BNP Paribas: Energiewende – die Chance steht vor der Tür

BNP Paribas: Energiewende – die Chance steht vor der Tür
Anlagestrategie

Die Energiewende hat als Anlagethema bislang erfreuliche Wertzuwächse verzeichnet. Wann ist also der richtige Zeitpunkt für diejenigen, die jetzt noch einsteigen wollen? Mittel- bis langfristig lohnen sich die Aussichten unserer Meinung nach, das schützt jedoch nicht vor erhöhter Volatilität und Rücksetzern.

08.03.2021 | 07:51 Uhr

Aktuell durchläuft die Energiewende eine solch holprige Phase – was hin und wieder bei sämtlichen Branchen der Fall ist.

Eine gesunde Korrektur

Aber es ist Besserung in Sicht für die Anleger, die die grüne Rallye 2020 größtenteils verpasst haben. Das zeigt der 28 %-ige Einbruch des Marktindex für Clean Energy verglichen mit seinem Hoch im Januar. [1]

All dies geschah in einem Umfeld von Investitionen in Umwelt und Klima rund um den Globus, begleitet von politischen Plänen und Abkommen. Ein Beispiel ist der Green Deal der EU und Chinas Null-Emissionen-Ziel. Japan und Südkorea stehen ebenfalls in den Startlöchern für nachhaltigkeitsorientierte Programme. In der Zwischenzeit tritt die neue US-Regierung unter Biden wieder dem Pariser Abkommen bei und veröffentlicht Richtlinien, die für Umweltlösungen eine tragende Rolle spielen werden.

Neue Technologien wie Wasserstoff- und Batteriespeicherung sind nun skalierbar. Die Preise auf den Kohlenstoffmärkten haben sich von 20 Euro pro Tonne auf 40 Euro pro Tonne verdoppelt. Elektroautos gehören nicht mehr der Zukunft an, sie sind inzwischen gleichgestellt mit Verbrennungsmotoren – und die Nachfrage wächst weiter. Noch nie war der Bedarf an Geräten und Dienstleistungen für Umweltlösungen so hoch.

Dennoch sind wir der Überzeugung, dass es eine stärkere Differenzierung zwischen den strukturellen Gewinnern im Markt für Umweltlösungen geben wird. Nämlich dort, wo Grundlagenforschung, Due-Diligence-Prüfungen der Technologien und ein solides Verständnis der gesamten adressierbaren Märkte heute entscheiden werden, wer die Gewinner von morgen sind.

Das zinssensitive Infrastruktur-Segment zu meiden, kann sich durchaus lohnen. Gleiches gilt für rohstoffbasierte Unternehmen für Umweltlösungen, die in Branchen mit niedrigen Eintrittsbarrieren tätig sind. Unserer Ansicht nach ist diese Selektion der Schlüssel zu jedem umweltorientierten Portfolio.

Noch nie zuvor war Diversifikation so wichtig. Ein All-Cap-Ansatz soll dabei als Puffer dienen. Große Unternehmen sind in diesem Anlageuniversum zu Crowded Trades mit hohen Bewertungen geworden.

Welche Ursache steckt hinter dem Ausverkauf?

Ein führender Index für saubere Energie hat mit Wirkung zum 2. April eine technische Neugewichtung bekannt gegeben, die die Gewichtung bei einer Handvoll Aktien in Europa erheblich verändert hat. Vermutlich haben bereits vor der eigentlichen Vorpositionierung einige Änderungen stattgefunden, die einen Abwärtsdruck auf einzelne Aktien bewirkt haben. Daraus resultierte ein breiterer Ausverkauf bei passiven und privaten Anlegern.

Gleichzeitig haben wir einen rapiden Anstieg der Nominalzinsen und einen Anstieg der Inflationserwartungen infolge von Preiserhöhungen für Öl und andere Rohstoffe festgestellt. Unserer Ansicht nach könnte die Inflation in Zukunft sogar noch mehr Fahrt aufnehmen.

Die US-Öl-Benchmark West Texas Intermediate dürfte in den nächsten 18 bis 24 Monaten auf 100 US-Dollar pro Barrel steigen, nachdem sieben Jahre lang zu wenig in den Öl- und Gassektor investiert wurde. Ein koordinierter Ansatz der OPEC in Bezug auf Lieferungen und Kohlenstoffpreise hat die Sanktionierung neuer Projekte erzwungen, um einen hohen Breakeven zu erreichen.

Wie geht es weiter?

Erfolgreiche globale Impfprogramme werden die Wirtschaft wieder ankurbeln. Die FED und andere Zentralbanken leisten ebenfalls ihren Beitrag und unterstützen die Wirtschaft finanziell. Wir sind der Überzeugung, dass der wirtschaftliche Aufschwung nicht durch einen weiteren Anstieg der Nominalzinsen beeinträchtigt wird.

Die jüngsten Gewinnberichte von Unternehmen, die an der Energiewende beteiligt sind, haben sogar die Erwartungen der Analysten übertroffen. Dies trifft auf alle zu bis auf Infrastruktur- und Entwicklungsunternehmen, die wir aufgrund ihrer Zinssensitivität gemieden haben.

Seit Juni 2020 legen wir einen stärkeren Fokus auf Wert und Zyklen bei unserer Anlagestrategie und damit fahren wir gut: Im Vergleich zum Markt und zu unseren Wettbewerbern hat sich unser Ansatz dieses Jahr bereits positiv bemerkbar gemacht.

Die Chance steht vor der Tür

Mittel- bis langfristige Investoren könnten profitieren: Die nächsten Wochen sind unserer Ansicht nach ein guter Zeitpunkt, um ein Investment im Bereich der Energielösungen zu wagen. Die vorübergehenden Marktbewegungen und die außerordentliche Underperformance bieten hierfür ein geeignetes Umfeld.

Es ist ein Hin und Her zwischen der oberflächlichen ruhigen Lage am Markt und unserer Vermutung auf eine heftige Rotation. Grund dafür sind die oben genannten makroökonomischen Faktoren und die Auswirkungen der Wiederankurbelung der Wirtschaft. Dies wird aber letztendlich dazu führen, dass sich die Risikoaktiva in diesem Jahr positiv entwickeln – ausgelöst durch das starke Gewinnwachstum.

Aber wie steht es um die Bewertungen? Das breite Spektrum an Unternehmen, die an der Energiewende beteiligt sind, weist ein wachstumsbereinigtes Kurs-Gewinn-Verhältnis (price/earnings ratio [PEG]) von nur 0.81x auf, mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von mehr als 43 % in den nächsten drei Jahren. Im Vergleich zum NASDAQ-Index ist das für Investoren günstig, da dieser mit einem PEG von 1,5x gehandelt wird.

Welches Risiko verbirgt sich dahinter?

Das Hauptrisiko sehen wir in dem zusätzlichen Abwärtsdruck, ausgelöst durch passive Ströme, die aus der Neugewichtung des Clean Energy Index resultieren. Während dies der Fall sein könnte, sollte auch bedacht werden, dass viele Positionsanpassungen bereits in Erwartung der Neugewichtung vorgenommen wurden.

Angesichts des Ausmaßes der jüngsten Underperformance im Vergleich zum Markt könnte es vor der Neugewichtung am 2. April zu einem deutlichen Kursanstieg kommen.

Sollten die Zinsen weiter steigen und sich den 2 % annähern, würde das nicht nur die Aktienmärkte, sondern auch das Universum der Umweltlösungen unter Druck setzen. Wir halten dies aber für relativ unwahrscheinlich. Die Verpflichtung der Zentralbaken, die Zinsen niedrig zu halten, spielt uns hierbei in die Karten.

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[1] Quelle: Bloomberg, BNPP AM, Februar 2021

Alle hier geäußerten Ansichten sind die des Autors zum Zeitpunkt der Veröffentlichung, basieren auf den verfügbaren Informationen und können ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Die einzelnen Portfoliomanagementteams können unterschiedliche Ansichten vertreten und für verschiedene Kunden unterschiedliche Anlageentscheidungen treffen.

Der Wert von Anlagen und ihrer Erträge können sowohl steigen als auch fallen und Anleger erhalten ihr Kapital möglicherweise nicht vollständig zurück.

Investitionen in Schwellenländern oder spezialisierten oder beschränkten Sektoren können aufgrund eines hohen Konzentrationsgrads, einer größeren Unsicherheit, weil weniger Informationen verfügbar sind, einer geringeren Liquidität oder einer größeren Empfindlichkeit gegenüber Änderungen der Marktbedingungen (soziale, politische und wirtschaftliche Bedingungen) wahrscheinlich einer überdurchschnittlichen Volatilität unterliegen.

Einige Schwellenländer bieten weniger Sicherheit als die meisten internationalen Industrieländer. Aus diesem Grund können Dienstleistungen für Portfoliotransaktionen, Liquidation und Konservierung im Namen von Fonds, die in Schwellenmärkten investiert sind, mit einem höheren Risiko verbunden sein.

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