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„Vereinigte Schulden von Europa“

"Mister DAX" Dirk Müller
Finanzkrise

"Mister DAX" Dirk Müller auf der Pools & Finance 2012: Märkte 2012 – Chancen und Risiken

27.04.2012 | 07:45 Uhr von «Patrick Daum»

„Stellen Sie sich vor, in der Wohnung neben Ihnen wohnt eine nette Griechin. Sie ist immer adrett gekleidet, geht viel aus, hat aber nicht genug Geld und lebt über ihre Verhältnisse. Eines Tages klingelt sie bei Ihnen und fragt: ‚Hallo Nachbar, wollen wir nicht ein gemeinsames Konto eröffnen?’“ „Mister DAX“ Dirk Müller erklärte in seinem Vortrag auf der „Pools & Finance 2012“ metaphorisch die Problematik, in der sich die EU mit Griechenland befindet. Man wolle der netten Nachbarin natürlich helfen, so Müller. Nur wie? Lehnt man den Vorschlag ab? Eröffnet man ein gemeinsames Konto mit ihr, aber jeder geht weiterhin seines eigenen Weges? Oder eröffnet man ein gemeinsames Konto, und teilt sich auch weitere Dinge?

Derzeit ergreifen die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union viele Maßnahmen, um Griechenland aus dem Schuldensumpf zu ziehen. Diese werden von Experten und Medien unentwegt kommentiert. Auch die grundlegende Frage, wie wichtig der Euro für Europa und seine Länder sei, bleibt nicht außen vor. Einer der größten Mythen dabei sei, so Müller, dass Europa ohne den Euro zerbreche. Die Jahrzehnte vor der Einführung des Euro hätten schließlich gezeigt, dass Europa auch gut ohne eine gemeinsame Währung leben könne. Für offene Grenzen brauche man diese schließlich nicht. Auch dass der Euro zum Frieden auf dem Kontinent beitrage sei verkehrt. Das Gegenteil treffe zu. In Griechenland gingen die Menschen auf die Straßen, demonstrierten, zündeten Autos an. Von einer friedensfördernden Währung könne man da nicht sprechen.

Ein hierzulande häufig genanntes Argument für den Euro ist, dass die deutsche Wirtschaft die Gemeinschaftswährung brauche. Dies stimme zwar, so Müller, doch schon mit der D-Mark sei Deutschland Exportweltmeister gewesen. Der unschlagbare Vorteil der deutschen Wirtschaft sei die Produktion von High-Tech und Innovation. „Wer Qualität will, muss in Deutschland kaufen“, argumentiert Müller. Und Qualität habe ihren Preis. Der Börsen-Experte räumt ein, dass der deutsche Export sich leicht abschwächen werde. Von einem Zusammenbruch der Wirtschaft könne aber nicht die Rede sein. Hinzu komme, dass die deutschen Arbeitnehmer mit einer, im Vergleich zur D-Mark, schwächeren Währung bezahlt werden. Sie entspreche nicht der deutschen Leistungsfähigkeit. In Griechenland sei dies genau umgekehrt. Dies führe dazu, dass in Deutschland zwar die Exporte steigen, dafür aber die Kaufkraft sinkt. In Griechenland kämen die Exporte zum Erliegen, dafür aber steigt die Kaufkraft. Und man könne die Preise in Griechenland auch nicht so einfach durch eine Währungsabwertung drücken. Denn eine eigene Währung hat das Land mit dem Euro nicht mehr.

Die geschaffenen Sparpakete für das Mittelmeerland werden vor allem von der deutschen Regierung gerne als „alternativlos“ bezeichnet. „In die Krise hinein zu sparen ist der größte Fehler, den man machen kann“, sagt Müller. Dies wüssten auch die Politiker. Trotzdem fordern sie es für Griechenland. Hinzu komme, dass die Regierungen in Griechenland und Italien nicht demokratisch legitimiert sind, sondern von der EU vorgesetzt worden seien. „Würde das in afrikanischen Ländern passieren, dann würden wir den Handel zu diesen Ländern einstellen“, so Müller.

Die ergriffenen Maßnahmen schlagen nach Ansicht des Experten also weitestgehend fehl. Vielmehr bräuchte Europa eine stärkere Vergemeinschaftung. Die „Vereinigten Staaten von Europa“ müssten das Ziel sein, fordert Müller. Dann wäre es auch kein Problem, gemeinsam mit der griechischen Nachbarin ein Konto zu eröffnen. Zwar werde Europa eine Transferunion bleiben. Dies sei Deutschland im Prinzip aber auch. Damit diese funktionieren kann, müssten europaweit einheitliche Gesetze beschlossen werden. Das grundlegende Problem, das „Mister DAX“ dabei erkennt, sind die Politiker. Weder in Berlin, noch in Paris, Rom oder Madrid wolle man die zweite Geige hinter Brüssel spielen. Daher sei es schwer umsetzbar, die Vereinigten Staaten von Europa zu erschaffen.

Prinzipiell hält Müller den Euro für eine gute Sache. Allerdings hätte er der „Schlussstein für das Haus Europa sein müssen und nicht der erste Stein“. Die Krise sei vorhersehbar gewesen. Eine Währung müsse zu den wirtschaftlichen Verhältnissen eines Landes passen. Daher müsse Griechenland die Währungsunion verlassen: „Die nehmen an einem Wettschwimmen teil und haben Blei an den Füßen.“ Der Börsenexperte ist sich sicher, dass Griechenland bis spätestens 2013 aus dem Euro austreten werde.

Dass Länder überhaupt Schulden haben, liege nach Müller im Wesen des Schuldgeldsystems. Denn Schulden entstünden durch Darlehen. „Wenn jemand 15 Millionen Euro Schulden hat, dann bekommt ein anderer 15 Millionen Euro.“ Auf die Schulden gibt es immer höhere Zinsen. Um diese bezahlen zu können brauche man exponentielles Wachstum. Man könne die Verschuldung auf drei Arten wieder ins Lot bringen, so Müller: Durch einen Schuldenschnitt, eine Steuerreform oder Inflation. Seiner Ansicht nach sei die Inflation am effektivsten und realistischsten. Bis auf Deutschland forderten dies auch die anderen europäischen Länder. Aufgrund der Erfahrungen, die Deutschland mit Inflation gemacht habe, sei der Widerstand aber verständlich. Inflation berge Risiken, doch könne sie über einen gewissen Zeitraum helfen: „Wenn jemand zwei Millionen Euro hat, dann ist er reich. Hat jemand zwei Millionen Euro Schulden, dann hat er ein Problem. Wenn ein Brötchen aber eine Million Euro kostet, dann ist derjenige mit zwei Millionen Euro nicht mehr reich und die Schulden des anderen sind nicht mehr so hoch“, erklärt Müller. Da steigendes reales Wachstum immer unrealistischer werde, müsse es zu mehr nominalem Wachstum kommen. „Es müssen nicht mehr Fernseher verkauft werden, sondern teurere“, vereinfacht es Müller. Damit die Länder aus den Schulden rauskommen sei es wichtig, dass Löhne und Preise steigen.

Zum Ende macht „Mister DAX“ seinen Zuhörern Hoffnung für die Zukunft: „Man darf niemals die Kreativität des menschlichen Geistes unterschätzen.“ Die Welt werde nicht untergehen, denn der Mensch werde schon Lösungen finden. Man dürfe sich nicht verrückt machen lassen. Wieviel Kreativität Müller den europäischen Staats- und Regierungschefs zuspricht, hat er allerdings für sich behalten.

(PD)

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