Janus Henderson: Aktive Anlagestrategien gewinnen an Bedeutung

Warum dreht sich der Wind für passive Anlageinstrumente und begünstigt aktive Strategien? Dieser Frage gehen Dick Weil, Co-CEO von Janus Henderson Investors, und Ash Alankar, Global Head of Asset Allocation, nach.

16.02.2018 | 08:58 Uhr

Zurzeit werfen Anlageinstrumente wie etwa Bankeinlagen Erträge ab, die weit unter der Inflationsrate liegen. Sparer büßen daher unweigerlich Kaufkraft ein, wenn sie diese Instrumente in ihren Portfolios halten

Abzuwarten und über mögliche Alternativen für eine Anlage nachzudenken, kommt Anleger teuer zu stehen und zwingt sie zum Handeln.  Aber momentan sind die Zinsen wegen der ultralockeren Geldpolitik der Zentralbanken extrem niedrig. Für auskömmliche Renditen müssen Anleger daher mehr Risiko eingehen, denn Spar- und Tagesgelder kommen als Option nicht mehr infrage.

Wegen der höheren Risikobereitschaft der Anleger erhalten auch nicht wettbewerbsfähige Unternehmen mehr Aufmerksamkeit als sie verdienen. Das hat zur Folge, dass sich die Kurs-Performance guter Unternehmen kaum noch von der schwacher Unternehmen unterscheidet. Aktive Manager stellt das vor große Herausforderungen. Denn je größer die Unterschiede zwischen den Unternehmen sind, desto heterogener und größer ist das Chancenuniversum für aktive Anlagestrategien.

Homogenität bringt Probleme mit sich

In den letzten Jahren haben die US-Notenbank Fed und andere wichtige Zentralbanken die Zinsen auf Rekordtiefs gesenkt. Die Folge ist ein homogen steigender Markt, der so viele Verzerrungen und Ungleichgewichte mit sich bringt, dass es aktiven Managern schwerfällt, einen Mehrwert zu erzielen. Für viele aktive Strategien sind das schwierige Rahmenbedingungen, die auch dazu beigetragen haben, dass passive Instrumente wie Indexfonds und ETFs seit einigen Jahren bei Anlegern immer beliebter werden.

Das ultralockere Zinsumfeld ist für Anleger in etwa so, als würde man beim Basketball auf die Auszeiten oder beim Boxen auf die Runden verzichten. Ohne Timeouts wären Basketball-Trainer nicht mehr in der Lage, innezuhalten, um ihre Optionen und Strategien zu überdenken. Weniger talentierte Ersatzspieler bekämen mehr Spielzeit, weil die Stars der Mannschaft ohne Auszeit schneller ermüden. Die Wirkung wäre ähnlich wie beim Boxen ohne Runden — Ausdauer würde über Können und Strategie triumphieren.

Aber schon bald dürfte ein anderer Wind wehen.

Seit Dezember 2015 hat die Fed den Leitzins fünf Mal auf inzwischen 1,5 Prozent angehoben. Drei weitere Zinserhöhungen könnten in diesem Jahr folgen. Langsam macht sich die Straffung der Zinszügel bei den Kurzfristzinsen bemerkbar: In den USA stieg die Rendite dreimonatiger Treasury Bills von 0,5 Prozent Anfang 2017 auf 1,39 Prozent am 4. Januar 2017. Im gleichen Zeitraum zogen die Renditen von Papieren mit einem Jahr Laufzeit von 0,9 Prozent auf 1,82 Prozent an. Beide haben inzwischen den höchsten Stand seit 2008 erreicht.

Damit nähern sich die Kurzfristrenditen der Inflationsrate, die gemessen am Verbraucherpreisindex nicht mehr weit vom Fed-Ziel von 2 Prozent entfernt ist. Das sorgt an den Märkten für Bedingungen, die mit den Auszeiten beim Basketball oder den Runden beim Boxen vergleichbar sind: Anlegern verschafft es eine Verschnaufpause, in der sie nachdenken und bessere Alternativen für akzeptable, risikobereinigte Erträge prüfen können. Auf einen Schlag wäre damit ein großes strukturelles Hindernis für das Chancenuniversum und die Performance aktiver Fondsmanager aus dem Weg geräumt.

Normaleres Zinsumfeld entlarvt marode Unternehmen

Mit der Normalisierung der Zinsen ebbt die Flut ab, die zuvor alle Boote anhob - ob seetauglich oder nicht. Das entlarvt Zombie-Firmen, die sich nur dank billiger Kredite und Anlegern über Wasser halten können, die auf der Jagd nach Rendite gezwungen sind, in angeschlagene Unternehmen zu investieren.

Normalisieren sich die Zinsen, können sich Anleger auf ihre besten Titel im Portfolio konzentrieren und Auszeiten nehmen, wenn sie ihre Positionen überdenken müssen. Qualitätsunternehmen rücken wieder stärker in den Fokus, wenn es bei der Kapitalanlage weniger darum geht, bei der (aktuellen) Zentralbankpolitik den richtigen Moment für mehr Risiko zu erwischen. Fundamentale Unterschiede zwischen den Unternehmen werden sich wieder in deutlichen Kurs- und Performanceunterschieden manifestieren. Und erfahrene aktive Manager können wieder risikobereinigte Renditen erzielen, mit denen sie passive Benchmarks weit hinter sich lassen.

In den letzten Jahren mussten aktive Manager mit schwierigen Rahmenbedingungen zurechtkommen. Das dürfte sich ändern, wenn sich die Zinsen normalisieren. Denn ein normales Zinsumfeld schafft Bedingungen, bei denen aktive Manager wieder einen höheren Mehrertrag für ihre Anleger erzielen können.

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