WisdomTree: Platin surft auf der Erfolgswelle des Goldes

Edelmetalle

Die Gold-Rally hat in den vergangenen beiden Monaten den größten Teil der Edelmetalle beeinflusst. Silber und Platin sind dem Goldpreis am dichtesten gefolgt.

19.09.2019 | 11:50 Uhr

Von Nitesh Shah, Director Research beim ETP-Anbieter WisdomTree.

Ein Sprichwort besagt, "eine steigende Flut hebt alle Boote". In Bezug auf die Edelmetallmärkte sollten die Boote einander ähneln. Die Gold-Rally hat in den letzten zwei Monaten den größten Teil der „Edelmetallboote“ angehoben, wobei Silber und Platin dem Kielwasser von Gold am dichtesten gefolgt sind. Der Grund hierfür liegt weitgehend an geopolitischen Themen, vor allem an den Handelskriegen (siehe: Gold könnte auf über 1800 US-Dollar/Unzesteigen, wenn die geopolitischen Risiken weiterhin hoch bleiben).

Die Quelle des Risikos an den Finanzmärkten, die den Goldpreis (und damit auch Silber wegen der hier gegebenen Korrelation) unterstützt, dürfte letztendlich die Nachfrage nach Silber für industrielle Anwendungen beeinträchtigen. Der Katalysator für die Silber-Rally ist also ein zweischneidiges Schwert. Je stärker die historische Korrelation zwischen einem Edelmetall und Gold ausfällt, desto besser dürfte es in dieser Zeit der geopolitischen Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Handelskrieg laufen.

Wie die untenstehende Korrelationsmatrix zeigt, ist die Beziehung zwischen Gold und Silber die stärkste, während die Korrelation zwischen Gold und Palladium am schwächsten ausfällt. Die Korrelation zwischen Gold und Platin ist ziemlich stark und entspricht den jüngsten Preisentwicklungen.

Korrelation zwischen den Edelmetallpreisen

 

Gold

Silver

Platinum

Palladium

Gold

1.00

 

 

 

Silver

0.72

1.00

 

 

Platinum

0.59

0.60

1.00

 

Palladium

0.27

0.37

0.55

1.00

Quelle: WisdomTree, mit monatlichen Stichtagen von Bloomberg, monatliche Daten von August 1989 bis August 2019

Die Rangfolge der Korrelation folgt der gleichen Rangfolge in Bezug auf die industrielle Nutzung der verschiedenen Edelmetalle. Gold verzeichnet die geringste Nachfrage aus industriellen Anwendungen, Palladium die höchste.

Einige Edelmetalle sind stärker industriell geprägt

 

% der Nachfrage in der industriellen Fertigung [1]

Gold

10%

Silver

57%

Platinum

62%

Palladium

94%


Quelle: WisdomTree, Refinitiv, Johnson Matthey, Durchschnitt 2009 bis 2018

Betrachtet man die spekulative Positionierung an den Future-Märkten, so scheint der Anstieg des Optimismus zugunsten dieser Metalle einer ähnlichen Ordnung gefolgt zu sein wie im vergangenen Jahr die Rangfolge in bezug auf ihre Relevanz für die industrielle Anwendung.


[1] Die industrielle Fertigung umfasst Autokatalysatoren, chemische, elektrische, zahnmedizinische, photovoltaische, Hartlötlegierungen/-verteiler, Fotografie, Ethylenoxid (d.h. Nachfragekategorien, die Investitionen und Schmuck ausschließen).

Abbildung 1: Spekulative Nettopositionierung2 in Edelmetall-Futures (indexiert auf 100 am 01.01.2019)

Spekulative Nettopositionierung

Grundsätzlich glauben wir nicht, dass sich bei Platin seit unserer letzten Analyse viel geändert hat. Seine Performance ist in den letzten Jahren aufgrund einer strukturellen Verschiebung der Nachfrage nach Diesel-PKW hin zu Benzin-PKW hinter Palladium zurückgeblieben (Platin wird in erster Linie verwendet, Palladium in zweiter Linie). Platin ist im Vergleich zu Palladium vielleicht ein wenig überverkauft. Darüber hinaus könnte ein Anstieg der Nachfrage nach Diesel-Autokatalysatoren aus China und Indien im Zusammenhang mit strengeren Emissionskontrollen bei schweren Nutzfahrzeugen trotz anhaltender Schwäche bei Diesel-Pkw einen weiteren Rückgang der Platinnachfrage aufhalten. Eine unvermeidliche Aufwärtskorrektur bei Platin erhielt durch den Anstieg des Goldpreises Rückenwind.

Ähnlich wie bei Silber könnte die industrielle Nachfrage nach Palladium nach der anfänglichen Dynamikerholung zurückgehen. Der globale Automobilabsatz - Treiber der Platin- und Palladiumnachfrage - verlangsamt sich und dürfte unter der durch den Handelskrieg ausgelösten globalen Rezession leiden (die der Markt offenbar zunehmend in Bezug auf Maßnahmen der Zentralbanken einpreist). Wir sehen hier also auch eine starke taktische Chance für Platin und nicht eine längerfristige, auf längerfristigen Fundamentaldaten basierende Gelegenheit. Umgekehrt glauben wir nach wie vor, dass die langfristigen Fundamentaldaten für Palladium immer noch sehr stark sind, während jedoch kurzfristige Katalysatoren fehlen.

[2] Spekulative Positionen sind die nichtkommerziellen Futures-Positionen, die die Shorts aus den von der Commoditiy Futures Trading Commission gemeldeten Longpositionen der jeweiligen Rohstoffe, aufrechnen. WisdomTree hat die Serie am 01.01.2019 indiziert, so dass alle Metalle den gleichen Ausgangspunkt am Anfang der dargestellten Zeitreihe haben.

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