BNP Paribas: Investoren setzen auf erneuerbare Energien

Anlagestrategie

In Infrastruktur zu investieren ist für alle Anleger eine Herausforderung. Dabei bietet der Markt hervorragende Chancen, meint Pauline Fiastre Senior Fund Manager der Gesellschaft BNP Paribas.

22.08.2018 | 09:43 Uhr

Wir neigen dazu, nur die absolute Höhe der Rendite zu betrachten, wenn wir aber das Rendite-Risiko-Verhältnis von Anleihen und Aktien vergleichen, bleiben Anleihen weiterhin attraktiv: Sie sind weniger volatil, weniger riskant und werfen langfristig eine konstante Rendite ab. Darüber hinaus sind bei einem Darlehensausfall Sicherungsrechte vorhanden. Die zu erzielende Rendite hängt vom Risiko ab, welches relativ niedrig ist. Diese Anlagen liefern – dank der Illiquiditätsprämie – im Vergleich zu Anleihen mit einem ähnlichen Rating aber immer noch eine zusätzliche Rendite zwischen 100 und 150 Basispunkten.


Warum die Zusammenarbeit mit Banken wichtig ist

Der Infrastrukturmarkt ist nach wie vor fest in der Hand von Banken. Sie stellen drei Viertel der Mittel zur Verfügung, während institutionelle Investoren wie Kreditfonds nur ein Viertel aufbringen. Um das Kapital unserer Investoren einzusetzen und die besten Gelegenheiten nutzen zu können, müssen wir bei der Kreditvergabe flexibel sein und mit Banken zusammenarbeiten. Es ist wichtig anzumerken, dass die involvierten Banken nicht zwangsläufig die gleichen Ziele wie institutionelle Investoren verfolgen. Banken akzeptieren meist Sondertilgungen, was nicht unbedingt im Interesse institutioneller Anleger liegt, die langfristig investieren und regelmäßige Cashflows erzielen wollen.

Würden wir uns jedoch ausschließlich auf Transaktionen beschränken, die für institutionelle Investoren oder Kreditfonds strukturiert sind, würden wir die meisten Marktchancen verpassen. Darüber hinaus sorgt der Zustrom von Liquidität durch institutionelle Investoren für ein hart umkämpftes Umfeld, in dem die Margen niedrig und die Konditionen schwierig sind. In dieser Situation ermöglicht uns der Zugang zu ursprünglich für Banken bestimmten strukturierten Geschäften ein attraktiveres Risiko-Rendite-Verhältnis.

Wir haben unsere Investitionsaktivitäten relativ zügig aufgenommen: Unser Team wurde vor einem Jahr gegründet, unser erstes Closing fand im Dezember statt, und wir brauchten etwa sechs Monate, um ein erstes Portfolio von sechs Projekten aufzubauen. Derzeit arbeiten wir an einem zweiten Closing.

Erneuerbare Energien gewinnen bei Infrastrukturprojekten an Bedeutung

Ein Drittel unseres Portfolios an Infrastrukturkrediten entstammen dem Bereich erneuerbare Energien. Dieser hohe Anteil resultiert aus unserem generellen Bestreben, ESG-Kriterien, die im Mittelpunkt unseres Managementansatzes stehen, bei der Auswahl unserer Investments zu berücksichtigen. BNPP AM setzt im gesamten Anlagemanagement eine dedizierte ESG-Strategie-Plattform ein. Vor der Anlageentscheidung beraten wir uns hinsichtlich der ESG-Kriterien mit unseren ESG-Analysten, die dabei sogar ein Vetorecht haben. Zusätzlich arbeiten wir zur Messung der Umwelt- und Klimaauswirkungen der Projekte auch mit einer unabhängigen Drittpartei zusammen. Unseren Investoren sind diese ESG-Aspekte sehr wichtig, da sie verpflichtet sind, für ihre Anlagen ein ESG-Reporting zu erstellen und selbst daran arbeiten, diesen Ansatz in ihrem Management einzuführen. Darüber hinaus überprüfen wir unsere Investitionen jährlich anhand der ESG-Kriterien.


Brownfield- oder Greenfield-Anlagen?

Bei Infrastrukturkrediten gibt es keine J-Kurve. Trotzdem haben Investoren wegen der Bauprojekten innewohnenden Risiken weniger Interesse an Greenfield- als an Brownfield-Anlagen. Dies funktioniert gut: Die meisten Transaktionen konzentrieren sich mittlerweile auf Brownfield-Infrastrukturen, da die Projektinvestoren von der Liquidität des Marktes, den niedrigen Zinsen und den dadurch niedrigen Refinanzierungskosten ihrer Projekte profitieren.

Zudem gab es zuletzt viele Finanzierungen von Infrastrukturübernahmen, in einem Marktumfeld, das in Europa ohnehin von zahlreichen Fusionen und Übernahmen geprägt war. Darüber hinaus ermutigen wir Investoren, generell keine Angst vor Greenfield-Projekten zu haben. Wenn sie effizient strukturiert sind, funktionieren diese Projekte sehr gut. Dafür ist es wichtig, schon bei der Strukturierung alle möglichen Risiken wie zum Beispiel Bauverzögerungen zu analysieren und vertraglich auf andere, in diesem Fall den Bauträger, zu übertragen. Darüber hinaus muss die Finanzstruktur in der Lage sein, jedes nachteilige Szenario zu „absorbieren“. Unser Fonds investiert innerhalb bestimmter Grenzen sowohl in Brownfield- als auch in Greenfield-Anlagen.


Sollten institutionelle Anleger angesichts der Komplexität dieses Marktes über internes Know-how verfügen oder können sie sich auf Managementgesellschaften verlassen?

Die Expertise intern vorzuhalten, ist personell und organisatorisch relativ aufwendig, da die Risikoanalyse dieser Art von Anlagen nicht standardisiert ist. Darüber hinaus ist ein Middle-/Back-Office erforderlich, das in der Lage ist, die mit dieser Art von illiquiden Vermögenswerten verbundenen spezifischen Besonderheiten, wie die Übertragung von Forderungen und zugehörigen Sicherheiten oder Inanspruchnahmen, zu verwalten (die Investitionen werden teilweise in mehreren aufeinanderfolgenden Tranchen getätigt).

Darüber hinaus erfordert die erfolgreiche Strukturierung von speziellen, an die Bedürfnisse oder Restriktionen der Anleger angepassten Fonds oder Strukturen Zeit und erhebliche interne Expertise.

Zusätzlich zu den Kosten der Bereitstellung von internem Management-Know-how muss ausreichend Kapital eingesetzt werden, um eine zufriedenstellende Granularität im Portfolio zu erreichen. Die Bündelung von Positionen mittels eines Fonds bleibt eine attraktive Möglichkeit, das Portfolio kostengünstiger zu diversifizieren.

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