Paladin Investorenbrief Q4/2020

Für das Paladin Team: Matthias Kurzrock und Marcel Maschmeyer
Marktrückblick

2020 lässt sich nicht in ein paar Worten zusammenfassen. Zu viel ist passiert, zu schnell, zu dramatisch. Vielschichtig und umwälzend. Das zurückliegende Jahr schlug gefühlt Haken wie ein Kaninchen auf der Flucht und wir bemühen uns gar nicht erst darum, all das in wenigen Sätzen abschließend einfangen zu wollen. Und doch haben wir Luft geholt und Bilanz gezogen.

24.02.2021 | 10:58 Uhr

2020 war das beste Jahr seit Auflage des Fonds Paladin ONE. Ein Plus von 30,09% steht zu Buche. Natürlich freuen wir uns. Aber wir schauen auch mit einer gehörigen Portion Demut und Respekt auf die letzten 12 Monate zurück. Wir hoffen – mit Blick auf die Umstände – ein solches Jahr nicht noch einmal erleben zu müssen.

Wir alle sind mittlerweile an die tägliche Meldung zu Infektionszahlen und Inzidenzen gewöhnt. Dabei wollen wir aber nicht vergessen, dass hinter jeder Zahl Einzelschicksale stehen. Und auch in wirtschaftlicher Hinsicht sind viele Menschen, Organisationen und Unternehmen oftmals unverschuldet hart getroffen worden. Für uns ein Grund dafür, unser Engagement als Gesellschaft weiter auszubauen und signifikante Beträge an zwei Projekte zu spenden, die in einem schwierigen Umfeld abseits staatlicher Rettungsschirme und Förderprogramme Verantwortung übernehmen. Sowohl die Bite-Back Shark and Marine Conservation als auch die Misool Foundation sind uns ein Herzensanliegen!

Wir wollen darüber hinaus dokumentieren, dass wir auch für unser eigenes Tun Verantwortung übernehmen. Bereits heute zeigen die von uns handverlesenen Portfolio-Unternehmen im Hinblick auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (die sogenannten ESG Kriterien) in Summe eine hohe Qualität. Zum Jahresbeginn gehen wir einen Schritt weiter und verstärken uns mit Tim Wehlmann. Er wird belastbare und klar definierte ESG-Prozesse bei Paladin implementieren und gewohnt transparent kommunizieren. Tim, wir freuen uns auf dich!

Wir wünschen allen Lesern ein gesundes neues Jahr und freuen uns auch diesmal über Feedback!

In schwachen Marktphasen stabil stehen: unser Fundament für Outperformance

Mit der letztjährigen Wertsteigerung von 30,09% liegen wir deutlich über der Entwicklung vergleichbarer Indizes. DAX (3,55%), MDAX (8,77%) und SDAX (18,01%) sind trotz eines Jahresendspurts weit abgeschlagen. Das wir hierbei nicht von einer Momentaufnahme sprechen, zeigt folgende Grafik über die letzten fünf Jahre.

Grafik

Man erkennt schnell, dass die Outperformance ihren Ursprung insbesondere in den schwachen Marktphasen hat. Wir erinnern an dieser Stelle kurz an unsere Zielstellung: neben einer Performance von 10% im langjährigen Durchschnitt streben wir zugleich eine deutlich niedrigere Volatilität als gängige Indizes an. Das Erreichen dieser zwei Ziele hat sich über die letzten fünf Jahre für unsere Anleger in doppelter Hinsicht ausgezahlt. Zum einen sollten sie deutlich ruhiger geschlafen haben. Zum anderen galt für sie die Börsenweisheit: was man nach unten nicht verliert, muss man nach oben nicht wieder aufholen.


Die positive Entwicklung des Paladin ONE ist die Summe vieler richtiger Entscheidungen. Im Jahr 2020 gab es davon offenbar so einige. Klar gibt es immer auch Dinge, die man ex post betrachtet besser hätte entscheiden können. Bereits in den Vorjahren haben wir das in unseren Investorenbriefen zum Jahreswechsel transparent reflektiert. Und daran halten wir fest: die Hall of Fame führt unsere erfolgreichsten Investments des abgelaufenen Jahres auf, über die man immer gerne spricht. Die Hall of Shame hingegen zeigt jene Investments, die uns Geld gekostet haben.

Es ist einfacher, Dinge nicht kommen zu sehen

„Es ist einfacher, Dinge nicht kommen zu sehen, als sie zu erkennen.“ Das Zitat stammt aus dem Buch Das Ende des Alterns von David Sinclair, Professor für Genetik an der Harvard Medical School. „Deshalb schreiben wir die Dinge, wie wir sie heute kennen, meist unmittelbar in die Zukunft fort“, erläutert Sinclair weiter. Auch wenn ein Genetikprofessor mit Börse vermeintlich nicht viel am Hut hat, beschreibt seine Feststellung unfassbar prägnant, wie Preisbildung an der Börse funktioniert. Und das Jahr 2020 war ein Paradebeispiel dafür.

Unmittelbar zum Jahresbeginn wurde über ein neuartiges Virus berichtet, das sich damals in einer chinesischen Provinz ausbreitete. Für viele Marktteilnehmer zu diesem Zeitpunkt nicht mehr als eine Randnotiz. Die Indizes erklommen noch bis Februar neue Allzeithochs. Anleger rund um den Globus schrieben die damals sichtbaren Entwicklungspfade der Wirtschaft in die Zukunft fort; ganz offensichtlich mehrheitlich nicht in der Lage, zu erkennen, welch dramatischer Einschnitt in unserem (Wirtschafts-)Leben bevorstand.

Innerhalb weniger Wochen büßten DAX & Co. dann allerdings rund 40% von ihren Höchstständen ein. Der wohl schnellste Crash aller Zeiten. Kaum ein Kapitalmarktexperte prognostizierte dann aber im März, dass die Märkte das Jahr 2020 praktisch auf Allzeithoch abschließen würden.

Und um ganz offen zu sein: auch wir haben weder den Crash noch die fulminante Erholung im Nachgang kommen sehen. Wir haben aber auch nie so agiert, als ob wir das könnten. Wann immer wir nach unserer Marktmeinung gefragt wurden und werden, betonen wir stets, keine zu haben. Wir wollen unbedingt vermeiden, dass etwaige Emotionen zur Marktentwicklung unsere Entscheidungen beeinflussen.

Unser Ziel ist ein möglichst robustes Portfolio. Und genau daran haben wir auch im abgelaufenen Jahr weiter „unbeirrt diszipliniert“ gearbeitet, wie es ein langjähriger Weggefährte über die Weihnachtstage in einer E-Mail an uns formulierte. Danke an dieser Stelle für die netten Worte nach Flensburg! Und genau das ist der Punkt. Deshalb sind wir nach diesem außergewöhnlichen Börsenjahr zufrieden: wir haben ein schönes Ergebnis erzielt, ohne von unserer Strategie und dem Investmentprozess abzuweichen, den wir bereits in deutlich ruhigeren Fahrwassern der Vorjahre erfolgreich umgesetzt haben.

76 Investmentideen, 19 Investmententscheidungen – und über 800 Seiten Text

Kurz vor Weihnachten flatterte die Anfrage eines Redakteurs in unser Email-Postfach. Eine große Zeitung will wissen: „Wie haben Sie aktuell Ihr Portfolio aufgestellt? Anders als üblich oder vergleichsweise normal?“ Unsere Antwort: „Ehrlich gesagt unterscheidet sich unsere Portfoliostruktur heute kaum von der vor einem Jahr. Knapp 70% des Fonds haben wir in der Value-Säule investiert – also in Unternehmen, bei denen wir aus heutiger Sicht erwarten, dass sich diese überwiegend aus eigener Kraft (und somit weitgehend unabhängig von der makroökonomischen Lage) erfolgreich weiterentwickeln werden. Ein kleiner Teil steckt derzeit in Sondersituationen. Zudem halten wir rund 25% Cash. Das garantiert uns die Freiheit, jederzeit attraktive Opportunitäten nutzen zu können. Und die prüfen wir laufend.“

Und doch führten die hochvolatilen Börsen im abgelaufenen Jahr auch zu umfangreichen Portfolioveränderungen. Zum einen mussten wir uns von einzelnen Beteiligungen trennen. Es galt, das Kapital unserer Investoren zu schützen, als die Auswirkungen von COVID-19 auf unser Leben sichtbar wurden. Darauf kommen wir gleich im Rahmen unserer Hall of Shame zu sprechen.

Zum anderen ließ uns der Markt – insbesondere in der zweiten Jahreshälfte – kaum eine andere Wahl, als verschiedene Beteiligungen zu verkaufen. Diesmal allerdings zumindest mit einem lachenden Auge. Bekanntlich investieren wir grundsätzlich langfristig. Bei Unternehmen wie Medios und der Deutschen Konsum REIT halten wir jeweils seit annähernd einem halben Jahrzehnt Anteile.

Langfristig investiert zu sein, hat viele Vorteile – aber nicht um jeden Preis. Steigen Kurse und Unternehmensbewertungen innerhalb kürzester Zeit in Höhen, die wir fundamental nicht untermauert sehen, verkaufen wir. Wir glauben, dass es zu diesem Zeitpunkt nicht klug ist, Aktien nur um des langfristigen Haltens willen nicht zu verkaufen. Die ein oder andere Aktie aus unserer diesjährigen Hall of Fame ist deshalb Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden.

Auf der anderen Seite haben wir auch in 2020 wieder eine Vielzahl von Investmentopportunitäten akribisch geprüft. Insgesamt 76 Unternehmen wurden durch unser Team für ein Investment im Fonds Paladin ONE vorgeschlagen. Das sind etwa 1,5 vorgeprüfte Ideen pro Woche. Die Vorprüfung dieser Ideen ist auf insgesamt mehr als 250 Seiten dokumentiert (eine wertvolle Erweiterung unserer Wissensdatenbank!).

Lediglich 19 Unternehmen haben diesen Vorauswahlprozess allerdings erfolgreich durchlaufen, was man als besonders hohen Anspruch werten darf, den wir an potentielle Portfoliounternehmen stellen. Hierfür wurden in Summe mehr als 500 Seiten Investmentvorlagen erstellt – und das vorrangig zu einem Zweck: der Reduzierung der Fehlerquote. Denn letztlich ist die Performance ganz wesentlich ein Resultat der nicht gemachten Fehler. Klar, auch wir können nicht übers Wasser gehen. Auch uns unterlaufen Investments, die am Ende nicht aufgehen. Wichtig ist uns aber, den emotionalen Impuls bei jeder Kaufentscheidung durch tiefgehende Analysearbeit weitestgehend zu unterdrücken. Im letzten Jahr hat das gut funktioniert. Doch dazu gleich mehr.

Eine im Jahresdurchschnitt anhaltend hohe Liquidität hat womöglich Performance gekostet – könnte man uns vorhalten. Vermutlich ist aber genau das Gegenteil der Fall. Denn eine verfügbare Liquidität motiviert natürlich, kontinuierlich und mit hohem Engagement Investmentopportunitäten zu prüfen. Sicherlich deutlich mehr, als dies bei einem statischen Portfolio der Fall wäre, das wenig Spielraum für neue Investments lässt. Folgerichtig ist rund die Hälfte der diesjährigen Wertsteigerung durch neue Investments entstanden, die wir erst im bzw. nach dem Corona-Crash getätigt haben. Liquidität bedeutet Beweglichkeit im Portfolio. Und das hat sich aus unserer Sicht erneut ausgezahlt.

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