markante Beschleunigung des bereits seit letzten Oktober anhaltenden Rückgangs des Goldpreises ist bemerkenswert, obwohl der Silberpreis noch stärker einbrach. Ausgelöst wurde der jüngste Einbruch des Goldpreises durch die Entwicklungen in Zypern. Die Kostenschätzungen für die Rettung des Landes wurden deutlich nach oben korrigiert, auf 23 Milliarden Euro. Zypern ist jetzt gezwungen, zusätzliche 5,5 Milliarden Euro zu beschaffen – möglicherweise durch die Veräußerung eines Teils seiner Goldreserven.

Unserer Meinung nach war die Reaktion des Goldpreises auf diese Entwicklung übertrieben. Die EZB hat sich gegen einen Verkauf des zyprischen Goldes ausgesprochen. Und selbst wenn es soweit käme – einen schrittweise Verkauf dieser Goldbestände könnte der Markt verkraften. Zudem bezweifeln wir, dass andere Mitglieder der Eurozone bereit wären, ihren Staatshaushalt durch Goldverkäufe zu sanieren. Wir sind nach wie vor der Auffassung, dass Gold zur Absicherung von Extremrisiken in ein diversifiziertes Portfolio gehört.

Die Pressemitteilung im pdf-Dokument.

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