WisdomTree: Anleiheanleger in der Klemme

von Christopher Gannatti
Anleihen

Wenn man sich die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Renditen und Laufzeit bei diesen Anlagen ansieht, dann ist ein deutlicher Abwärtstrend zu beobachten.

04.04.2019 | 14:32 Uhr

Es stimmt wirklich - Anleiheanleger haben ein Problem. Das gilt insbesondere für jene, die in Staatsanleihen der Eurozone investieren. Wenn man sich die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Renditen und Laufzeit bei diesen Anlagen ansieht, dann ist ein deutlicher Abwärtstrend zu beobachten. Dies macht Sinn, weil die Laufzeit in vielen Ländern der Eurozone auf sieben bis zehn Jahre verlängert werden muss, damit überhaupt eine positive Rendite erzielt werden kann.
Das Problem besteht darin, dass die Duration dieser Anlagen gestiegen ist. Das heißt, dass sich das Zinsrisiko erhöht hat.
Einfach gesagt: Anleger in Staatsanleihen von Ländern der Eurozone müssen heute ein höheres Risiko auf sich nehmen, erhalten dafür aber einen geringeren Ertrag. Das ist unserer Ansicht nach kein vorteilhaftes Geschäft.
Entwicklung der Zinsen in der Eurozone
Viele gingen davon aus, dass die Zinsen nach oben gedrückt werden würden, als die Europäische Zentralbank (EZB) den monatlichen Kauf von Staatsanleihen im Wert von 30 Mrd. Euro im Dezember 2018 einstellte.
Aber es gibt derzeit ein Problem mit dem Wirtschaftswachstum in der Eurozone.
Deutschland – häufig als Wachstumsmotor der Region bezeichnet – ist nur knapp einer technischen Rezession (zwei Quartale in Folge mit negativem BIP-Wachstum) entgangen. Italien befindet sich nach der oben angegebenen Definition sogar in einer technischen Rezession. Der Einkaufsmanagerindex (EMI) tendiert in der gesamten Region nach unten, wobei in einigen Märkten Werte zu beobachten sind, die auf einen konjunkturellen Einbruch hinweisen.
Die Zinsen einer Zehn-Jahres-Anleihe sollten die Erwartungen an das zukünftige Wachstum und die zukünftige Inflation widerspiegeln. Die schlechten Wachstumsaussichten sind unserer Ansicht nach der wichtigste Grund für die aktuell niedrigen Zinsen.

Mögliche Maßnahmen im Bereich der Anleihen

Wenn fiskalpolitische Maßnahmen ausbleiben, ist nur schwer festzumachen, welche unmittelbare Lösung es für das Wachstumsproblem der Eurozone geben könnte.
Anleiheanleger müssen allerdings trotzdem Erträge erwirtschaften. Sie haben drei Optionen:

Steigerung der Duration

Anlagen mit längerer Laufzeit bieten in der Regel immer noch eine höhere Rendite als Anlagen mit kürzerer Laufzeit. Das heißt also, dass man zur Generierung eines höheren Ertrags auf immer längere Laufzeiten setzen muss. Falls die Zinsen steigen, ist mit dieser Option das Risiko verbunden, dass die negativen Auswirkungen auf die Gesamtrendite möglicherweise größer sind.

Reduzierung der Bonität

Es ist auch immer noch der Fall, dass Unternehmensanleihen mit niedrigerer Bonität höhere Renditen abwerfen als Staatsanleihen mit höherer Bonität. Wenn Anleger über die nötige Flexibilität verfügen, könnte es hilfreich für sie sein, die Tatsache zu nutzen, dass sie für die Übernahme höherer Risiken derzeit besser entschädigt werden.
Konzentration auf andere Länder
Dazu befähigte Anleger haben uns auch mitgeteilt, dass sie Opportunitäten außerhalb der Eurozone wie beispielsweise Staatsanleihen von Schwellenländern, evaluieren. Solche Anlagen sind mit ganz spezifischen Risiken, wie dem Wechselkursrisiko verbunden, aber ihre Renditen sind derzeit ziemlich hoch.

Lösung Enhanced Yield

Für jene Anleger, bei denen ein bestimmter Anteil ihres Engagements auf Staatsanleihen der Eurozone entfallen muss, hat WisdomTree einen pragmatischen Ansatz entwickelt, um bei einem minimalen Tracking-Risiko im Verhältnis zur festgelegten Benchmark einen höheren Ertrag mit diesen Anlagen zu erzielen. Dabei werden ausschließlich Staatsanleihen eingesetzt und der Fokus liegt unter bestimmten Einschränkungen weniger auf Anleihen mit niedrigeren, häufig eher negativen Renditen und stärker auf Anleihen mit positiven Renditen. Im Großen und Ganzen heißt das für Anleger, die in Staatsanleihen der Eurozone investieren:

  • längere Duration eingehen
  • mehr Italien ins Portfolio packen
  • Engagement in Deutsche Staatsanleihen zurückfahren

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