Ob sich die Auswirkungen des Coronavirus auf den Anleihensektor mit denen des SARS-Virus vergleichen lassen, erklärt Head of Fixed Income Strategy Kevin Flanagan von WisdomTree.
12.02.2020 | 10:24 Uhr
Sicherlich beschäftigen sich auch andere Finanzexperten mit der Analyse dieser Situation. Allerdings stellte ich fest, dass der SARS-Ausbruch nicht im luftleeren Raum stattfand. Das aktuelle Coronavirus und der damit verbundene Risk-Off-Trade1 sind zweifellos Haupttriebkraft der jüngsten Entwicklungen im Bereich festverzinslicher Wertpapiere, insbesondere was den Markt der US-Treasuries (UST) angeht. Nachdem wir uns in die Materie vertieften (und zur Zeit des SARS-Ausbruchs auch auf den Märkten aktiv waren), stellten wir fest, dass die SARS-Episode vor 17 Jahren nicht unbedingt die Hauptursache für die dann folgende Zinsentwicklung war. Damals waren die Anleger noch mit den Folgen der Anschläge von 9/11, der Anthrax-Angst Ende 2001 sowie mit dem Corporate Governance-Skandal (Enron und WorldCom) beschäftigt. Aus makroökonomischer Sicht gewegten sich die USA gerade erst aus der Rezession des Jahres 2001 heraus, die US-Notenbank befand sich mit der Rückführung des US-Leitzinses von 6,50 auf 1,00 Prozent bis Juni 2003 mitten in einem aggressiven Zinssenkungszyklus.
Einige wichtige Highlights und Grafiken, die den Zeitraum der SARS-Ausbruch von November 2002 bis Juli 2003 veranschaulichen:
Quelle: Bloomberg, Stand 30.1.2020. Sie können nicht direkt in einen Index investieren. Die historische Performance ist kein Hinweis auf die zukünftige Performance, und jede Anlage kann an [1]Wert verlieren.
Quelle: Bloomberg, Stand 30.1.2020. Sie können nicht direkt in einen Index investieren. Die historische Performance ist kein Hinweis auf die zukünftige Performance, und jede Anlage kann an Wert verlieren.
Zwar ist Chinas Wirtschaft im Jahr 2020 weitaus stärker von globalem Einfluss geprägt als noch vor 17 Jahren. Es besteht kein Zweifel, dass sich der Ausbruch des Corona-Virus negativ auf das chinesische BIP und damit auf das globale Wachstum auswirken wird. Ausgehend von einem Epidemie-Höchststand im ersten Quartal scheinen sich die Schätzungen auf einen Widerstand von etwa 0,5 bis 1,0 Prozentpunkten für China und 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte in Bezug auf die globalen Wachstumsaussichten zu konzentrieren. Die USA sind davon zwar nicht isoliert, doch die Auswirkungen auf das reale BIP dürften dort derzeit nur wenige Prozentpunkte betragen. Tatsächlich liegt der US-amerikanische Gesamthandel mit China, ausgedrückt in Prozent des BIP, im niedrigen einstelligen Bereich.
Sobald die Epidemie ihren Höhepunkt erreicht hat, ist zu erwarten, dass sich die Geschichte auf dem UST-Markt wiederholt, wobei die 10-Jahres-Rendite wieder näher an 2 Prozent heranrücken könnte und die erwähnten Zinskurven wieder steiler ausfallen dürften. Die 3-Monats/10-Jahres-Kurve dürfte zudem wieder in den positiven Bereich zurückgehen. Auch die Spreads bei High-Yield-Bonds könnten sich ausgehend von den derzeitigen Niveaus etwas verengen.
Jegliche konjunkturelle Verlangsamung wird sich wahrscheinlich in den folgenden Quartalen wieder umkehren, und zwar in gewissem Umfang. Was die Fed betrifft, so wurde auf der Sitzung des Offenmarktausschusses im Januar unterstrichen, dass sich die Politik in einer Warteschleife befinde, obwohl die Fed Funds Futures in diesem Jahr zwei Zinssenkungen einpreisten.
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