Schroders: Ist jetzt der richtige Zeitpunkt für Anleger, auf Gold zu setzen?

Gold ist eines der ältesten bekannten Metalle und wurde von allen großen Zivilisationen des Altertums hoch geschätzt. Die ersten Goldmünzen wurden bereits 550 v. Chr. geprägt. Gold ist relativ knapp und bekanntermaßen schwer zu gewinnen, weshalb es im Laufe der Geschichte sowohl als Wertanlage als auch als Schmuck verwendet wurde. Heutzutage jedoch ist die Meinung bezüglich Gold gespalten – zumindest unter Anlegern.

11.04.2017 | 09:13 Uhr

Ein Grund hierfür ist, dass es schwierig ist, seinen Wert zu bemessen. Im Vergleich zur Bewertung eines Unternehmens oder einer Anleihe gibt es bei Gold relativ wenig, mit dem man arbeiten kann. Die Analyse seiner Fundamentaldaten ist ausgesprochen schwierig, und einige Anleger behaupten gar, es gäbe keine – keinen wahren inneren Wert, keinen Cashflow, keine Erträge, keine Kupons und keine Rendite, so die Meinung der Goldskeptiker.

Doch Gold wird ganz zweifelsohne von globalen makroökonomischen Faktoren beeinflusst. Obwohl sich die Aussicht auf steigende Zinsen in der Regel negativ auf Gold auswirkt, da es sich um eine nicht verzinsliche Anlage handelt, kommen mit der wachsenden Inflation und dem verstärkten Fokus auf politischen Risiken auch die Goldkäfer (Anleger, die Gold optimistisch gegenüberstehen) wieder zum Vorschein.

Wie hat sich der Goldpreis in letzter Zeit entwickelt?

2016 war bis August ein erfreuliches Jahr für Goldanleger. Nach einem steilen Anstieg von rund 1.050 USD auf 1.360 USD je Feinunze begann der Preis für das Edelmetall zu fallen und pendelte sich bis Dezember wieder bei rund 1.130 USD ein.

Goldkäufern bot dies eine Gelegenheit, ihre Bestände aufzustocken. Seitdem legte Gold wieder kontinuierlich zu und lag zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels erneut bei 1.259 USD (Quelle: Bloomberg, 17. März 2014).

Was also steht als nächstes für diese zutiefst umstrittene Anlage an? Wir sprachen mit einigen Schroders-Investoren, um mehr zu erfahren, und stellten dabei fest, dass sich nicht nur Anlagen in Gold selbst, sondern auch Aktien von Goldminen zunehmender Beliebtheit erfreuen.

James Luke, Fondsmanager, Commodities:
„Der Hauptgrund für Anlagen in Rohstoffen, insbesondere Gold und Silber, sollte immer die Absicherung gegen Inflationsrisiken sein. Wenn man sich die Schöpfung von Buchgeld seitens der Zentralbanken der Welt im Rahmen der quantitativen Lockerung anschaut, gibt es allen Grund, den Standpunkt einzunehmen, dass uns künftig eine höhere Inflation bevorsteht.Insbesondere Gold- und Silberanlagen sind nach wie vor deutlich unterallokiert. Einige Investoren meinen, dass allein die Aussichten auf eine Erhöhung des Leitzinses in den USA bereits einen Grund darstellen, diese Arten von Anlagen zu meiden. Allerdings ist der Goldpreis bislang vom Anfang der Zinserhöhungszyklen der US-Notenbank Fed bis zu deren Ende tendenziell gestiegen, auch wenn die Wertentwicklung in der Vergangenheit keinen verlässlichen Indikator für zukünftige Ereignisse darstellt. Die letzten vier Male, als ein Zinserhöhungszyklus von der Fed eingeleitet wurde, erzielte Gold in drei von vier Fällen von Anfang bis Ende Renditen zwischen +10 % und +20 %.

Das Umfeld für Goldanlagen ist weiterhin positiv. Die im Hintergrund stehenden weltweiten Schuldenlasten in Rekordhöhe haben sich nicht wie von Zauberhand in Luft aufgelöst. Sie machen das globale Wachstum ausgesprochen sensibel gegenüber einer tatsächlichen Anhebung der Zinsen und der Kosten für die Bedienung dieser Schulden. Dies ist ein wesentlicher Grund dafür, dass man eher von einer zurückhaltenden Politik der Zentralbanken ausgehen kann, was eine zu schnelle Anhebung der Leitzinsen angeht, und dass die Realzinsen (einer der wichtigsten Faktoren in Bezug auf den Goldpreis) auch weiterhin auf einem ausgesprochen niedrigen Niveau und auch bei zunehmender Inflation potenziell negativ bleiben dürften.Angesichts des umfangreichen Engagements der Anleger in den traditionellen Anlageklassen ist es dringend erforderlich, unkorrelierte und attraktive alternative Anlagemöglichkeiten auszumachen. Liquide und konkrete Möglichkeiten zur Portfoliodiversifikation sind nur begrenzt vorhanden, was Gold und goldnahe Anlagen für viele Anleger einzigartig und sinnvoll macht.

Zwar wird es in den kommenden Jahren einige gute taktische Gelegenheiten geben, in Gold zu investieren, doch Goldminenaktien stellen unserer Meinung nach die besten goldnahen Anlagemöglichkeiten dar. Die Bewertungen sind ausgesprochen attraktiv. Zudem sind Bergbauunternehmen wesentlich disziplinierter als in der Vergangenheit und zeichnen sich durch ein besseres Management mit Schwerpunkt auf der Generierung von freiem Cashflow und der Kostenkontrolle aus.“


Marcus Brookes, Head of Multi-Manager:

„Im dritten Quartal 2015 wurde unsere Haltung gegenüber goldnahen Aktien aufgrund der deutlichen Baisse, die viele dieser Unternehmen ab 2010 erlebten und die uns zu dieser Zeit als attraktiver Einstiegspunkt erschien, allmählich positiver. Daher haben wir unser Engagement in einem Goldaktienfonds ausgebaut.

In den Sommermonaten haben wir diese Position weiter aufgestockt. Der Grund hierfür bestand darin, dass zahlreiche Anleger in unseren Augen stark auf ein deflationäres Umfeld (in dem es in einer Volkswirtschaft zu einem Preisverfall kommt) eingestellt waren. Diese Positionierung basierte auf der großen Popularität der Argumentation der ‚säkularen Stagnation‘, die besagte, dass wir uns am Rande des Eintritts in eine Periode des unerheblichen oder ausbleibenden Wirtschaftswachstums befanden.Infolgedessen zogen sie sich aus den eher wertorientierten (unterbewerteten und konjunktursensiblen) Bereichen des Marktes wie Goldaktien zurück. Aus unserer Sicht waren die Inflationserwartungen zu niedrig angesetzt und jegliche Anzeichen von Inflation sollten sich positiv auf die eher wertorientierten Bereiche der Märkte auswirken.

Obgleich in der zweiten Jahreshälfte so etwas wie eine Korrektur bei Gold zu beobachten war, betrachten wir es angesichts eines inflationären Umfelds weiterhin als wertvolle Anlage. Die Inflationsprognosen gelten mittlerweile als relativ gesichert. Wir gehen daher davon aus, dass Gold auch trotz verschiedener Faktoren, die sich im Laufe des sich möglicherweise als schwierig erweisenden Jahres 2017 klären werden (etwa die weitere Entwicklung des US-Dollar und der Umfang der finanzpolitischen Maßnahmen von Donald Trump), ein wichtiger Bestandteil unseres Portfolios bleiben wird.“

Den Artikel finden Sie hier.

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