avesco: Frauen und Finanzen - verschenktes Potenzial?

avesco: Frauen und Finanzen - verschenktes Potenzial?
Finanzbranche

Frauen in der Finanzbranche sind nach wie vor unterrepräsentiert, sowohl in Führungspositionen oder im Portfoliomanagement in der Vermögensverwaltung wie auch als Zielgruppe.

26.07.2023 | 12:10 Uhr

Firmen erkennen zwar den Mehrwert von Geschlechtervielfalt im Unternehmen, doch viele sehen kein besonderes Geschäftsmodell in der Zielgruppe Frau.

Seit gerade mal knapp 65 Jahren dürfen Ehefrauen in Deutschland ein eigenes Bankkonto eröffnen und ihre eigenen Vermögensangelegenheiten regeln. Möglich war das mit dem Gleichberechtigungsgesetz für Männer und Frauen in Deutschland, das am 1. Juli 1958 in Kraft trat. Seither haben sich Frauen in Finanzfragen aber längst nicht emanzipiert. Das gilt sowohl beim Weg in die finanzielle Unabhängigkeit, also bei der eigenen Finanzplanung, wie auch bei der Berufswahl in der Finanzbranche. Warum ist das im Jahr 2023 immer noch so? Wir haben uns diese und ein paar weitere Fragen gestellt und diese einmal unter die Lupe genommen.

Frauen und Finanzen – in der Vermögensverwaltung

„Der Frauenanteil in der Geschäftsleitung der Mitgliedsunternehmen liegt bei 10 %, bezieht man alle Tätigkeitsbereiche mit ein, sind die Frauen mit 40 % vertreten. Lediglich jede zehnte davon ist im Portfoliomanagement tätig, die Hauptbeschäftigung liegt im Back-Office-Bereich.“

Das ergab eine Umfrage unter seinen Mitgliedsinstituten des Verbands für unabhängige Vermögensverwalter Deutschland e. V. (VuV) aus dem Februar 2023.

  • Einen Grund dafür, dass Frauen in der Finanzbranche unterrepräsentiert sind, sieht Dr. Mechthild Upgang von der Dr. Upgang Vermögensverwaltung GmbH in der Gesellschaft und Politik; Frauen sind traditionell immer noch für die Familienarbeit zuständig. In Deutschland ist es besonders schwer, Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Die Finanzbranche ist bekannt für lange Arbeitszeiten und hohe Arbeitsbelastung. Frauen stehen oft vor besonderen Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, was ihre Karrieremöglichkeiten beeinflussen kann.
  • In der Folge sind Frauen mit mangelnden Aufstiegschancen konfrontiert. Barrieren wie ungleiche Beförderungsmöglichkeiten, begrenzte Zugänge zu Netzwerken und mangelnde Sichtbarkeit können ihre Aufstiegschancen einschränken.
  • Hinzu kommt, dass es immer noch stereotype Vorstellungen davon gibt, dass Männer besser für bestimmte Finanzberufe geeignet sind, was zu Vorurteilen und einer geringeren Anerkennung der Kompetenz und Fähigkeiten von Frauen führen kann.

Frauenanteil bei abesco

  • Ein weiterer Grund für die Unterrepräsentation ist der Mangel an Unterstützungssystemen. Fehlende Mentor:innen, Role Models und Unterstützungsnetzwerke fehlen bei der beruflichen Entwicklung und dem individuellen Aufstieg.
  • Auch unbewusste Voreingenommenheit oder Vorurteile können dazu führen, dass Frauen in der Finanzbranche weniger ernst genommen werden oder weniger Zugang zu wichtigen Ressourcen und Möglichkeiten haben.

Wir bei avesco sehen die Wissensvermittlung als zentralen Schlüssel und eine wichtige Ressource. Unser langjähriges Know-how zu nachhaltigen und wirkungsorientierten Investments möchten wir an alle Interessierten weitergeben und sie rund um diese Thematik inspirieren – und das mit modernen digitalen Lösungen. So wird ihnen der Zugang zu nachhaltigen Investments erleichtert. Unsere Webinare finden Sie auf unserem YoutubeChannel zum Blog geht es hier.

Die oben beschriebenen Herausforderungen tragen bei zur Geschlechterungleichheit in der Finanzbranche. Sie erfordern gezielte Maßnahmen und Initiativen, um sie anzugehen und eine inklusivere und gerechtere Arbeitsumgebung zu schaffen. Geschlechtervielfalt im Unternehmen kann aber zu einer größeren Vielfalt an Perspektiven und Ideen führen, was zu besseren Entscheidungen und innovativeren Lösungen führen kann.

Immerhin: Auf die Frage ob die Mitgliedsinstitute des VuV einen Mehrwert darin sehen, mehr Mitarbeiter:innen in ihrem Unternehmen zu haben, antworteten 56 %, dass der Mehrwert absolut klar sei. Allerdings sagten noch 22 %, dass sie keinen Mehrwert erkennen können und 22 % wissen es schlichtweg nicht, was nahelegt, dass noch Luft nach oben ist, bei der Beschäftigung mit dem Thema (siehe Abb.1).

VuV-Umfrage

Abb. 1: Frauen und Finanzen –Mitarbeiter:innenin Unternehmen und Zielgruppe Frau | Quelle: Momentum. Das Mitgliedermagazin des Verbandes unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e. V. (VuV) | eigene Darstellung avesco

Frauen und Finanzen – in der Finanzbranche als Zielgruppe

Wie steht es nun um die Frauen als Zielgruppe in der Finanzbranche? Die Umfrage des VuVhat folgendes Ergebnis ergeben (siehe Abb. 1): 54 % der befragten Mitgliedsinstitute sehen in der Zielgruppe Frau kein besonderes Geschäftsmodell für die Vermögensverwaltung.Verblüffend, wenn man bedenkt, dass mindestens die Hälfte der in Deutschland lebenden Menschen Frauen sind. Nur 34 % der Befragten in der VuV-Umfrage sehen in der Zielgruppe Frau im Kontext der Vermögensverwaltung ein besonderes Geschäftsmodell. Hier steht noch ein gewisser Lerneffekt aus.

Denn: Das Interesse bei den Frauen besteht, weiß Bettina König von der Vermögenskultur AG. König macht seit etwa einem Jahr gute Erfahrungen mit Veranstaltungen, die sich nur an Frauen richten. Bewusst klein gehaltene Veranstaltungen schaffen eine vertraute Atmosphäre und die Frauen trauen sich viel offener, Fragen zu stellen und sich direkt auszutauschen.

Ein Tipp von Dr. Upgang an alle Kolleg:innen: Nehmt auch die Frauen in Führungspositionen in den Fokus und macht sie vor allem auch sichtbar auf euren Websites. Das schafft einen (neuen) Zugang zu der Zielgruppe Frau. Und mehr Frauen kommen durch die direkte Frauenansprache auf ein Unternehmen zu – das bestätigt auch Petra Ahrens, Mitglied des Vorstands VuV e.V..

Denkt man seine Geschäftstätigkeit aus Kund:innenperspektive, kann eine diverse Führungsriege auch besser auf die Bedürfnisse einer breiteren Kund:innengruppe eingehen und so einen Wettbewerbsvorteil erzielen.

Nicht zuletzt gibt es ohne Frage auch viele vermögende Frauen. Warum also diese Zielgruppe weiterhin unterschätzen? Vermögensverwaltungen und andere tun gut daran, dieses Potenzial auszuschöpfen.

Quellen

  • Momentum. Das Mitgliedermagazin des Verbandes unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e. V. (VuV), 10. Ausgabe, März 2023, S. 4-7.

Hier handelt es sich um eine Publikation von avesco Sustainable Finance AG.

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