BNP Paribas: Wöchentliches Investment Update – Allzeithoch für US-Aktien

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Anlagestrategie

Trotz schneller wissenschaftlicher Fortschritte ist die Pandemie noch nicht aus der Welt.

27.11.2020 | 13:36 Uhr

Ein dritter Impfstoff ...

Zur großen Freude des Marktes kündigte in der dritten aufeinanderfolgenden Woche ein Pharma-Labor positive Testergebnisse an. Ein weiterer COVID-19-Impfstoff konnte sehr vielversprechende Ergebnisse im klinischen Test erzielen. Im Gegensatz zu den anderen beiden Impfstoffen werden bei diesem konventionelle Techniken verwendet. Er ist daher preisgünstiger in der Herstellung, was besonders für Impfkampagnen in Schwellenländern wichtig sein kann. Seine Lagerung ist ebenfalls problemloser.

Letzte Woche haben wir darauf hingewiesen, dass noch Unsicherheitsfaktoren in Bezug auf die Impfstoffe vorhanden sind, da diese bisher in keiner wissenschaftlichen Veröffentlichung behandelt wurden. Trotzdem stimmen die Neuigkeiten optimistisch. Sowohl die European Medicines Agency als auch die US Food and Drug Administration haben bereits erklärt, ihre Verfahren beschleunigen zu wollen, wobei die letzte Entscheidung natürlich ihren Wissenschaftlern vorbehalten bleibt.

Verschiedene Regierungen haben angekündigt, dass bereits ab Ende dieses Jahres Impfungen stattfinden könnten. Aus Anlegersicht können wir sagen, dass innerhalb eines angemessenen Zeitrahmens ein wirksamer Impfstoff verfügbar sein dürfte.

... rechtzeitig vor der dritten Welle?

Diese Hoffnung könnte uns fast vergessen lassen, dass sich in Europa nach der Verstärkung der physischen Distanzierungsmaßnahmen im Oktober gerade erst ein sehr leichtes Abflachen der Ansteckungskurven bemerkbar macht. Besonders besorgniserregend sind die Daten aus den USA (260.000 Todesopfer bis 25. November), da dort anlässlich des Feiertags Thanksgiving (Donnerstag) traditionell zahlreiche Bürger durch das Land reisen. Die Epidemie könnte sich nach Familienfeiern erneut verstärken, während das exponentielle Wachstum der aktuellen Welle weitergeht.

In Europa sind Gesundheitsbehörden und Regierungen vorsichtig. Trotz des Abflachens der Kurven in manchen Ländern wollen sie noch nicht von einem Sieg sprechen. So kündigte der französische Präsident Macron beispielsweise eine Lockerung der Lockdown-Maßnahmen im Rahmen eines Dreistufen-Plans an, der von der weiteren Entwicklung der Epidemie abhängt. Für bestimmte Sektoren gelten immer noch verbindliche Maßnahmen. Bars und Restaurants dürfen zum Beispiel erst am 20. Januar wieder öffnen. In diesem Kontext wurden neue Unterstützungsmaßnahmen angekündigt.

In den USA forderte der designierte Präsident Biden einen dringenden Gesetzesentwurf zur Bekämpfung des Coronavirus. Die Sprecher von Demokraten und Republikanern im Kongress wollen jetzt die Diskussionen um ein Fiskalpaket wieder aufnehmen, um die Konjunktur zu stützen. Derartige Maßnahmen könnten im Vorfeld von Stichwahlen um zwei Senatssitze am 5. Januar nur geringe Unterstützung finden. Derzeit verfügt die demokratische Partei über 48 Senatsabgeordnete und die Republikaner 50.

Vorbereitung der neuen Regierung

Die Märkte konzentrierten sich auf politische Neuigkeiten aus den USA, wo die jüngsten Entwicklungen riskanten Anlagen zugute kamen. Donald Trump hat seine Niederlage zwar immer noch nicht offiziell anerkannt, hat jedoch den Übergang von seiner Regierung zu derjenigen von Joe Biden ermöglicht. Die Gerichte weisen unterdessen eine der von Trump eingereichten Gerichtsklagen wegen Wahlbetrugs nach der anderen ab.

Eine Person, die möglicherweise in die Regierung Joe Bidens berufen wird, hat die Aufmerksamkeit und Begeisterung der Märkte geweckt: Janet Yellen. Sie war von 2014 bis 2018 Fed-Vorsitzende und könnte jetzt Finanzministerin werden.

Natürlich freut es uns, dass sie die erste Frau in diesem Amt wäre, aber wir halten es für ebenso wichtig, dass Yellen eine erstklassige Ökonomin ist. Ihre Verankerung in der Theorie des Neukeynesianismus und ihr Fokus auf den Arbeitsmarkt wären angesichts der starken Ungleichgewichte, die die Gesundheitskrise hervorgerufen hat, besonders nützlich. In diesem Zusammenhang sind gut kalibrierte, fiskalische Maßnahmen erforderlich.

Auswirkungen der zweiten Corona-Welle auf die Konjunktur

Die Folgen einer weiteren Runde mehr oder weniger strenger Lockdown-Maßnahmen in Europa sind an den Geschäftsklima-Umfragen bereits abzulesen: Die Flash-Einkaufsmanagerindizes für November brachen stark ein.

Der umfassende Einkaufsmanagerindex für die Eurozone verzeichnete seinen dritten Rückgang in Folge und erreichte mit 45,1 seinen niedrigsten Stand seit sechs Monaten.

Die relative Widerstandsfähigkeit des verarbeitenden Sektors, besonders in Deutschland, reichte nicht als Ausgleich für den starken Rückgang der Dienstleistungen infolge des Lockdowns, vor allem in Frankreich. Der Dienstleistungsindex für die gesamte Eurozone (41,3) ging auf seinen tiefsten Stand seit der globalen Finanzkrise zurück.

Es gab aber auch positive Neuigkeiten: Der deutsche Index für den verarbeitenden Sektor ging nur leicht zurück und blieb über 50. Besonders für die Aktivität in aufstrebenden Bereichen stimmt das zuversichtlich. Der deutsche IFO-Geschäftsklimaindex ging nicht so stark zurück wie erwartet (von 92,5 auf 90,7).

In den USA nahm die Aktivität in den Sektoren Verarbeitung und Dienstleistungen weiter zu. Der umfassende Einkaufsmanagerindex erreichte so seinen höchsten Wert seit März 2015. Der Rückgang des US-Verbrauchervertrauens im November zeigte jedoch die Bedenken im Zusammenhang mit dem weiteren Ausblick. Das könnte den Verbrauch beeinträchtigen.

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Das Wiederaufflackern der Pandemie im Herbst und die gegen die Infektionen ergriffenen Maßnahmen dürften in Europa in Q4 einen BIP-Rückgang zur Folge haben und in den USA möglicherweise in Q1.

Sind die Aktienmärkte auf kurze Sicht zu optimistisch?

Der Dow Jones Index überschritt am 24. November die 30.000-Punkte-Marke und erreichte ein Allzeithoch. Auch der allgemeinere S&P 500 näherte sich Rekordwerten. In diesem Monat ist er bisher um 11,2 % gestiegen, und seit Jahresbeginn um 12,5 %. In Europa war in diesem Monat eine noch bessere Entwicklung zu verzeichnen. Gemessen am MSCI AC World Index (in US-Dollar) haben sich die internationalen Aktien um 12,6 % verbessert.

Die guten Neuigkeiten zu den Impfstoffen lassen die Wahrscheinlichkeit einer zyklischen Erholung in 2021 zunehmen, was einer der Gründe für den Anstieg des Aktienmarktes ist. Die mittelfristigen Aussichten für riskante Anlagen sehen wir weiterhin optimistisch.

Das Wiederaufflackern des Virus ist auf sehr kurze Sicht mit Risiken für die Konjunkturaktivität verbunden, die die aktuellen Aktienkurse, besonders in den USA, nicht widerspiegeln. Die wichtigsten Zentralbanken dürften jedoch im Dezember ihre Bemühungen um die Stützung von Wachstum und Arbeitsmarkt verstärken, und zwar umso mehr, als sie bereits mitteilten, dass Fortschritte bei der Entwicklung von Impfstoffen keinen Einfluss auf ihre Haltung in der nahen Zukunft hätten.

Wir sind davon überzeugt, dass diese wichtige Unterstützung der Realwirtschaft und der Finanzmärkte weiter anhalten wird. Sie dürfte 2021 eine neue Dimension erreichen, da ehrgeizige fiskalische Stimuluspläne finanziert werden müssen.


Alle hier geäußerten Ansichten sind die des Autors zum Zeitpunkt der Veröffentlichung, basieren auf den verfügbaren Informationen und können ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Die einzelnen Portfoliomanagementteams können unterschiedliche Ansichten vertreten und für verschiedene Kunden unterschiedliche Anlageentscheidungen treffen.

Der Wert von Anlagen und ihrer Erträge können sowohl steigen als auch fallen und Anleger erhalten ihr Kapital möglicherweise nicht vollständig zurück.

Investitionen in Schwellenländern oder spezialisierten oder beschränkten Sektoren können aufgrund eines hohen Konzentrationsgrads, einer größeren Unsicherheit, weil weniger Informationen verfügbar sind, einer geringeren Liquidität oder einer größeren Empfindlichkeit gegenüber Änderungen der Marktbedingungen (soziale, politische und wirtschaftliche Bedingungen) wahrscheinlich einer überdurchschnittlichen Volatilität unterliegen.

Einige Schwellenländer bieten weniger Sicherheit als die meisten internationalen Industrieländer. Aus diesem Grund können Dienstleistungen für Portfoliotransaktionen, Liquidation und Konservierung im Namen von Fonds, die in Schwellenmärkten investiert sind, mit einem höheren Risiko verbunden sein.

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