Janus Henderson: Handelskonflikte zwingen zu defensiver Positionierung

Marc Pinto, Portfoliomanager für US-Aktien und -Anleihen bei Janus Henderson.
Anlagestrategie

Wie wichtig eine defensive Positionierung ist, solange eine Lösung im Handelsstreit nicht in Sicht ist, erläutert Marc Pinto, Portfoliomanager für US-Aktien und -Anleihen bei Janus Henderson.

03.12.2018 | 10:21 Uhr

Welche zentralen Themen werden die Märkte 2019 vermutlich maßgeblich beeinflussen?

Die robuste US-Konjunktur und sich aufhellende Stimmung unter Verbrauchern und Unternehmen dürften auch 2019 den starken Trend am US-Aktienmarkt untermauern. Das allgemein hohe Vertrauen der Firmenentscheider (CEOs) und die größere Sicherheit in Sachen Steuergesetzgebung sollten dafür sorgen, dass Unternehmen weiter investieren und sich das Übernahmekarussell wie gehabt kräftig dreht. Der unmittelbare Positiveffekt der Steuerreform ist zwar bereits verblasst, aber das mit Wachstumsinvestitionen verbundene Wertpotenzial ist bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Allerdings wägen Unternehmen dieses Potenzial mit vorhandenen Bedenken wie zum Beispiel mit Blick auf die Handelspolitik ab. Wir sind zwar zuversichtlich, dass es hier eine positive Lösung geben wird. Zugleich ist uns aber bewusst, dass die anhaltenden Handelsspannungen und die daraus resultierenden politischen Maßnahmen erhebliche Auswirkungen auf US-Börsenschwergewichte und die Weltwirtschaft insgesamt haben könnten.

Wo sehen Sie die größten Anlagechancen und -risiken in Ihrer Anlageklasse?

Wir gehen davon aus, dass sich die Verbraucher dank der guten Konjunktur, der soliden Beschäftigungssituation und des moderaten Lohnwachstums auch 2019 in Kauflaune zeigen werden. Daher versuchen wir, von der weltweit großen Reiselust und dem Erlebnishunger zu profitieren. Auch der langfristige Trend zu stärkerer Vernetzung und dem „Internet der Dinge“ dürfte insbesondere bei Halbleiterherstellern und -ausrüstern Anlagechancen schaffen.

Daneben konzentrieren wir uns weiterhin darauf, Unternehmen zu identifizieren, die ihre Geschäftsmodelle und Margen mithilfe innovativer Lösungen verbessern. Traditionelle Industrie- und Transportunternehmen werden wohl auch in Zukunft durch technologische Verbesserungen zu mehr Wachstum und Effizienz beitragen. Die Disruption birgt aber auch Risiken und dürfte als Nächstes die Sektoren Gesundheit und Finanzdienstleistungen auf den Kopf stellen. Für Unternehmen wird es zudem immer wichtiger, sich gegen Cyberattacken zu wappnen. Die größte Gefahr für viele der oben erwähnten Trends und für die multinationalen Unternehmen in unserem Portfolio geht aber unseres Erachtens von der Handelspolitik aus. Strafzölle würden die Inflation in den USA anheizen, und steigende Einfuhrkosten könnten die Gewinnmargen schmälern sowie die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Exporteure an den Weltmärkten beeinträchtigen.

Wie haben die Erfahrungen in diesem Jahr Ihre Herangehensweise oder Ihren Ausblick für 2019 verändert?

Die eskalierenden Handelsspannungen und die weltweiten Reaktionen auf die Strafzölle der USA lassen erahnen, was uns 2019 bevorsteht. Sofern der Handelskonflikt einvernehmlich gelöst werden kann, dürften sich das hohe Vertrauen, die moderate Inflation und der freundliche Trend am Zinsmarkt fortsetzen. Für Aktien wären das günstige Rahmenbedingungen. Die US-Notenbank Fed stellt unterdessen selbst ein Risiko dar. Wir verfolgen aufmerksam, wie sie sich verhält, wenn die US-Wirtschaft durch unerwartet aggressive Zinserhöhungen ins Stocken gerät. Angesichts der drohenden Unsicherheiten sind wir kurz vor dem Jahreswechsel defensiver positioniert als letztes Jahr. Sorgfältig dimensionierte Positionen und disziplinierte Gewinnmitnahmen bei konjunkturempfindlicheren Titeln werden daher wesentliche Bestandteile unseres Ansatzes sein. Wir werden unsere Positionen vor allem im Industriesektor bei Unternehmen mit Handelsrisiko wie immer ganz genau beobachten. Sollten sich die Rahmenbedingungen verschlechtern, werden wir unser Engagement im Industriesektor wohl weiter verringern und uns im Gegenzug stärker bei defensiven Verbrauchsgüterwerten mit starken Fundamentaldaten engagieren.

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