Morgen ist ein neuer Tag

Der September dürfte nicht wenige Ereignisrisiken bereithalten. Unter anderem werden wir Klarheit über neue EZB-Interventionen bekommen und die Bundesverfassungsgerichtsentscheidung zum ESM erfahren.

07.09.2012 | 09:12 Uhr

Eine Woche, die es in sich hat

Dem Euroraum steht ein entscheidender Monat bevor. Zunächst trifft sich am 6. September der EZB-Rat. Richtig spannend wird es aber in der Woche danach, wenn die Europäische Kommission ihren Vorschlag zur Bankenunion vorlegt und das Bundesverfassungsgericht seine ESM-Entscheidung verkündet. In den Niederlanden wird gewählt, und die G20 treffen sich ebenso wie die Eurogruppe.

Alles blickt auf die EZB

Die EZB-Ratssitzung am 6. September dürfte mehr Klarheit über die von Notenbankchef Draghi im letzten Monat in Aussicht gestellten Anleihekäufe bringen. In unserem letzten Monatsbericht schrieben wir bereits, welche Fragen die EZB beantworten muss.

Erst kürzlich hielt EZB-Direktoriumsmitglied Asmussen eine Rede, aus der sich Hinweise auf Einzelheiten des neuen Programms herauslesen lassen. Wir vermuten, dass die EZB nur wenig Konkretes zur Implementierung sagen wird, zumal bislang weder Spanien noch Italien offiziell um Unterstützung gebeten
haben und jegliche Hilfen an Bedingungen geknüpft sein werden. Wir werden insbesondere auf Folgendes achten:

  1. Auflagen: Sehr umstritten ist, wie mit einem Land umgegangen werden soll, das die Auflagen der EZB missachtet, nachdem die Notenbank begonnen hat, seinen Anleihemarkt zu stützen – zumal auch dann ein völliger Marktzusammenbruch vermieden werden muss. Dies spricht dafür, dass die EZB ihre Hilfen bereits im Vorfeld an strenge Auflagen knüpft und ihre Einhaltung genau überwacht.
  2. Zusagen: Wir glauben, dass die EZB nur sehr diskret intervenieren wird, damit der Druck auf die Regierungen bestehen bleibt. Die Notenbank wird sich kaum zu Interventionen in unbegrenzter Höhe und ohne zeitliche Beschränkung bereiterklären.
  3. Renditeziele: Wir rechnen damit, dass die EZB die Märkte mit weichen Renditezielen steuert, diese aber nicht veröffentlicht – und keine harten Spreadobergrenzen vorgibt. Diese Zielkorridore können sich im Zeitablauf und in Abhängigkeit von den länderspezifischen Fundamentaldaten ändern.
  4. Meinungsverschiedenheiten in der EZB: Bundesbankpräsident Weidmann äußerte im letzten Monat „Vorbehalte“; das Statement deutete auf schwierige Verhandlungen hin. Das deutsche Direktoriumsmitglied Asmussen, ein enger Vertrauter und früherer Berater von Bundeskanzlerin Merkel, scheint das Programm hingegen zu akzeptieren. Besonders interessant werden daher Hinweise auf neue Diskussionen in der EZB sein.
  5. Portugal: Die EZB könnte ihr neues Programm mit einer Intervention am portugiesischen Staatsanleihemarkt beginnen, weil dem Land bereits Auflagen verordnet wurden und die zweijährigen Staatsanleiherenditen noch immer über 5% liegen.
  6. Käufe von Nichtstaatsanleihen: Im letzten Monat ließ Draghi die Möglichkeit offen, Wertpapiere privater Emittenten zu kaufen. Solche Käufe könnten Teil des neuen Programms sein.
  7. Vorrang: Dieses Problem könnte dadurch gelöst werden, dass sich die EZB auf Käufe kurzlaufender Schatzwechsel beschränkt, die von Umschuldungen in der Regel nicht betroffen sind, oder mögliche Verluste an den EFSF/ESM weitergibt. Sie könnten etwa mit dem Kapitalanteil des jeweiligen Landes an den Hilfsfonds gedeckt werden.

Der vollständige Monatsbericht im pdf-Dokument

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