Greiff AG: Deutsche Spezialsituationen im Aufwind

Greiff AG: Deutsche Spezialsituationen im Aufwind
Aktienmarkt

So profitieren Sie von den Chancen am Übernahmemarkt.

04.03.2020 | 13:37 Uhr

Nachdem die Aktienmärkte zur Monatsmitte in weiten Teilen des Globus noch historische Höchstmarken erklimmen konnten, wurde im letzten Monatsdrittel zu einer rasanten Talfahrt angesetzt. Die Furcht um eine drohende Corona-Pandemie und die hiermit verbundenen Unsicherheiten mündeten in einem ausgeprägten Risk-Off-Trade. Während auf der Aktienseite die kompletten Jahresgewinne in wenigen Tagen mehr als verpufften, markierten die Renditen der Staatsanleihen neue Tiefststände.

Entgegen der allgemeinen Moll-Stimmung an den internationalen Kapitalmärkten, erfreut sich das Portfoliomanagement derzeit an einer Fülle von neuen, für unseren Investmentstil maßgeschneiderten Übernahmefällen. Wie immer erfordert zumindest ein Großteil der neuen „Special Situations“ etwas Sitzfleisch, mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf bieten diese jedoch ausreichend Chancen, das angestrebte Renditeziel von mindestens 5% zu erreichen.

Gleich zu Monatsbeginn kündigte die österreichische AMS die Absicht zum Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags mit der OSRAM an. Hier hatte das Portfoliomanagement im Vorfeld die bestehende Position nochmals ausgebaut. Die Dinge werden hier nunmehr den gewohnten Gang gehen. Nächster wichtiger Datenpunkt wird das Ergebnis der gutachterlichen Bewertung sein, mit dem wir dann auch Klarheit über den finalen Abfindungsbetrag sowie die Ausgleichszahlung (Garantiedividende) erhalten werden. Wir sehen hier durchaus Chancen auf eine attraktive Verzinsung, zumal abzuwarten bleibt, wie die erwartete fundamentale Entwicklung der durch mehrere Gewinnwarnungen doch stark gebeutelten OSRAM AG auf lange Sicht eingeschätzt wird.

Bald in französischer Hand befindet sich wohl die auf Softwarelösungen im Bereich Bauwesen spezialisierte RIB Software. Einen beachtlichen Aufschlag von mehr als 40% und somit 29,00 EUR je Aktie war der Schneider Electric hier der Zugriff auf zunächst einmal 16% der Aktien wert. Die Prämie soll dem verbleibenden Streubesitz die Einreichung der Aktien schmackhaft machen, so dass die Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent + 1 Aktie durchaus als „machbar“ zu bezeichnen ist.

Auch nach der ISRA Vision, dem in Darmstadt ansässigen Anbieter von Automatisierungslösungen aus dem Bereich industrielle Bildverarbeitung und Machine Vision, streckt ein strategischer Käufer die Fühler aus. Die schwedische Atlas Copco ist hier schon einen Schritt weiter und konnte sich im Zuge des Angebots bereits Zugriff auf knapp 35 Prozent des Grundkapitals sichern. Wirkliche Probleme in Sachen regulatorischer Freigaben in unterschiedlichsten Ländern sind hier nicht zu erwarten. Da der Bieter hier komplett auf eine Mindestannahmeschwelle verzichtet, sollte die erste Phase der Übernahme recht pragmatisch abgearbeitet werden können.

Über einen entsprechenden „Trackrecord“ in Sachen Unternehmensverkäufen verfügt unbestreitbar Stavros Efremidis – der CEO der auf Gewerbeimmobilien spezialisierten Godewind Immobilien AG. Nach den erfolgreichen Verkäufen der KWG Kommunale Wohnen und der WCM scheint nun auch das – kurze – Börsendasein der Godewind Immobilien ein baldiges Ende zu nehmen. Nach dem etwas holprigen Börsengang in 2018 hat die Firma mit der französischen Covivo bald einen neuen Großaktionär. Efremidis hat sein Verhandlungsgeschick auch hier unter Beweis gestellt, und der Übernahmepreis von 6,40 EUR liegt gar über dem für 2019 erwarteten NAV von bis zu 6,15 EUR. Da das Angebot als sogenanntes Delistingangebot durchgeführt wird, bestehen gute Chancen, dass zu den bestehenden Annahmeverpflichtungen von ca. 35 Prozent des Grundkapitals noch die ein oder andere Aktie eingesammelt werden kann.

Einen deutlichen Schritt in Richtung weiterer Integration der TLG Immobilien konnte die luxemburgische Aroundtown verzeichnen. Nach Ablauf der weiteren Annahmefrist hat man Zugriff auf mehr als 88 Prozent der Aktien. Perspektivisch befindet man sich somit in Schlagdistanz für weitere Strukturmaßnahmen.

Teurer wird indes die bereits Ende Januar angekündigte Übernahme der Augsburger Renk durch den Finanzinvestor Triton. Nachdem man initial bereit war, 97,80 EUR zzgl. Dividende von 2,20 EUR zu bezahlen, hat die Regulierungsbehörde BaFin sich zu Wort gemeldet. Der maßgebliche Übernahmepreis muss auch in diesem Falle dem volumensgewichteten Dreimonatsschnitt entsprechen und dieser liegt mit 106,20 EUR doch recht deutlich über dem Erstgebot. Die in die erste Enttäuschung zugekauften Aktien sind somit bereits „im Geld“. Erste Aussagen zum weiteren Vorgehen des Bieters erwarten wir dann mit Veröffentlichung der Angebotsunterlage.

Zwar lange erwartet, aber dann doch überraschend hat die Amadeus Corporate Business– ihrerseits Großaktionär der i:FAO, einem führenden Anbieter von Anwendungssoftware um Planen, Buchen und Abrechnen von Geschäftsreisen – die Aufnahme zu Verhandlungen über eine Verschmelzung angekündigt. Schon etwas länger hat man die Schwelle von 90% überschritten und möchte nunmehr die Minderheitsaktionäre komplett ausschließen. Rein formell besteht für Aktien der i:FAO keine Börsennotiz mehr, so dass der Abfindungspreis dann aus dem Bericht des Gutachters abzuleiten wäre – gerichtliche Überprüfung garantiert.

In mehrere Hinsichten spannend ist der geplante Squeeze-Out bei der Comdirect. Nachdem man seitens der Commerzbank bereits im Januar derartige Absichten geäußert hatte, folgte nunmehr zum Ende des Berichtsmonats die Veröffentlichung des formellen Verlangens per Ad-hoc-Mitteilung. Hier wird – vor Gericht – zu klären sein, zu welchem Stichtag der relevante Börsenkurs als Mindestpreis für die Abfindung gerechnet wird. Deutlich höher liegt zudem der Preis, der dem aktivistischen Aktionär Petrus für dessen Anteil bezahlt wurde. Satte 15,38 EUR wurden hier aus Frankfurt überwiesen. Inwieweit hier auch die Minderheitsaktionäre partizipieren, wird die Spruchstelle entscheiden.

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