AXA: Ölpreisverfall ändert die Spielregeln

Die Investmentstrategen von AXA Investment Managers (AXA IM), Eric Chaney und Ma-nolis Davradakis, erklären, welche Auswirkungen ein anhaltend niedriger Ölpreis auf die Weltwirtschaft hätte.

26.01.2015 | 10:59 Uhr

Der Rohölpreisverfall auf 50 USD je Barrel ist nicht temporär und wird das Weltwirtschaftswachstum anregen. Dieser Ansicht sind die Research-Experten von AXA Investment Managers (AXA IM). Der niedrige Ölpreis stärke die Weltwirtschaft durch positive Nachfrage- und Angebotsschocks. „Ein dauerhaft niedriger Ölpreis zieht aber auch Beeinträchtigungen nach sich“, meinen Chefvolkswirt Eric Chaney und leitender Volkswirt Manolis Davradakis von AXA IM. „Zum Beispiel sinkt der Anreiz für Innovationen und Reformen im Energiesektor und das Risiko politischer Destabilisierung in einigen ölproduzierenden Ländern nimmt zu.“

Saudi-Arabien habe seine Strategie deutlich gemacht: „Es will seine weltweiten Marktanteile behalten, wird aber nicht die Marktpreise stützen.“ Das ist nach Ansicht der beiden Volkswirte nur vernünftig und der Grund dafür, dass der Ölpreis voraussichtlich noch lange niedrig bleibt. In den frühen 1980er Jahren habe das Land das Gegenteil getan, als es die Produktion kürzte, um die Marktpreise zu halten, und damit ganz nebenbei seine Wettbewerber subventionierte – insbesondere die außerhalb der OPEC. „Aber Saudi-Arabien hat seine Lektion gelernt“, so Chaney und Davradakis. Das Land und seine Verbündeten im Golf-Kooperationsrat wüssten, dass sie von niedrigeren Preisen möglicherweise sogar profitieren können – nämlich dann, wenn die Preise in Folge eines stärkeren Wachstums wieder anzögen. „Dann wird sich ihre mutige Strategie auszahlen“, sind sich Chaney und Davradakis sicher.Die Ölproduzenten – unkonventionelle wie auch konventionelle – befänden sich in einer Zwickmühle: Der Dauerniedrigpreis wiege schwer auf den Gewinnen der Ölschieferproduzenten in den USA. Für manche seien die internationalen Preise unter dem so genannten externen Break-Even-Preis. Dieser beziffert, was Öl kosten muss, damit sich dessen Förderung lohnt. Das gelte bereits für mehrere Länder. „Wenn der Ölpreis den Break-Even-Preis unterschreitet, könnten Produzenten wie Russland, Nigeria oder Venezuela ohne ausreichende Währungsreserven mit einer Zahlungsbilanzkrise konfrontiert werden“, prophezeien Chaney und Davradakis. In Russland und Nigeria kämen außerdem Währungsabwertungen und ein erhöhtes Inflationsrisiko hinzu. In Venezuela könne der Ölpreisverfall den Weg zu einem Staatsbankrott ebnen.

Gerade diese Länder mit angespannten Haushalts- und Währungsreserven werden im Zuge der niedrigen Ölpreise aufgrund der sinkenden Einnahmen ihre öffentlichen Ausgaben senken und den Druck von den staatlichen Haushalten nehmen müssen, vermuten die Experten. Subventionseinschnitte im Energiebereich könnten die Folge sein – sowohl bei ölexportierenden als auch bei ölimportierenden Ländern. Da der Ölpreis den Kohlepreis bestimmt, werde sich die Investition in die Entwicklung alternativer Energien nicht mehr lohnen. Dies hätte zur Folge, dass die Kohlenstoffdioxidemissionen weltweit kurzzeitig steigen. „Diese Szenarien können zu öffentlichen Unruhen und politischer Instabilität führen“, meinen Chaney und Davradakis. Eine anziehende Fiskalpolitik seitens der Zentralbanken könne diesen Effekt noch verstärken und sei daher momentan von keinem Politiker gewünscht. Nach Einschätzungen der Research-Experten von AXA IM ist eine restriktivere Geldpolitik der Zentralbanken in naher Zukunft aber unwahrscheinlich.

Der vollständige Kommentar im pdf-Dokument

Diesen Beitrag teilen: