Edmond de Rothschild: Viel Potenzial bei Unternehmens-Anleihen in den Emerging Markets

Stéphane Mayor, Fondsmanager Emerging Market Credit Strategy, Edmond de Rothschild Asset Management; Foto: Edmond de Rothschild Asset Management
Anleihen

Lange lag der Fokus bei den Rentenmärkten der Schwellenländer auf Staatsanleihen. Doch auch Corporate Bonds sollten nicht verkannt werden, wie Stéphane Mayor, Portfoliomanager des bei den Lipper Fund Awards ausgezeichneten Edmond de Rothschild Fund Emerging Credit, zu berichten weiß.

17.04.2019 | 13:47 Uhr

Warum sollten Anleger in Unternehmensanleihen aus den Emerging Markets investieren?

Stéphane Mayor: Die EM-Rentenmärkte haben sich in den letzten zehn Jahren deutlich gewandelt. Früher dominierten Staatsanleihen, inzwischen hat sich jedoch vieles verändert. Unternehmensanleihen nehmen inzwischen eine Sonderstellung ein, und dieser Markt ist hochgradig diversifiziert. Wir sehen heute Emissionen mit einem Volumen von über einer Milliarde US-Dollar, außerdem ist das Emissionsvolumen insgesamt deutlich gewachsen. Emerging Market Debt ist heute eine eigenständige Assetklasse, die sowohl in privaten wie auch institutionellen Portfolios ihren Platz hat. EM-Anleihen zeichnen sich durch ihr attraktives Risiko-Rendite-Profil aus. Anleger finden hier Unternehmen jeder Größe und jeder Kreditqualität wie auch aus jedem Sektor und jeder Region der Welt. Außerdem können Anleger in Unternehmen investieren, die nicht an den Aktienmärkten gehandelt werden, denn viele Unternehmen geben zunächst Anleihen aus, bevor sie einen Börsengang in Erwägung ziehen.

Wodurch zeichnet sich Ihre erfolgreiche Emerging-Market-Credit-Strategie aus?

Stéphane Mayor: Erfahrung ist entscheidend. Emerging Market Credit ist für die meisten Anleger noch eine relativ neue Assetklasse. Der erste anerkannte Index wurde erst im Jahr 2000 entwickelt. Wir analysieren den Markt bereits seit den Neunzigerjahren. Früher bestand der Markt aus wenigen Namen wie Petrobras aus Brasilien, America Movil aus Mexiko oder Gazprom¹ aus Russland. Prognosen gehen für dieses Jahr von einem Emissionsvolumen von knapp 380 Milliarden US-Dollar aus2, das entspricht mehr als dem Dreifachen der Staatsanleiheemissionen. Verschiedene EM-Unternehmen operieren auch in einem sehr unterschiedlichen wirtschaftlichen Umfeld. Wer neue Chancen richtig einschätzen kann, kann einfacher die Unternehmen identifizieren, die für die Zukunft der Schwellenländer entscheidend sein werden. Und sehr häufig verlasse ich mich bei Anlageentscheidungen auf meine Erfahrung.

Warum wird die Anlageklasse Emerging Market Credit weiterhin für Investoren interessant bleiben?

Stéphane Mayor: Das liegt an zwei größeren Entwicklungen, die sich derzeit für die Assetklasse abzeichnen: Einerseits erreichen die Volkswirtschaften vieler Schwellenländer einen gewissen Reifegrad, andererseits erreichen einzelne Frontier-Märkte inzwischen das Niveau der Schwellenländer. Daher kommt es zu höheren Renditestreuungen, was für Anleger erhebliches Diversifikationspotenzial bergen könnte. Reifere Volkswirtschaften sind auch unabhängiger, die Emittenten sind weniger anfällig für die Risiken der BRIC-Länder. Außerdem fördert Reife die Entstehung neuer Sektoren. In Lateinamerika zum Beispiel wächst der Markt für Verbraucherfinanzierung, Anleger finden hier attraktive Renditen für ihr Emerging-Market-Credit-Exposure.

Wir müssen jedoch unserer Anlagephilosophie treu bleiben, deshalb zählen für uns sowohl die Größe der Emittenten als auch die Liquidität ihrer Wertpapiere. Selbst bei attraktiver Verzinsung halten wir uns lieber zurück, wenn das Emissionsvolumen zu klein ist. In einer Marktkorrektur sind derartige Anlagen die Ersten, die Verluste erleiden. Andererseits entstehen durch Korrekturen attraktive Einstiegspreise bei robusteren Emittenten, die uns überzeugen. Daher beobachten wir die Zyklen einzelner Sektoren genau. Unternehmen mit starkem Inlandsgeschäft wie zum Beispiel Airlines erholen sich in der Regel schneller. Durch die Aufnahme von Frontier-Märkten in das Anlageuniversum der Schwellenländer vergrößert sich die Wertpapierauswahl. Die Neuemissionen aus diesen Ländern eröffnen vielfältige Anlagemöglichkeiten mit unabhängigen Renditequellen. Bei der Entwicklung neuer Anlageideen verlassen wir uns jedoch auf unsere Erfahrung und untersuchen die Länderfaktoren in einer sorgfältigen Top-down-Analyse, bevor wir die Gewichtung einer Position festlegen. Sambia bietet zum Beispiel attraktive Renditen, wir sehen in dem Land jedoch Parallelen zu dem argentinischen Kreditausfall der späten Neunzigerjahre. Beteiligungen an sambischen Unternehmen¹ machen wir daher von dem Risikoprofil des Landes abhängig.

Wertentwicklung des EdR Fund Emerging Credit I - USD (LU1080015933)

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