Janus Henderson: Innovation im Gesundheitssektor: Befinden wir uns an einem „Sweetspot“?

Andy Acker, Fondsmanager im Global Life Sciences Team von Janus Henderson
Gesundheit

Der Gesundheitssektor befindet sich in einer Phase rapider Innovation. Andy Acker, Fondsmanager im Global Life Sciences Team, hält es für wahrscheinlich, dass dieser Trend 2019 andauern wird – Anleger können davon profitieren.

04.12.2018 | 13:22 Uhr

Welches sind Ihrer Ansicht nach die wichtigsten Themen, die den Märkten 2019 ihren Stempel aufdrücken werden?

Wir glauben, dass Innovationen 2019 entscheidenden Einfluss auf die Performance von Gesundheitsaktien haben werden. In den letzten zwei Jahren hat die US-Gesundheitsbehörde FDA über 90 neuartigen Heilmitteln die Zulassung erteilt. Diese Produkte, die sich noch in einer frühen Phase der Markteinführung befinden, könnten der Branche auf Jahre hinaus zu einem kräftigen Wachstum verhelfen.

Viele neue Therapien verkörpern revolutionäre Fortschritte in der Medizin. Ein Beispiel sind immunonkologische Mittel, die das körpereigene Abwehrsystem zur Bekämpfung von Krebszellen nutzen und damit oft beeindruckende Erfolge erzielen. Spannende Fortschritte gibt es auch bei Gentherapien zur Behandlung seltener, aber stark beeinträchtigender Krankheiten. Die erste Gentherapie erhielt Ende 2017 in den USA grünes Licht von der FDA, und wir erwarten, dass schon im nächsten Jahr weitere folgen werden. Fortschritte sind auch in der Medizintechnik zu vermelden. So wurde kürzlich das erste integrierte Verfahren zur Überwachung des Blutzuckerspiegels von der FDA zugelassen, und klinische Studien lieferten positive Ergebnisse für die Mitralklappenrekonstruktion und für medikamentenbeschichtete Stents. Eine wichtige Entwicklung sind schließlich auch Konsolidierungsprozesse, die zu stärker integrierten Gesundheitsdienstleistern führen.

Wo sehen Sie aktuell die wichtigsten Chancen und Risiken in Ihrer Anlageklasse?

In den USA ist die Arzneimittelpreis-Reform weiter ein Problem für die Gesundheitsbranche – Präsident Trump hatte ja die Senkung der Aufwendungen der Verbraucher für Arzneimittel zur Priorität erklärt. Die Übernahme einer Online-Apotheke durch Amazon im Juni könnte überdies dazu führen, dass einige Zwischenhandelsstufen im Arzneimittelbereich unter Druck geraten. Wir betrachten Reformen, die Ineffizienzen beseitigen und Medikamente für Patienten erschwinglicher machen, im Großen und Ganzen als langfristig positiv für das System. Die Erfolge in der Arzneimittelentwicklung haben jedoch auch eine Kehrseite. Für jedes Medikament, das am Ende die Zulassung erhält, gibt es viele andere, die es nie weiter als bis zu klinischen Tests schaffen. Das führt zu Volatilität.

Wie hat sich Ihr Ansatz beziehungsweise Ihr Ausblick auf 2019 durch die Erfahrungen verändert, die Sie 2018 gesammelt haben?

Das Festhalten an strikten Bewertungskriterien war 2018 sehr wichtig für die Steuerung von Verlustrisiken. Im Sommer dieses Jahres zeigten die Anleger starkes Interesse an Biotech-Unternehmen im frühen Stadium, obgleich die erhöhten Bewertungen aus unserer Sicht nicht immer durch die Fundamentaldaten gerechtfertigt wurden. Als die Aktienkurse im Oktober auf breiter Front nachgaben, zählten viele dieser Titel zu den größten Verlierern. Wir setzen vor diesem Hintergrund weiter auf einen ausgewogenen Ansatz und berücksichtigen bei unseren Anlageentscheidungen alle bedeutenden Teilbereiche des Gesundheitssektors, Marktkapitalisierungssegmente und Regionen.

Unsere Begeisterung für den Sektor ist nach wie vor ungetrübt. Neben den Unternehmen, die medizinische Durchbrüche erzielen, treten auch die Aufsichtsbehörden überall auf der Welt dafür ein, dass neue Heilverfahren für Patienten mit dringendem medizinischen Bedarf schnell auf den Markt kommen können. Etliche neue Medikamente und medizintechnische Geräte befinden sich im Prozess der Markteinführung, und die so genannte Patentklippe (gehäuftes Auslaufen von Patenten) liegt weitgehend hinter uns. Wir glauben infolgedessen, dass in vielen Bereichen des Sektors momentan zu Recht von einem „Sweetspot“ gesprochen werden kann.

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