NN IP: Schwellenländer – Geldmarkt besser als Anleihen

Die Allokation in lokale Geldmarktinstrumente aus Schwellenländern war in den vergangenen zehn Jahren im Vergleich zu lokalen Anleihen gering. Doch das wird sich vermutlich ändern – im Wesentlichen aus drei Gründen, sagt Daniel Wood, Senior Portfolio Manager Emerging Markets Debt Local Currency bei NN Investment Partners.

28.03.2018 | 12:16 Uhr

Duration ist für Anleger zunehmend ein Thema, da die Inflation langsam Fahrt aufnimmt und das Ausklingen der lockeren Geldpolitik der Zentralbanken absehbar ist. In diesem Umfeld sind lokale Geldmarktinstrumente mit ihrer kurzen Duration interessant. Weitere Faktoren, die für diese Anlageklasse sprechen, sind ihre Diversifizierungsvorteile und die Unterbewertung der Schwellenländerwährungen.

Im Wesentlichen haben lokale Geldmarktinstrumente aus Schwellenländern im aktuellen Marktumfeld drei große Vorteile gegenüber lokalen Schwellenländeranleihen: Ihre viel geringere Anfälligkeit für steigende Zinsen, die vorteilhafte Indexzusammensetzung und ihre besseren Diversifizierungseigenschaften.

Erster Vorteil: Lokale Geldmarktinstrumente sind gegenüber lokalen Schwellenländeranleihen auf kurze bis mittlere Sicht viel  weniger anfällig für steigende Zinsen. Der Index für Geldmarktinstrumente in Lokalwährung, der JP Morgan Emerging Local Markets Index Plus (ELMI+), hat eine durchschnittliche Laufzeit von gerade einmal zwei Monaten im Vergleich zu einer Laufzeit von über fünf Jahren bei lokalen Anleihen, die durch den JP Morgan Global Bond Index – EM Global Diversified (GBI-EM GD) repräsentiert werden. Geldmarktinstrumente in Lokalwährung bieten einen Zins von fast 4% im Vergleich zu 6% bei lokalen Anleihen. Wir sind jedoch nicht der Meinung, dass diese zusätzlichen 2% Anleger für das Durationsrisiko in einem steigenden Zinsumfeld entschädigen. Nach unserem Erachten dürfte bis Ende 2019, über die Hälfte der Länder im Local Bond Index einen Inflationsanstieg erleben. Darüber hinausgehen wir davon aus, dass zehn Zentralbanken dieser Länder in diesem Zeitraum allmählich die Leitzinsen erhöhen werden, während nur vier Notenbanken die Zinsen senken dürften. Höhere Leitzinsen sollten Geldmarktinstrumenten in Lokalwährung zugutekommen, da die Zinsunterschiede im Verhältnis zu den entwickelten Märkten so zunehmen.

Zweiter Vorteil: Die Indexzusammensetzung bei Geldmarktinstrumenten in Lokalwährung ist vorteilhafter. Erstens ist der Anteil der Länder mit einem grundsätzlichen Bilanzüberschuss im Local Currency Index viel höher. Diese Länder erfreuen sich eines natürlichen Aufwärtsdrucks auf ihre Währung und sind weniger anfällig für potenzielle Währungsschwankungen aufgrund einer global abnehmenden Risikobereitschaft von Investoren. Zweitens hat der Lokalanleihe-Index eine viel höhere Gewichtung in Ländern mit Zwillingsdefiziten. Diese erzielen zwar höhere Renditen, sind aber auch anfällig für die Abwertung ihrer Währungen aufgrund von Kapitalabflüssen. Zudem ist der Index für lokale Geldmarktinstrumente viel repräsentativer für thematische Faktoren der Schwellenländer, da 17% des Index in China und Indien allokiert sind. Aufgrund der Restriktionen, die in diesen beiden Märkten für den Handel mit Lokalanleihen gelten, hat der Local Bond Index eine Gewichtung von 0%.

Dritter Vorteil: Geldmarktinstrumente in Lokalwährung bieten eine bessere Diversifizierung. Das ist besonders in einem Umfeld von Bedeutung, in dem viele Anleger die Belastung durch angespannte Bewertungen fühlen, aber dennoch nicht aus dem Markt aussteigen möchten, wenn die globalen Fundamentaldaten so robust sind. Obwohl die Sharpe Ratios für lokale Anleihen im Vergleich zu Geldmarktinstrumenten in Lokalwährung von Januar 2003 bis Dezember 2017 etwas positiver ausfielen, kehren sich diese Sharpe Ratios in Phasen grundsätzlich steigender Leitzinsen markant um. Die Korrelationen zwischen Geldmarktinstrumenten in Lokalwährung und Spread- Produkten weltweit waren zwischen Januar 2003 und Dezember 2017 ebenfalls deutlich niedriger als bei lokalen Anleihen und fielen gegenüber US-Hochzinsanleihen sogar negativ aus. Zudem schneiden Geldmarktinstrumente in Lokalwährung in turbulenten Marktphasen tendenziell besser ab und haben in der Vergangenheit geringere Verluste als lokale Anleihen erlebt.

Unserer Ansicht nach sind Anleger im aktuellen, steigenden Zinsumfeld Anleger in Geldmarktinstrumente in Lokalwährung deutlich unterpositioniert. Die Anlageklasse bietet die Vorteile minimaler Durationsrisiken und einer geringen Korrelation mit Spread-Produkten weltweit, wovon Anleger in einem Umfeld mit global steigenden Zinsen und zunehmenden Sorgen vor einer weltweit höheren Inflation profitieren dürften. Da die Geldpolitik allmählich gestrafft wird und die Inflationsprognosen im gesamten Schwellenländeruniversum steigen, sollten Geldmarktinstrumente in Lokalwährung unserer Meinung nach die bevorzugte Wahl für Anleger sein, die in den kommenden zwei Jahren – und eventuell darüber hinaus – eine Ausrichtung auf Schuldtitel aus den Schwellenländern haben möchten.

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