nordIX AG: Investieren am Credit Markt wird anspruchsvoller

Anlageberatung

Steigende US-Zinsen und das Ende von QE sorgten in 2018 für steigende Risikoprämien. In Q1 2019 konnte ein großer Teil der Bewegung revidiert werden. Wie geht es an den Credit Märkten weiter? Claus Tumbrägel erläutert das nordIX Szenario.

03.05.2019 | 09:41 Uhr

Herr Tumbrägel, wie sind die Rentenmärkte ins neue Jahr gestartet?

Tumbrägel: Das erste Quartal 2019 war durch die Rückkehr von Liquidität und Risikobereitschaft an den Kreditmärkten geprägt. Somit konnten Teile der Verluste aus dem vierten Quartal aufgeholt werden. Treibende Kräfte waren erneut die Notenbanken. Die EZB wird ab September den Banken mit neuen langfristigen TLTRO-Tendern bei der Refinanzierung behilflich sein und die FED weicht von dem vorgesehen Zinserhöhungspfad ab und verzichtet in 2019 voraussichtlich auf weitere Zinserhöhungen. Die Reaktion der Märkte lässt den Schluss zu, dass die Erwartung von niedrigen Zinsen und Liquiditätsbereitstellung durch die Zentralbanken wichtiger ist, als die tatsächliche konjunkturelle Entwicklung.

Was bedeutet diese Entkopplung von fundamentaler Entwicklung und Marktentwicklung für Credit Spreads in 2019? Müssen wir nach der Erholung des ersten Quartals mit einem zweiten 2018 rechnen?

Tumbrägel: In der letzten Sitzung hat die EZB signalisiert, dass die Zinsen auf absehbare Zeit nicht steigen werden und sie den Banken – insbesondere den italienischen – zur Seite steht. In einer weiteren Eskalation steht zusätzlich die Möglichkeit einer Revitalisierung des Wertpapierankaufprogramms offen. Die logische Konsequenz sind engere Credit Spreads für sämtliche Anleihen, deren Rückzahlung außer Frage steht, also das Ratingspektrum AAA – A. Da A Spreads, gerade für sehr bekannte Emittenten kaum noch Prämie bieten (Siemens konnte einen 3-jährigen Floater im März mit einem Risikoaufschlag von 5 Basispunkten platzieren), werden Investoren zunehmend in schwächere Bonitäten gedrückt. Folglich werden auch BBB und BB geratete Anleihen an der positiven Performance teilhaben. Dieser Bewegung steht die konjunkturelle Entwicklung mit einer Verlangsamung der weltweiten wirtschaftlichen Aktivität gegenüber, mit der Folge tendenziell schwächerer Unternehmensergebnisse und Ausblicke.

Was bedeutet das konkret?

Tumbrägel: Konsequenterweise wird dies die Bonität der Unternehmen schwächen und im High Yield Markt zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von Ausfällen führen. Dem Szenario einer Bonitätsverschlechterung und dem Abrutschen von Emittenten aus dem BBB Segment in den High Yield Bereich steht der andauernde Liquiditätsstrom und die Suche der Investoren nach Ertrag gegenüber. In der Folge erwarten wir eine weitergehende Differenzierung der Spreads. Gute Bonitäten bekannter Unternehmen (z.B. Home Bias bei Siemens) werden die relativen Outperformer sein. Die Differenz der Risikoaufschläge zwischen A und BBB wird in der Tendenz zunehmen und für Investoren mit Investitionsschwerpunkt im BBB / BB Segment, wird Analyse und Monitoring an Stellenwert gewinnen.

Wie lautet Ihre weitere Prognose?

Tumbrägel: Die Credit-Basis, d.h. die Differenz des Risikoaufschlages von Anleihen zum Aufschlag bei der, auf den selben Emittenten gehandelten Kreditversicherung, die sich im Rahmen der Abverkäufe 2018 stark ausgeweitet hat, wird im Investment Grade-Segment eine spürbare Gegenbewegung haben. Teilweise wird sie, unter anderem getrieben durch zur Anlage kommende aufgelaufene Liquidität, sogar in den positiven Bereich laufen. Im High Yield-Segment ist ebenfalls von einer Einengung der Credit Basis auszugehen, allerdings wird diese Bewegung durch idiosynkratrische Ereignisse überlagert werden.

Ist jetzt ein guter Zeitpunkt für Investoren einzusteigen?

Tumbrägel: Ja, da wir mit einer positiven Entwicklung der Zins- und Kreditmärkte rechnen. Die Notenbanken halten den Preis des Geldes niedrig und resultierend wird die vorhandene Liquidität als ein wesentlicher Treiber der vergangenen Jahre weiter ein dominierender Faktor hinter dieser erfreulichen Bewegung sein. Das Investieren wird allerdings nochmal anspruchsvoller werden, da zunehmend konjunkturelle Risiken auf Bonitäten und Risikoaufschläge wirken.

Der Interviewpartner Claus Tumbrägel ist Vorstand und Leiter des Portfoliomanagements der nordIX AG, einem Fixed Income und Derivate Spezialisten aus Hamburg. Weitere Informationen zum Asset Manager und zu den Fonds nordIX Treasury plus (WKN A2DKRH) und nordIX Basis UI (WKN A2AJHF) finden Sie unter www.nord-ix.com

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