WisdomTree: Warum die Goldpreis-Rally anhalten könnte

Gold

Viele Faktoren haben Auswirkungen auf den Goldpreis: Fed-Politik, Verbraucherpreisindex, US-Dollar, Zinsniveau und spekulative Positionierung von Anlegern bei Terminkontrakten. Es gibt aber auch einige relevante technische Faktoren.

06.03.2019 | 10:52 Uhr

Wir schreiben oft über die unterschiedlichen Marktentwicklungen, die sich auf die Golderträge innerhalb der Anlegerportfolios auswirken können. Die von uns hierbei berücksichtigten Hauptfaktoren sind:

  • die Politik der US Federal Reserve (Fed)
  • der Verbraucherpreisindex (VPI) als Inflationsbarometer
  • das Verhalten des US-Dollars
  • die Zinsniveaus – insbesondere 10-jährige US-Treasuries
  • Spekulative Positionierung bei Goldterminkontrakten

Zwar sind wir der Ansicht, dass diese Faktoren maßgeblichen Einfluss auf die Goldpreisbewegungen haben, dennoch sind sie nicht allein für die Preisschwankungen verantwortlich. Technische Faktoren wie das Verhältnis von Gold zu US-Aktien, Gold zu US-Staatsanleihen und Gold zum US-Dollar müssen sicherlich auch berücksichtigt werden. Nachstehend werfen wir einen Blick auf diese Verhältnisse und untersuchen deren Bedeutung für den Goldpreis.

Gold – technische Daten: das Verhältnis Goldpreis zu US-Aktien

Seit Ende 2009 haben zwei dominante Trends das Verhältnis des Goldpreises zu US-Aktien geprägt, wie in der Performance des S&P 500 deutlich wird.

Vom 31. Dezember 2009 bis zum 22. August 2011 erhöhte sich der Goldpreis annualisiert um nahezu 40 Prozent, während der S&P 500 nur etwa 1 Prozent pro Jahr zulegte.

Vom 22. August 2011 bis zum 8. Februar 2019 verbesserte sich der S&P 500 um etwa 14 Prozent pro Jahr, während der Goldpreis beinahe 5 Prozent pro Jahr einbüßte.

Unverkennbar sind US-Aktien seit 2011 die unangefochtenen Top-Performer – zu Lasten der meisten anderen Anlageklassen, einschließlich Gold. Aber in Abbildung 1, die das Verhältnis des Goldpreises gegenüber dem S&P 500 zeigt, lässt sich ein sinkendes Keilmuster erkennen. Die Wertentwicklung bei US-Aktien war in jüngster Zeit stark genug, um die Kurve – die so angelegt ist, dass sie sinkt, wenn US-Aktien Gold übertreffen – unter die untere Grenze des sinkenden Keils zu drücken. Diese Bewegung war jedoch nur von kurzer Dauer, und die Charttechniker haben festgestellt, dass es bei solchen Bewegungen, sofern sie keinen Trend auslösen, recht schnell zu einer Gegenbewegung kommen kann. Das lässt darauf schließen, dass Gold US-Aktien in nächster Zeit möglicherweise übertreffen könnte.

Gold – technische Faktoren: Verhältnis Goldpreis zu langlaufenden US-Staatsanleihen

Eine der grössten Debatten unter Anlegern ist heutzutage die Frage, in welche Richtung sich die US-Zinsen – insbesondere die langfristigen US-Zinsen – ausgehend von den aktuellen Niveaus entwickeln werden. Von den frühen 1980er Jahren bis heute zeigt sich ein klarer Abwärtstrend, was massive Kurssteigerungen für Anleihenanleger zur Folge hatte. Da sich die Zinsen derzeit jedoch nahe historischer Tiefststände bewegen, stellen viele die Hypothese auf, dass die Entwicklung in den kommenden 10 bis 20 Jahren einen ganz anderen Verlauf nehmen könnte als in den vergangenen 30 oder 40 Jahren.

Abbildung 2 verdeutlicht das Verhältnis der kumulativen Erträge länger laufender US-Staatsanleihen gegenüber dem Goldpreis; als Maßstab für die Erträge aus US-Staatsanleihen dient dabei der ICE US Treasury 20+ Year Index. Aus dem Chart lässt sich Folgendes ablesen:

  • Von 2004 bis 2011 übertraf der Goldpreis länger laufende US-Staatsanleihen, was zu einem Aufwärtstrend im Verhältnis führte.
  • Ab 2011 bis etwa 2014 übertrafen länger laufende US-Staatsanleihen wiederum Gold, was einen Abwärtstrend im Verhältnis zur Folge hatte.
  • Seit 2014 lässt sich ein starker, mehrjähriger Bodenbildungsprozess beobachten, und es scheint, als würde der Goldpreis allmählich wieder US-Staatsanleihen übertreffen.

Obwohl dieses Verhältnis keine Garantie ist, dass der Goldpreis in Zukunft länger laufende US-Staatsanleihen hinter sich lassen wird, so halten wir dieses Verhältnis dennoch für eine interessante Methode zur Betrachtung des langfristigen historisches Kontextes und Verhältnisses der beiden Anlageklassen.

Gold – technische Faktoren: wichtige Trends im Verhältnis zwischen US-Dollar und Goldpreis

Der Goldpreis wird wie viele andere Rohstoffe in US-Dollar angegeben, was zu der natürlichen Tendenz führt, dass der Goldpreis steigt, wenn der US-Dollar abwertet. In Abbildung 3 wird deutlich, dass der US-Dollar seit den späten 1960er Jahren vier Phasen signifikanter Abwertung erfahren hat. Es zeigt sich klar, dass der Goldpreis in diesen Phasen entsprechend reagierte und deutlich anstieg.

In Abbildung 3 zeigen wir rechts, dass sich in jüngster Zeit ein Muster gebildet hat, das den historischen Mustern entspricht, die sich kurz von einer großen Abwärtsbewegung des US-Dollars und einer anschließenden Aufwärtsbewegung des Goldpreises abzeichneten. Obwohl dieses Muster in keiner Weise eine Garantie für die künftige Performance darstellt, sind wir der Ansicht, dass eine Analyse des langfristigen Verhältnisses zwischen US-Dollar und Goldpreis hilfreich ist, über die heutzutage übliche minütliche, stündliche und tägliche kurzfristige Analyse hinauszublicken.

Fazit: Der Goldpreis könnte weiter steigen

Wir haben kürzlich berichtet, dass wir basierend auf unserer Prognose und den internen Modellen zum 31. Dezember 2018 einen Anstieg des Goldpreises auf 1.370 USD/oz. bis Ende diesen Jahres für möglich halten. Diese Prognose beruhte in erster Linie auf fundamentalen und nicht auf charttechnischen Faktoren. Aus der Analyse der drei vorstehenden Charts ziehen wir jedoch den Schluss, dass auch angesichts der technischen Konstellation eine weitere Aufwärtsbewegung des Goldpreises denkbar ist.

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