Kames Capital: Kommentar zur gestrigen EZB-Sitzung

EZB

Draghi hat gestern in der Juli-Pressekonferenz praktisch eine Geschichtsstunde gegeben, erläutert Nicholas Chatters, Investment Manager Fixed Income Rates bei Kames Capital, in seinem aktuellen Kommentar.

26.07.2019 | 13:18 Uhr

Ein Großteil der Erklärungen in der gestrigen EZB-Sitzung waren bereits angekündigt worden und die Grundlagen dafür waren in vorangegangenen Sitzungen und Reden gelegt worden. Das einleitende Statement wurde vom Markt gut aufgenommen, und ließ erwarten, dass in der Pressekonferenz weitere Details folgen würden. Jedoch gab es eindeutig eine kleine Enttäuschung, als es neben dem Eingeständnis, dass die Diskussion über politische Optionen nicht einstimmig war, aber "die meisten Menschen konvergierten", zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Details bekannt gegeben wurden. 

Draghi bezeichnete die Sitzung als eine Erörterung der Aussichten im Vergleich zu den politischen Details, mit denen sich der Regierungsrat einstimmig einig war. Die Aussichten wurden als "verschlechtert" und "nach unten geneigt" bezeichnet. Was die Zinsen betrifft, so war die zeitliche Vorausschätzung unverändert. Jedoch wurde der politische Kurs gesenkt auf "die Zinssätze bleiben mindestens bis zum ersten Halbjahr 2020 auf derzeitigen oder niedrigeren Niveau ". Dies war auch weitestgehend erwartet.

Der Überblick darüber, was auf den folgenden Sitzungen zu erwarten ist, wurde im Absatz erläutert "der EZB-Rat hat die zuständigen Ausschüsse des Eurosystems beauftragt, Optionen zu prüfen, einschließlich der Frage, wie sie ihre Vorausschätzungen zu den Leitzinsen verstärken können. Außerdem sollen Minderungsmaßnahmen, wie die Ausgestaltung eines abgestuften Systems für Reservevergütungen und Optionen für die Höhe und Zusammensetzung potenzieller neuer Nettoanlagekäufe geprüft werden". Der Markt wartet also bis zum nächsten Treffen im September auf das Ausmaß.

Was die Inflation betrifft, so erklärte Draghi, dass die "zugrunde liegenden Inflationsmaßnahmen gedämpft bleiben", weshalb der "EZB-Rat auch die Notwendigkeit einer äußerst anpassungsfähigen Geldpolitik über einen längeren Zeitraum betonte. Da die realisierten und projizierten Inflationsraten anhaltend unter dem Niveau lagen, die seinem Ziel entsprechen". Draghi erwähnte, dass auch in einer Erhebung unter professionellen Prognostikern die Inflationserwartungen in letzter Zeit gesunken seien, nicht nur die marktbasierten Messungen. Es wurde auch über die Symmetrie des Inflationsziels diskutiert, was nur zu mehr politischer Reaktion und nicht weniger führen kann. Doch dieses Thema wurde auch bereits in Sintra vorgetragen, also wieder nicht viel Neues an dieser Stelle.

Der EZB-Rat hatte während der Juli-Sitzung die Möglichkeit, die Markterwartungen zu übertreffen, aber er entschied sich stattdessen, sie zu erfüllen.

Nicholas Chatters

Nicholas Chatters, Investment Manager Fixed Income Rates bei Kames Capital

Diesen Beitrag teilen: