Wir betrachten die Euroschwäche als konjunkturzyklsich

Die Eurokrise, ein konjunkturzyklischer Abschwung, der sich zunehmend in den Köpfen der Investoren manifestiert, und sinkende Unternehmensgewinne sind nach Einschätzung von AXA Investment Managers (AXA IM) Parameter, die derzeit auf den Aktienmärkten nicht unterschätzt werden dürfen.

17.07.2012 | 13:12 Uhr

„Aktuell liegen die Zahlen nach wie vor bei einem Gewinnwachstum von plus zehn Prozent für 2012. Dieser Wert wird sich nach unserer Einschätzung bis zum Jahresende nicht halten. Wir gehen davon aus, dass er sich wohl eher bei minus fünf einpendelt“, sagt AXA IM Investmentstratege Franz Wenzel.

Insbesondere Asien bleibt attraktiv
Emerging Markets sind ein weiterhin wichtiges Thema. Aktien aus Schwellenländern, insbesondere Asien, bilden für AXA Investment Managers eine gute Anlage. Hier sieht Wenzel zwar einen zyklischen Abschwung, dieser falle jedoch moderater aus als in anderen Regionen. Auch die Zentralbanken, insbesondere die chinesische, sind nach wie vor sehr aktiv. Vor diesem Hintergrund wirke die Geldpolitik in ihren Wirkmechanismen positiver als in anderen Ländern.

Sparprogramm für das schuldengeplagte Spanien
Der kürzlich verabschiedete Sparplan Spaniens ist laut Wenzel eine vernünftige Lösung. In Anbetracht des gegenwärtigen spanischen Budgetdefizits sei es kaum vorstellbar, dass sich das Land tatsächlich von seiner Schuldenlast befreie. Ausgehend von einer dreiprozentigen Rezession in diesem Jahr und einem nullprozentigen Wachstum für 2013 würden die Schuldenlast und damit auch die Zinsbelastung viel eher steigen. Demgegenüber stehen die Maßnahmen des massiven Sparprogramms, die dem Staat durch Steuererhöhungen und Kürzungen in den nächsten zweieinhalb Jahren 65 Milliarden Euro einbringen sollen. „Dadurch sollte das Vertrauen in die Finanzmärkte wieder ein Stück zurückkehren. Da wir hier aber noch ganz am Anfang stehen, wird die Unsicherheit in den nächsten Monaten nach wie vor bestehen bleiben“, so Wenzel.

Prognostizierte Wirtschaftsleistung der Eurozone
Deutschland verliere inzwischen langsam an Dynamik und Wenzel rechnet damit, dass die Wirtschaftsleistung der Eurozone 2012 um rund 0,2 Prozent sinken wird. „Sollte sich das weiter fortsetzen, könnte die Rezession in der Eurozone auch bei 0,3 oder 0,4 Prozent liegen. Da sich diese aber derzeit auch in den kleineren südlichen Ländern, wie zum Beispiel Portugal, auf einem niedrigen Niveau stabilisiert, gehen wir weiterhin von einer leichten Rezession von 0,2 Prozent aus“, so Wenzel. „Der Eurokollaps ist für uns kein Thema. Wir sehen es eher als eine konjunkturzyklische Euroschwäche.“

Verstaatlichung der Schulden?
Das Thema Eurobonds reflektiert Wenzel nicht ganz so kritisch, da sich seiner Auffassung nach die Vorzeichen ändern. „Wenn man Spaniens Beispiel folgt und auch in den anderen Ländern der Eurozone wie gefordert gespart wird, denke ich, dass eine Verstaatlichung der Schulden und dadurch eine gemeinsame Schuldenlösung, darstellbar ist. Bis dahin müssen alle Länder, einschließlich Deutschland, ihre Hausaufgaben was Budgetdefizit und Schuldenabbau anbelangt gemacht haben“, so Wenzel. „Solange in den einzelnen Ländern stark unterschiedliche Budgetdefizite herrschen, macht eine Zweckgemeinschaft von Schulden keinen Sinn“, so Wenzel weiter. Bei einer Änderung der gegebenen Rahmendaten schließt er Eurobonds für die Zukunft jedoch nicht kategorisch aus.

Politik bewegt sich
„Angesichts der aktuellen Schuldenlage halten wir Eurobonds für nicht darstellbar. Doch die Politik bewegt sich“, so Wenzel. Die einzelnen Länder sind gerade dabei, über die EU Kommission ihre Budgetvorschläge einzureichen, die dann von der EU nochmals kritisch geprüft und eventuell abgesegnet werden müssen. In diesem Schritt wird laut Wenzel bereits ein Stück Souveränität abgegeben, da besonders die Franzosen das Thema Budgethaushalt als ihre Art von Souveränität betrachten. „Wir Deutschen haben da ein leicht modifiziertes Verständnis. Dennoch ist das Budget die Hausnummer eines jeden Staates. Und wenn man sich hier in die Karten schauen läßt, ist das ein großer Schritt in Richtung Öffnung zur Europäischen Union und insbesondere in Richtung einer Bankenunion.“

Die Entscheidung zum Bankenregulator
Beim Europäischen Gipfel Ende Juni wurde der Beschluss eines europäischen Bankenregulators gefällt. Dieser wird dann wahrscheinlich das Mandat haben, Banken genauer zu untersuchen und eventuell auch zu schließen. „Jetzt kommt die Gretchen- Frage: Wird es ein echter Regulator, also eine echte europäische Aufsichtsbehörde, sein? Dann denke ich, wäre dies, ein großer Schritt in die richtige Richtung. Wird es jedoch Kleinstaaterei auf nationaler Ebene sein, wie es unterschiedliche Länder fordern, dann haben wir unumgänglich das Problem des Interessenkonfliktes auf europäischer Ebene“, so Wenzel. „Hier werden in der nahen Zukunft Weichen gestellt, die eine große Tragweite haben. Ob es eine europäische Aufsichtsbehörde oder ein nationales Aufsichtsorgan mit Hilfe der Europäischen Zentralbank wird, wissen wir heute noch nicht. Die Entscheidung wird jedoch ein wichtiger Wegweiser.“

Die Pressemitteilung im pdf-Dokument.

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