Janus Henderson: Das Ende der US-Zinserhöhungen?

Nick Maroutsos, Co-Head of Global Bonds bei Janus Henderson Investors
Geldpolitik

Warum der jüngste Beschluss der US-Notenbank aller Wahrscheinlichkeit nach das Ende des Straffungszyklus in den USA signalisiert, analysiert Nick Maroutsos, Co-Head of Global Bonds.

18.02.2019 | 09:44 Uhr

Zentrale Erkenntnisse:

  • Anlässlich ihrer Sitzung im Januar beließ die amerikanische Notenbank Fed ihren Leitzins in einem Korridor von 2,25 bis 2,50 Prozent.
  • Aus unserer Sicht markiert diese Entscheidung der Fed das Ende des laufenden Straffungszyklus in der größten Volkswirtschaft der Welt.
  • Angesichts des Kurswechsels der Zentralbank glauben wir, dass Bond-Anleger von einem niedrigeren Zinsumfeld nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Ländern profitieren können, in denen die Zinsen vermutlich stabil bleiben werden.

Bei ihrer Sitzung am 30. Januar gab die amerikanische Notenbank bekannt, dass sie den Leitzins in dem bekannten Korridor von 2,25 bis 2,50 Prozent belassen werde. Zugleich signalisierten die Währungshüter, dass sie bei künftigen Zinsschritten „geduldig“ agieren würden und begründeten dies mit Verweis auf Marktschwankungen und Gegenströmungen, die das Wirtschaftswachstum weltweit bremsen könnten. Ferner würden sie für weiterhin „ausreichende“ Reserven sorgen und deshalb bei geldpolitischen Maßnahmen hauptsächlich auf den Leitzins statt auf eine weitere Bilanzreduktion zurückgreifen.

Leitzins der US-Notenbank (in %)

Leitzins der US-Notenbank (in %)

Quelle: Thomson Reuters Datastream, Federal Funds Rate der US-Notenbank, 31. Januar 1999 bis 31. Januar 2019.

Was aber bedeutet das für den laufenden Zinserhöhungszyklus? Wir glauben, dass die Fed ihre Zinserhöhungen abgeschlossen hat, und zwar nicht nur für dieses Jahr, sondern für längere Zeit.Während der Finanzkrise 2008 ergriff die amerikanische Notenbank zwei wichtige Maßnahmen: Sie senkte die Zinsen auf null und flutete die Märkte mit Liquidität – eine auch als quantitative Lockerung bekannte Politik.Mit ihr half die Fed der US-Wirtschaft aus der schlimmsten Rezession seit der Weltwirtschaftskrise. Mehr als zehn Jahre später haben die Zentralbanker in den USA mit der quantitativen Straffung – also der Umkehrung der quantitativen Lockerung – ein Experiment in Angriff genommen, dessen Erfolg noch ungewisser ist. Seit Ende 2015 hat die Fed den Leitzins in neun Schritten auf 2,50 Prozent angehoben und unlängst zugleich ihre Bilanz verkleinert. Nun könnte sie einen Kurswechsel in Aussicht stellen.Tatsächlich sind wir der Ansicht, dass es schon wirklich gute Daten aus der Wirtschaft braucht, damit die Zentralbank ein weiteres Mal die Zinsschraube anzieht. Derzeit läuft Amerikas Wirtschaft nicht mehr auf allen Zylindern und von Inflation ist wenig zu spüren, hat sich die Preisentwicklung doch weitgehend von der Lage auf dem Arbeitsmarkt abgekoppelt. Erschwerend kommen die politischen Risiken hinzu, denn es droht ein weiterer Regierungsstillstand in Washington. Eine möglicherweise stagnierende Wirtschaft und geopolitische Risiken trüben aus unserer Sicht auch weiterhin den Wachstumsausblick.Davon könnte das kurze Ende der US-Renditekurve profitieren, denn eine steilere Kurve wird immer wahrscheinlicher. Dagegen dürften im aktuellen Umfeld Anleihen aus Ländern wie Australien und Neuseeland mit längerer Duration, die ein Maß für die Zinssensitivität einer Anleihe ist, interessant sein, denn ihre Renditen sind verglichen mit US-Anleihen attraktiver. Wir erwarten, dass Anleger wieder verstärkt an den US-Zinsmarkt zurückkehren, wenn sich unser Zinsausblick bestätigt.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Auch wenn wir das Ende des Straffungszyklus prognostizieren, glauben wir nicht, dass der US-Wirtschaft ein starker Konjunkturabschwung oder sogar eine Rezession bevorsteht. Aus unserer Sicht bieten sich momentan zahlreiche gute Anlagechancen an den Bond-Märkten und insbesondere bei Qualitätstiteln aus Australien, Asien und den USA.

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