Ostrum AM: EZB – Negative Zinsen für alle und für lange

EZB

Die EZB hat ihren Einlagenzins um 10bp auf -0,5% gesenkt und wird alle ihre Zinssätze auf dem aktuellen Niveau halten oder senken, bis sich die Inflation auf 2% annähert.

13.09.2019 | 07:51 Uhr

Philippe Waechter, Chefvolkswirt von Ostrum Asset Management, kommentiert: „Dies hat bereits zu einem spektakulären Rückgang der Rendite 10jähriger italienischer Staatsanleihen geführt. Das Ziel der EZB ist es, die Zinsen über alle Laufzeiten und alle Länder hinweg – einschließlich Italien – in den negativen Bereich, zu treiben.“

„Die Staffelung des Zinssätze für Bankeinlagen wird zusammen mit der Verlängerung und Ausgestaltung der TLTRO den Bankensektor stärken.“

Der Chefvolkswirt der zu Natixis Investment Managers gehörenden Fondsgesellschaft glaubt nicht, dass von dieser Verstärkung der finanziellen Repression noch nennenswerte Impulse für die Wirtschaftsakteure ausgehen. Die makroökonomischen Auswirkungen nach oben hält er deshalb für sehr begrenzt.

Waechter: „Darüber hinaus könnten die Maßnahmen der EZB auch als Ausdruck einer stark verschlechterten Situation interpretiert werden, was zu die Sorgen von Haushalten und Unter­nehmen verstärken würde. Es besteht die Gefahr, dass sich das Signal am Ende negativ auf die Wirtschaft auswirkt. Wird der stärkere Bankensektor ausreichen, um diesem Effekt entgegen­zuwirken?

Die Wachstumsprognosen seien auf 1,1% im Jahr 2019, 1,2% im Jahr 2020 und 1,4% im Jahr 2021 nach unten korrigiert worden. Ein externer Schock könne die Eurozone in eine Rezession stürzen. Die EZB halte die Wahrscheinlichkeit vorerst für sehr gering.

Waechter: „Trotzdem hat sich die Notwendigkeit einer effektiven und proaktiven Finanzpolitik verstärkt, um aus der aktuellen Liquiditätsfalle herauszukommen – unabhängig davon, ob es zu einer Rezession kommt oder nicht. Angesichts der mangelnden Bereitschaft der Regierungen zu einer koordinierten Fiskalpolitik ist die Position von Mario Draghi mit einer starken Zukunftswette verbunden, die Gefahr läuft, Wunschdenken zu werden. Viel Glück, Christine Lagarde!“

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