Janus Henderson: Total return to bond

Phillip Apel, Leiter der Fixed Income Investment Strategy Group, glaubt, dass der Inflationsdruck 2018 gering bleiben und den Spielraum der Zentralbanken für Zinserhöhungen begrenzen wird. Den größten Einfluss auf die Marktrenditen werden 2018 aller Voraussicht nach die Wachstumstrends in den USA und China haben.

07.12.2017 | 09:29 Uhr

Welche Erkenntnisse haben Sie aus den Entwicklungen in diesem Jahr gewonnen?

In diesem Jahr haben wir uns lange Zeit eher am weniger riskanten Ende unseres Anlagespektrums positioniert. Wir waren der Meinung, dass es aufgrund der im historischen Vergleich hohen Bewertungen wenig Kurspotenzial an den Unternehmensanleihemärkten geben würde. Deshalb hatte unser Fonds nicht im vollen Umfang an der Rally bei Unternehmensanleihen teil. Die Erkenntnisse aus dieser Entwicklung lauten: Enge Credit Spreads (Renditeaufschlag gegenüber vergleichbaren Staatsanleihen) können über eine längere Zeit eng bleiben, und in einem Niedrigrenditeumfeld sollte der Wert des Carry (Ertrag einer Anleihe abzüglich der Finanzierungskosten) nicht unterschätzt werden.

Daneben hatten wir zu Jahresbeginn wegen einiger bekannter Risiken wie Wahlen in Europa mit Phasen erhöhter Volatilität gerechnet. Die Erkenntnis hieraus: Weil die Risiken bestens bekannt waren, hatten die Märkte sie bereits in einem gewissen Umfang eingepreist. Denn es ist eine Binsenweisheit, dass nur solche Dinge die Volatilität anfachen, die die Märkte nicht erwarten.

Welche zentralen Themen werden die Märkte, in die Sie investieren, 2018 vermutlich maßgeblich beeinflussen und wie wirkt sich das auf die Positionierung Ihres Portfolios aus?

Trotz niedriger Arbeitslosigkeit und positiven Wachstums erwarten wir keinen merklichen Inflationsanstieg. Das dürfte sowohl das Tempo wie auch den Umfang begrenzen, in dem die Zentralbanken ihre Zinsen vor der nächsten Rezession anheben können, wann immer sie kommen mag.

Deregulierung und Steuerreform in den USA dürften zwar die Wachstumsaussichten für 2018 nicht grundlegend ändern. Sie könnten sich jedoch stärker auswirken, als wir derzeit annehmen. Höheres globales Wachstum, eine unerwartet gute Performance von Risikoanlagen sowie eine straffere Geldpolitik als derzeit erwartet könnten die Folgen sein.

Eine solche Entwicklung würde die Positionierung unseres Portfolios in zweifacher Hinsicht beeinflussen. Erstens würden wir Vermögenswerte mit Carry bevorzugen, die von einer Fortsetzung des von uns erwarteten kontinuierlichen Wachstums sowie relativ verhaltener Geldpolitik profitieren. Zweitens würden wir versuchen flexibel zu bleiben, um schnell auf sich ändernde Bedingungen reagieren, große Verluste vermeiden und von Marktschwankungen profitieren zu können.

Was sind die zentralen Risiken und Chancen in 2018?

Bei positivem Wachstum und einer anhaltend stimulierenden Geldpolitik der Europäischen Zentralbank dürfte sich auch im nächsten Jahr Wertpotenzial in südeuropäischen Ländern wie Spanien und Portugal bieten. An den europäischen Zinsmärkten sehen wir am langen Ende angesichts der relativ steilen Renditekurven verglichen mit anderen Industrieländern gute Chancen, von Wertunterschieden zu profitieren.

In Australien könnten sich durch das Abwärtsrisiko der australischen Wirtschaft infolge ihrer großen Abhängigkeit von Rohstoffexporten und die extremen Bewertungen am Wohnungsmarkt Anlagechancen auftun. Gleichzeitig bieten Schwellenländer Renditen, die an etablierteren Märkten nicht zu finden sind. Daraus ergeben sich Chancen für aktive Anleger, die jedoch auch die vielen Risiken in diesen Ländern berücksichtigen sollten. Deshalb ist eine Balance zwischen aussichtsreichen Chancen und Vorsicht entscheidend.

Auf makroökonomischer Ebene bereiten uns die hohe und weiter steigende Verschuldung von US-Unternehmen sowie das sonstige spätzyklische Verhalten Sorgen. Hierin sehen wir eines der wesentlichen Risiken, die unseren Ausblick trüben könnten. Auch wenn wir derzeit keine offensichtlichen Auslöser für eine Trendwende bei den Ausfallraten ausmachen können: Die richtige Branchen- und Titelauswahl bleibt der entscheidende Faktor für Carry-Renditen. Ein weiteres großes Risiko könnte von einer möglichen Wachstumsabkühlung in China und davon ausgelösten Turbulenzen ausgehen. Denn Chinas Wachstum gilt als einer der stärksten Performance-Treiber in diesem Zyklus.

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