WisdomTree: Ein Blick auf die Märkte - Vorsichtiger Optimismus bei chinesischen Aktien

WisdomTree: Ein Blick auf die Märkte - Vorsichtiger Optimismus bei chinesischen Aktien
Aktienmarkt

Rasante Kursgewinne an den Aktienmärkten erzeugen Aufsehen, wecken aber auch die Sorge vor Spekulationsblasen, sagt Mobeen Tahir, Associate Director - Research bei WisdomTree.

14.07.2020 | 12:20 Uhr

Es gibt gute Gründe für die anhaltend starke Rally chinesischer Aktien, obwohl Risiken am Horizont lauern, befinden wir uns nicht im Blasenterritorium.

Der Rückenwind

Der S&P China 500 Index ist seit Jahresbeginn um 17,7 Prozent und der CSI 300 Index um 16,8 Prozent gestiegen. Die Erholung der chinesischen Aktien nach dem starken Rückgang Mitte März dieses Jahres lässt sich in drei Phasen unterteilen:

1. Anfängliche Erholung aufgrund der politischen Unterstützung: Die People's Bank of China (PBOC) reagierte auf die Wirtschaftskrise mit Senkungen der Mindestreserveanforderungen und der Kreditzinsen sowie mit der Einführung einer gezielten Kreditvergabe an notleidende Sektoren. Diese monetäre Rettungsleine wurde durch die von der chinesischen Regierung im Mai angekündigten fiskalischen Anreize in Höhe von 4 Billionen Yuan (559 Milliarden US-Dollar) weiter unterstützt.

2. Der Wendepunkt: Der politische Treibstoff war im Tank, aber die Aktienmärkte warteten gespannt auf positive Wirtschaftsdaten, da die Lockdown-Bedingungen in China gelockert wurden. Starke Zahlen des in der ersten Juliwoche veröffentlichten Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor im Juni gaben der Risikostimmung Auftrieb und lösten eine deutliche Kurserholung aus.

3. Der Aufwärtstrend im Margenhandel: In China weist der Margenhandel an der Börse eine hohe Korrelation mit dem Aktienmarkt selbst auf. Der gesamte ausstehende Saldo der Margen-Transaktionen in China, ein Maß für spekulativen Handel, ist im Juli stark angestiegen und hat die Erholung weiter vorangetrieben.

Abbildung 1: Der Margenhandel in China kann einen starken Einfluss auf den Aktienmarkt haben

Der Margenhandel in China kann einen starken Einfluss auf den Aktienmarkt haben

Quelle: Bloomberg, Daten vom 13/07/2014 bis 11/07/2020. Der CHMDMTT-Index bezieht sich auf China Margin Trading - Total Outstanding Balance of Margin Transactions (rechte Achse, in 100 Millionen China Renminbi). SHSZ300 Index bezieht sich auf den CSI 300 Index (linke Achse, in China Renminbi). Die historische Performance ist kein Hinweis auf die zukünftige Performance, und alle Anlagen können an Wert verlieren.

Künftige Risiken

Umsichtige Investoren würden folgende Risiken erkennen:


1. Die wirtschaftliche Herausforderung ist noch nicht überwunden: Die chinesische Wirtschaft schrumpfte im ersten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 6,8 Prozent. Die jährliche Inflationsrate stieg von 2,4 Prozent im Mai auf 2,5 Prozent im Juni. Trotz der Verbesserung der PMIs könnte die so wichtige Messung des Wachstums des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für das zweite Quartal immer noch bescheiden ausfallen. Es mag die Märkte daran erinnern, dass die Herausforderung, eine wirtschaftliche Erholung zu erreichen, nur allmählich überwunden werden kann.

2. Die Rückkehr der Handelskriege: Die jüngsten US-Sanktionen gegen chinesische Beamte wegen Menschenrechtsverletzungen in der westlichen Region Xinjiang mögen symbolisch sein, aber sie haben das Klima zwischen den beiden Nationen weiter verschlechtert. China hat bereits seine Absicht angekündigt, mit der Sanktionierung von US-Beamten in gleicher Weise zu reagieren. Die überaus wichtigen Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern sind nach wie vor gefährdet und könnten sich erneut verschlechtern.

3. Die Stimmung kann sich schnell ändern: Aktienmarktrallyes, die durch die Stimmung im Einzelhandel angeheizt werden, können schnell die Richtung ändern. Die Erinnerungen an 2008 und 2015 bleiben den Beobachtern, die die chinesischen Aktienmärkte analysieren, noch immer lebendig im Gedächtnis.

Noch nicht ganz im Blasenterritorium angelangt

Eine Möglichkeit, Blasen an den Aktienmärkten - wenn auch nur ex post - zu untersuchen, ist die Beobachtung des Anstiegs der Bewertungsmultiplikatoren. Zwar sind die Kurs-Gewinn-Multiplikatoren (KGV) für chinesische Aktien im Juli tatsächlich gestiegen, doch sind sie weit von den alarmierenden Niveaus früherer Börsenblasen entfernt. Es scheint auch nicht abwegig zu sein, eine Verbesserung der Gewinne chinesischer Unternehmen zu erwarten, wenn sich die Wirtschaft in der zweiten Hälfte dieses Jahres erholt. Auch dies könnte dazu beitragen, die Bewertungsmultiplikatoren in Zaum zu halten.

Im Rahmen eines pragmatischen Ansatzes sollten Anleger ihren Optimismus in Bezug auf eine Verbesserung der makroökonomischen Aussichten aufrechterhalten, sich jedoch der Risiken bewusst bleiben, die nach wie vor zu Volatilität führen können.

Abbildung 2: Chinesische Bewertungsmultiplikatoren sind gestiegen, aber nicht auf ein alarmierendes Niveau

Chinesische Bewertungsmultiplikatoren sind gestiegen, aber nicht auf ein alarmierendes Niveau

Quelle: Bloomberg, Daten vom 12/07/2005 bis 11/07/2020. SHSZ300 Index bezieht sich auf den CSI 300 Index. Die historische Performance ist kein Hinweis auf die zukünftige Performance, und alle Anlagen können an Wert verlieren.



Wichtige Hinweise

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