Metzler: Nur eine Pause oder schon das Ende der Reflationshoffnungen?

Deflation oder Reflation - das ist hier die Frage. Nach Einschätzung von Edgar Walk, Chefvolkswirt Metzler Asset Management, spricht vieles dafür, dass die Kerninflation in der Eurozone ihren Aufwärtstrend schon bald wieder fortsetzen wird.

26.05.2017 | 14:51 Uhr

Nachdem die Inflationserwartungen für zehn Jahre in der Eurozone von etwa 1,0 % im Juli 2016 bis auf 1,6 % im Februar 2017 deutlich gestiegen waren, sanken sie in den vergangenen Wochen wieder auf etwa 1,4 %. Die Reflationshoffnungen haben damit zwar einen Dämpfer erhalten, grundsätzlich spricht aber vieles dafür, dass sich der Aufwärtstrend der Inflationserwartungen bald wieder fortsetzen wird. So dürfte die Kerninflation (Mittwoch) in der Eurozone zwar von 1,2 % im April auf 1,0 % oder 1,1 % im Mai gefallen sein, in den kommenden Monaten ist jedoch wieder mit einem steigenden Trend zu rechnen, der die Kerninflation bis Jahresende bis auf 1,5 % tragen könnte. Auch dürfte eine anhaltend sich beschleunigende Kreditvergabe (Montag) die Reflationshoffnungen stärken – umso mehr, als Europas Konjunktur derzeit auf Hochtouren läuft und keine Anzeichen zu erkennen sind, dass sie sich abschwächen könnte. Das dürften auch die neuesten Daten zum Geschäftsklimaindex der EU-Kommission (Dienstag) sowie zum Einkaufsmanagerindex (Donnerstag) zeigen. Die Arbeitslosenquote (Mittwoch) sollte im April den rapiden Abwärtstrend der Vormonate fortgesetzt haben und auf 9,4 % oder sogar 9,3 % gefallen sein. Zurückzuführen ist dies auf die Absicht der Unternehmen in der Eurozone, außerordentlich viele neue Arbeitskräfte einstellen zu wollen.

USA: Arbeitsmarktbericht als wichtiger Einflussfaktor für die Fed-Sitzung Mitte Juni

Traditionell ist der US-Arbeitsmarktbericht (Freitag) der monatliche Höhepunkt der Datenveröffentlichungen. Die Datenlage spricht für eine stabile Arbeitslosenquote und für ein etwas höheres Lohnwachstum. Damit wäre der Weg für eine Leitzinserhöhung der Fed auf ihrer Sitzung im Juni geebnet. In den USA werden – wie in Deutschland – hauptsächlich im Mittelstand neue Stellen geschaffen, sodass die gute Stimmung bei den mittelständischen Unternehmen und die hohen Einstellungsabsichten ein positives Signal für den Arbeitsmarktbericht sind.

Darüber hinaus werden noch die Konsumausgaben (Dienstag) veröffentlicht – sowie der ISM-Index (Donnerstag) und die Automobilumsätze (Donnerstag). 

Japan: Konjunktur läuft gut

Die Arbeitslosenquote (Dienstag) liegt mit 2,8 % auf dem niedrigsten Stand seit mehr als 20 Jahren, und die Experten erwarten, dass die Industrieproduktion (Mittwoch) im April um mehr als 4,0 % gegenüber dem Vormonat gestiegen ist. Die japanische Wirtschaft läuft also sehr gut und hat bisher noch keinen größeren Druck auf die Löhne und Preise verursacht. Wahrscheinlich muss sich die japanische Wirtschaft erst einige Zeit in einer Überhitzungsphase befinden, bevor die Inflation nennenswert steigen wird. 

Der komplette Marktkommentar als PDF-Dokument.

Diesen Beitrag teilen: