HAC AG: Pro & Kontra - aktives Investieren

HAC AG: Pro & Kontra - aktives Investieren
Anlagestrategie

Aktives Investieren ist eine Tugend an den Märkten: Fondsmanager nutzen ihr bestes Research und Know-How, um profitable Entscheidungen für Anleger zu treffen. Doch nicht immer ist das auch erfolgreich.

17.12.2020 | 09:05 Uhr

Pro

Fest steht: Die Fonds mit der besten Performance werden von aktiven Managern verwaltet, die es schaffen, wiederholt strategisch richtige Entscheidungen zu treffen und damit vom Markt belohnt werden. Doch der Weg dahin ist nicht leicht: Neben einer fokussierten Auswahl solider Qualitätsaktien für das Portfolio muss auch bewusst auf wenig attraktive und riskante Titel verzichtet werden. Zu dieser Selektion tragen die Erfahrung des Fondsmanagers, eine umfangreiche Datenbasis sowie quantitative Screening-Modelle bei. Und es gibt einen weiteren wichtigen Erfolgsfaktor: Aktives Risikomanagement. Anders als ein ETF, der in allen Marktphasen das gleiche, volle Aktien-Exposure aufweist, reduzieren gute aktive Fondsmanager in turbulenten Phasen die Risiken und erzielen so eine Outperformance gegenüber ihrem Vergleichsindex. Gerade in Krisen zeigt sich deshalb, welche aktiven Fonds wirklich etwas taugen. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Marathon Stiftungsfonds.

In der Studie „Challenging the Conventional Wisdom on Active Management“ wurde untersucht, welche Faktoren zum Erfolg aktiver Fonds beitragen. Was die Auswahl von Aktien angeht, sind demnach vor allem Titel mit besonderem Volatilitätsverhalten sowie führende Aktien in einzelnen Sektoren interessant. Zudem zeigt sich, dass Fondsmanager künftige Quartalszahlen tendenziell richtig voraussagen und die Erfolgsaussichten von Übernahmen korrekt einschätzen können. Vorteile finden sich auch bei Managern, die einschlägige Erfahrung aus vorheriger Tätigkeit als Analysten mitbringen und die gut mit anderen Kollegen vernetzt sind. Langfristig entscheidend ist der Studie nach die Fähigkeit, diszipliniert am gewählten Investmentansatz festzuhalten. Insgesamt kommen die Forscher zu dem Schluss, dass der Mehrwert aktiver Fondsmanager heute unterschätzt wird. Misst man deren Fähigkeiten als Bruttorendite skaliert am verwalteten Vermögen, so erzielen sie insgesamt einen positiven Mehrwert und schneiden besser ab als Indexfonds.

Kontra

Fest steht aber auch: Die Fonds mit der schlechtesten Performance werden ebenfalls von aktiven Managern verwaltet. Dass aktive Fonds im Durchschnitt schlechter als passive Fonds abschneiden müssen, zeigte William Sharpe schon im Jahr 1991 in seinem Paper „The Arithmetic of Active Management“. Das Argument: Wenn der Gesamtmarkt eine Rendite X erbringt und passive Fonds vor Kosten ebenfalls X erzielen, dann müssen auch aktive Fonds vor Kosten im Mittel diese Rendite aufweisen, da sonst die Rechnung nicht aufgeht – denn am Ende muss aggregiert die Marktrendite herauskommen. Da aktive Fonds aber höhere Kosten haben, schneiden sie im Durchschnitt sogar schlechter ab. Und tatsächlich können nur wenige Fondsmanager dauerhaft ihren Kostennachteil aufwiegen: Die Studie „False Discoveries in Mutual Fund Performance“ schätzt deren wahren Anteil auf nur 0,6%.

Zwar können die Märkte nicht völlig effizient sein, solange das Beschaffen, Verarbeiten und Interpretieren von Informationen mit Kosten verbunden ist (Informationsparadoxon). Doch die Ineffizienzen können durch moderne Technik und den Wettbewerb unter aktiven Managern abnehmen. So lässt sich erklären, dass aktive Fondsmanager zwar immer besser werden, sie deshalb aber nicht unbedingt höhere Renditen erzielen. Und auch die Tatsache, dass es infolge der ETF-Welle weniger aktive Anleger gibt, muss kein Vorteil sein. Denn bei den Aussteigern handelt es sich vor allem um nicht erfolgreiche Teilnehmer, sodass unter den verbleibenden Akteuren ein härterer Wettbewerb herrscht.

Es kann also für Anleger sinnvoll sein, langfristig in breit gestreute ETFs zu investieren. Aber ist das wirklich „passiv“? Werden hier nicht auch aktive Entscheidungen getroffen, welche Aktien im Index enthalten sind? Vor allem aber: Können Anleger dauerhaft ihre Füße still halten und den Fehler vermeiden, in turbulenten Phasen aus Angst vor Verlusten zu verkaufen? Falls nicht, wäre es „passiver“ und rentabler, das Geld einem erfahrenen aktiven Manager anzuvertrauen.

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