Edmond de Rothschild: „Italien und Deutschland machen den Märkten keine Angst.“

Die Märkte reagieren übermütig auf das gute wirtschaftliche Umfeld und achten kaum auf die politischen Risiken in Italien und Deutschland, kommentiert François Raynaud, Asset Allocation & Sovereign Debt Manager bei Edmond de Rothschild Asset Management, die aktuelle politische Situation.

02.03.2018 | 09:42 Uhr

„Die Kredit-Spreads zwischen italienischen und deutschen zehnjährigen Anleihen haben sich seit Anfang des Jahres 2018 um 30 Basispunkte verringert. In Anbetracht der Wahlen in Italien und der Mitgliederabstimmung der SPD über eine Große Koalition raten wir zu Vorsicht.

Kurzfristig sind die politischen Risiken in Italien zwar begrenzt, dennoch bleibt jedes Szenario denkbar. Anleger setzen auf eines von zwei möglichen Wahlergebnissen:

  • Eine Koalition zwischen Rechtsextremen und Konservativen, die ihre teuren und mit der finanziellen Lage Italiens unvereinbaren Wahlversprechen nicht umsetzen würde.

  • Eine große Koalition zwischen proeuropäischen Parteien. In den Prognosen hängt dieses Szenario jedoch am seidenen Faden, da es auf die Verteilung der Parlamentssitze ankommt.

Das italienische Wahlsystem mit seiner Mischung aus Verhältnis- und Mehrheitswahl macht den Wahlausgang unberechenbar. Wir haben italienische Staatsanleihen daher untergewichtet.

Auch Deutschland steht vor einer wichtigen politischen Entscheidung, die die Märkte destabilisieren könnte: Noch bis zum 2. März 2018 können die SPD-Mitglieder über den Koalitionsvertrag mit der CDU/CSU von Angela Merkel abstimmen. Deren 1.000 Delegierte hatten dem Vertrag bereits am 26. Februar 2018 fast einstimmig zugestimmt: Umfragen zufolge votieren jedoch nur 56 Prozent der SPD-Anhänger für eine Neuauflage der Großen Koalition. Das Ergebnis der Abstimmung wird am 4. März 2018 bekanntgegeben. Ein „Ja“ der SPD würde den Weg zur Regierungsbildung freimachen. Stimmen die SPD-Mitglieder hingegen mit „Nein“, würde die politische Instabilität in Deutschland die Pläne der SPD und des französischen Präsidenten für eine tiefere Integration der Eurozone gefährden. In diesem Fall gerieten wohl die Staatsanleihen aus den europäischen Peripherieländern unter Druck.

Zusammen könnten diese beiden ausschlaggebenden Ereignisse zur Volatilität führen. Diese könnte wiederum auch Chancen schaffen, die Anleger im richtigen Moment ergreifen müssen. Um rechtzeitig investieren zu können, halten wir deshalb Barreserven zurück.“

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