QE3 könnte Märkten neuen Auftrieb geben

Nach Gerichtsentscheidung für den ESM stehen Wirtschaftsdaten wieder im Zentrum des Interesses

19.09.2012 | 08:43 Uhr

In diesem ereignisreichen Monat sieht es bis jetzt so aus, als könnten zwei Punkte von der Liste der Anlegerbefürchtungen gestrichen werden. Zum einen genehmigte das Bundesverfassungsgericht den Beitritt Deutschlands zum ESM, den in der Entstehung begriffenen dauerhaften Euro-Rettungsschirm, zum anderen könnten die Wahlen in den Niederlanden eine weniger euroskeptische Koalitionsregierung an die Macht bringen als ursprünglich befürchtet, auch wenn die Meinungsumfragen nicht eindeutig ausfielen. Zusammen mit der kühnen EZB-Aktion in der letzten Woche sind dies positive Entwicklungen. Wir rechnen damit, dass sich die Märkte jetzt stärker auf die Wirtschaftsdaten konzentrieren. Da diese im Allgemeinen nicht zufriedenstellend sind, behielten wir unsere vorsichtige Haltung bei.

Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts ermöglicht die Ratifizierung des ESM durch Deutschland, das als einziger Staat des Euroraums den ESM-Vertrag noch nicht unterzeichnet hatte. Die Outright Monetary Transactions (oder unbegrenzte Anleihenkäufe) der EZB, die letzte Woche angekündigt wurden, können nun fortgeführt werden. Die Unterstützung durch den Rettungsfonds war eine der Voraussetzungen für OMT-Käufe von Staatsanleihen eines Mitgliedsstaats der Eurozone. Die vollständige Ratifizierung bedeutet, dass der ESM seine Arbeit aufnehmen kann. Es könnte sein, dass Spanien irgendwann einmal Hilfe beantragt. Da die Renditen für spanische Staatsanleihen jedoch vor kurzem deutlich zurückgingen, könnte sich das Land mit einem entsprechenden Antrag noch Zeit lassen. Insgesamt gesehen reagierte der Markt mit einem relativ matten Aufschrei.

Durch das grüne Licht für den ESM und die OMT wurde zwar das Risiko eines Auseinanderbrechens des Euroraums reduziert, der Teufelskreis von schwachem Wirtschaftswachstum und Sparmaßnahmen wurde jedoch nicht durchbrochen, so dass wir nicht übermäßig optimistisch sind. Im zweiten Quartal schrumpfte die Wirtschaft des Euroraums im dritten Quartal in Folge. Mehrere Frühindikatoren wiesen auf eine mögliche Schrumpfung des deutschen Wirtschaftswachstums im zweiten Halbjahr hin. In Frankreich stagniert das Wachstum seit dem dritten Quartal letzten Jahres. Italien und Spanien rutschten tiefer in die Rezession.

Portugal ist mit Ausgabenkürzungen und Reformen auf dem richtigen Weg, hat aber Schwierigkeiten, sich an die Vorgaben für den Abbau des Haushaltsdefizits zu halten, da das Steueraufkommen niedriger liegt als erwartet. Der Finanzminister erklärte, dass das Defizit für dieses Jahr bei 5 % statt 4 % des BIP liegen wird und für nächstes Jahr bei 4,5 % statt bei 3 %. Die Renditen für 10-jährige portugiesische Staatsanleihen liegen immer noch bei knapp 8 %, was bedeutet, dass sich das Land immer noch nicht über die Kapitalmärkte finanzieren kann. Portugal könnte daher weitere Rettungsgelder benötigen.

In den USA scheint der schlechte Arbeitsmarktbericht für August den Fürsprechern von QE3 Auftrieb zu geben. QE3 steht für eine weitere Runde von Anleihenkäufen durch die amerikanische Fed, mit dem Ziel, das Wirtschaftswachstum zu stützen. Die 96.000 neu geschaffenen Stellen reichten allein nicht aus, um die Arbeitslosenquote zu reduzieren. Deren Rückgang von 8,3% auf 8,1% war auf den deutlichen Rückgang der Erwerbsbevölkerung zurückzuführen, da viele Menschen die Arbeitssuche aufgaben. Wahrscheinlich wird QE3 nach der geldpolitischen Sitzung der Fed am 13. September angekündigt werden.

Das japanische Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal musste nach unten revidiert werden: von 1,4 % auf 0,7 % (im Quartalsvergleich auf das Jahr hochgerechnet). Der Außenhandel wirkte belastend. Exporteure hatten mit der weltweiten Konjunkturflaute und der erneuten Stärkung des Yen zu kämpfen. Der Ausblick ist auch nicht viel besser, auch wenn sich die Aufträge für Maschinen von ihrer früheren Schwäche erholten.

Die Daten aus China bestätigten das nachlassende Wachstum. Die Industrieproduktion nahm so langsam zu wie schon seit Mai 2009 nicht mehr. Die Einzelhandelsumsätze fielen für chinesische Verhältnisse bescheiden aus. Bei den Ausfuhren lag der Zuwachs deutlich unter der durchschnittlichen Wachstumsrate der letzten 10 Jahre und auch die Einfuhren waren rückläufig. Wir rechnen damit, dass Zinsen oder Mindestreservesätze für Banken weiter gesenkt werden, auch wenn die Regierung dabei vermutlich nicht so aggressiv vorgehen wird wie 2008, als massive Stimuli eine Überhitzung zur Folge hatten.

Der Marktausblick im pdf-Dokument

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