Mit der schrittweisen Erhöhung des Leitzinses durch die Fed stiegen auch die Renditen amerikanischer Staatsanleihen. Die Spreads in den Schwellenländern weiten sich seitdem aus. Die drei Auswirkungen der jüngsten Marktentwicklungen.
12.06.2018 | 13:15 Uhr
Die amerikanische Notenbank (Fed) ist dabei, den Leitzins Schritt für Schritt anzuheben. Dies wirkt sich auf die Renditen der US-Staatsanleihen aus, die in den vergangenen Monaten sichtbar gestiegen sind. Soweit ist die Europäische Zentralbank (EZB) zwar noch nicht, denn die Märkte erwarten erst ab dem kommenden Jahr Zinserhöhungen. Jedoch fährt sie bereits in diesem Jahr ihr Anleihekaufprogramm zurück. Dies spricht für ein baldiges Ende der ultralockeren Geldpolitik in der Eurozone.
„Die
Straffung der Geldpolitik führt nicht nur zu einer anderen Einschätzung des
risikofreien Zinssatzes“, sagt Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA IM.
Zugleich stiegen die Risikoaufschläge (Spreads) bei riskanteren Anleihen, also
bei Emittenten, die über eine schlechtere Bonität als etwa die USA oder
Deutschland verfügen. „Auch wenn sich derzeit die Verschärfung der europäischen
Geldpolitik noch in Grenzen hält, haben wir zuletzt einige erhebliche
Spannungen beobachtet“, so der Anleihe-Experte. Die sich verschlechternden
Fundamentaldaten in Italien und die neu gebildete euroskeptische Regierung dort
ließen zum Beispiel die Risikoprämien für italienische Anleihen nach oben
schnellen. Trotzdem liegen die Renditen von italienischen Staatsanleihen immer
noch unter denen von US-Staatspapieren. „Der Grund dafür ist eindeutig die EZB,
die Italien den Rücken stärkt“, so Iggo, der an die berühmten Worte des
EZB-Chefs Mario Draghis aus dem Sommer 2012 erinnert – man werde alles tun, um
den Euro zu retten, sagte Draghi damals und fügte hinzu: „Und glauben Sie mir,
es wird ausreichen.“ Das Risiko, dass Italien die Eurozone verlässt, ist laut
Iggo „momentan immer noch gering“.
Seitdem die Renditen der US-Staatsanleihen steigen, weiten sich die Spreads in den Schwellenländern aus. Die Risikoprämien vergrößern sich vor allem in Ländern mit hohen Auslandsschulden, schwachen Währungen, steigender Inflation sowie der sich im Zuge der Straffung der Geldpolitik verschlechternden Wachstumsprognosen.
Die
wichtigsten Erkenntnisse der jüngsten Entwicklungen sind für Chris Iggo:
Erstens führe die Straffung der Geldpolitik zu einer Neubewertung der
Risikoprämien. Zweitens seien die größten Auswirkungen in den Ländern zu sehen,
in denen die Risiken infolge der veränderten wirtschaftlichen und politischen
Rahmenbedingungen steigen. Drittens seien die Länder mit den niedrigsten
Wachstumsraten, den höchsten Leistungsbilanzsalden, Auslandsschulen und den
schlechtesten Haushaltsbilanzen am stärksten gefährdet. Dies gelte auch für
Länder, die die inländischen monetären Bedingungen nicht an die
innenwirtschaftlichen Bedingungen anpassen – die zuletzt drastischen
Leitzinserhöhungen in Argentinien und der Türkei seien warnende Beispiele
dafür. „Da sich die globalen geldpolitischen Bedingungen weiter verschärfen,
wird es künftig eine stärkere Differenzierung von Performance und Rendite
geben. Festverzinsliche Anlagen werden deshalb volatil bleiben“, resümiert
Iggo.
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