Schroders: Marktturbulenzen - investieren oder abwarten?

Aktien

Wann ist der richtige Zeitpunkt, in den Markt einzusteigen? Führende Experten, darunter auch Rupert Rucker, Leiter Income Solutions bei Schroders, nehmen an der „Big Money Debate“ in der britischen Tageszeitung The Times teil.

24.01.2019 | 13:37 Uhr

Der Artikel wurde im Dezember 2018 in der britischen Zeitung The Times veröffentlicht. Alle Meinungen und Ansichten sind die des Verfassers, sofern nicht anders angegeben.

Viele Sparer, die auf ihr Erspartes kaum Zinsen erhalten, wenden sich den Aktienmärkten zu – aber ist das die richtige Entscheidung? 

Seit der globalen Finanzkrise hat die Europäische Zentralbank, wie viele Notenbanken, die Zinsen niedrig gehalten, um die Wirtschaft zu unterstützen. 

Das bedeutet, dass Sparer, die ihr Geld auf dem Sparkonto oder in einem Bausparvertrag anlegen, mit großer Wahrscheinlichkeit Verluste machen, wenn man die Auswirkungen der Inflation berücksichtigt. Für diejenigen, die von ihren Ersparnissen ein laufendes Einkommen erwarten, war das Niedrigzinsumfeld besonders verhängnisvoll.

Aus diesem Grund haben viele Sparer und Anleger ihr Geld in Vermögenswerte investiert, die potenziell mehr abwerfen, ob durch Kapitalwachstum oder attraktivere Renditen.1 Viele haben sich daher den Anleihe- und Aktienmärkten zugewandt.

Solche Anlagen gehen jedoch mit einem Risiko einher, das Bareinlagen nicht aufweisen: Der Wert von Anleihen und Aktien kann sowohl fallen als auch steigen. 2017 war ein „goldenes Jahr“, in dem die Märkte großen Auftrieb erhielten und insbesondere Aktien Monat um Monat zulegten. Leider sah die Sache 2018 ganz anders aus: Die Wertschwankungen kehrten an die Märkte zurück.

Für Sparer und Anleger, die das Auf und Ab der Märkte nicht gewohnt sind, kann dies sehr unangenehm sein. Ertragsorientierte Anleger, die sich gezwungen sahen, ihr Fühler nach attraktiveren Anlagen auszustrecken, befürchten nun, dass ihre hart erarbeiteten Ersparnisse deutlich an Wert verlieren könnten. Sind diese Befürchtungen gerechtfertigt? Müssen sich diese Sparer um ihre Ersparnisse sorgen?

Ja

Gavin Lumsden, Chefredakteur bei Citywire, sagt: „Ertragsorientierte Anleger hören oft, dass sie für das Warten bezahlt werden und dass die regelmäßigen Zinsen und Dividenden ihrer Anlagen für das Auf und Ab des Aktienmarkts entschädigen. Jetzt werden diese Geduld und Widerstandsfähigkeit auf den Prüfstand gestellt, da wir angesichts der steigenden US-Zinsen wahrscheinlich eher Abwärts- als Aufwärtsbewegungen an den Märkten erleben werden.

Die US-Notenbank Fed signalisierte 2018, dass sie aufgrund der robusten Wirtschaft eine Beschleunigung der Zinserhöhungen plante, was zu zwei großen Verkaufswellen an den Aktienmärkten führte. Die Maßnahmen der Fed sind wichtig, da sie das Ende der außerordentlich lockeren Geldpolitik bedeuten, die Zentralbanken weltweit seit der Finanzkrise 2008 verfolgten.

In den zurückliegenden zehn Jahren haben die gegen null tendierenden Zinsen auf Sparanlagen Sparer in Aktien- und Anleihemärkte getrieben. Nun ist die Fed Vorreiter bei der Rückführung ihrer Wertpapierkäufe und die Preise schwanken.

Weder ist es das Ende der Welt noch der Beginn einer neuen Finanzkrise. Für ertragsorientierte Anleger ist es jedoch ein schmerzhafter Übergang. Behalten Sie die Kupons und Dividenden im Auge, die bei einem stürmischen Aktienmarkt der Lichtstreifen am Horizont sein können.“

Nein

Jason Holland, geschäftsführender Direktor, Tilney Investment Management Services, sagt: „Jahrelange ultraniedrige Zinsen und trostlose Anleiherenditen haben ertragsorientierte Anleger auf der Suche nach erfolgreichen Investments zweifelsohne in die Aktienmärkte getrieben. Natürlich waren sie dadurch den kurzfristigen Wertschwankungen der Aktienmärkte unterworfen, wie in den letzten Wochen zu beobachten war.

Anleger seien jedoch daran erinnert, dass auch die Anleihemärkte einer gewissen Turbulenz ausgesetzt waren, angesichts weltweit steigender Zinsen jedoch ein deutlich geringeres Erholungspotenzial aufweisen.

Zwar sind einbrechende Aktienpreise wie im Oktober beunruhigend, jedoch ergeben sie sich größtenteils aus kurzfristigen Schwankungen der Anlegerstimmung. Die Vergangenheit lässt darauf schließen, dass Märkte in solchen Zeiten eher überreagieren. Wichtig ist vor allem, dass der Ausblick für das globale Wachstum robust bleibt und Aktien im langfristigen Vergleich nicht teuer sind – kaum der Beginn eines langfristigen Abschwungs.

Was Aktien aus Großbritannien und den Schwellenländern betrifft, so sind die Bewertungen sogar günstig und die Dividendenrenditen (sprich die Gewinnbeteiligung der Aktionäre) äußerst attraktiv. Anders als Anleihen sind Aktiendividenden nicht festgelegt und können im Lauf der Zeit steigen. Das macht Aktien zu einem wichtigen Bestandteil ertragsorientierter Portfolios, da ihr Beitrag zum Einkommen die Inflation übertreffen kann.“

Lehren aus der Geschichte

Rupert Rucker, Leiter Income Solutions bei Schroders, sagt, dass Sparer und Anleger auf Renditesuche keine andere Wahl haben, als über den Tellerrand von Sparkonten und Bausparkassen hinauszusehen.

„Natürlich kann man mit Nostalgie auf die zwei Jahrzehnte vor der Finanzkrise zurückblicken, als die Zinsen noch hoch genug waren, um mit Bankeinlagen Sparern und Anlegern ein anständiges Einkommen zu ermöglichen. Historisch gesehen war diese Phase jedoch eine Anomalie – in den vergangenen 200 Jahren waren Zinsen selten so hoch, und es gibt keinen Grund, mit einer Wiederholung zu rechnen: Die Zentralbanken werden die Zinsen wohl kaum aggressiv erhöhen und die Banken haben wenig Interesse an der Finanzierung von Darlehen, um Sparer an sich zu binden.

Tatsache ist, dass jemand, der an einem akzeptablen Einkommen interessiert ist, nicht nur über Spareinlagen nachdenken muss. In kleinen Schritten ist das nicht möglich – Sie müssen den großen Schritt an die Anleihe- und Aktienmärkte wagen.

Wenn dies Unbehagen hervorruft – beispielsweise im gegenwärtigen Marktumfeld–, ist es wichtig zu verstehen, welche Rolle der Faktor Zeit bei der Risikosteuerung spielt. Wenn Sie bereit dazu sind, langfristig zu investieren und sich in Geduld zu üben, sind diese Märkte gleich viel angenehmer. Selbst wenn Sie zum Höhepunkt des Aktienmarkts 2008 investiert hätten, also kurz bevor die Krise zu einem Werteinbruch von nahezu 50 Prozent führte, hätten Sie Ihre Verluste innerhalb von fünf Jahren wieder gutgemacht. 

Diversifikation ist wichtig. Setzen Sie nicht alles auf eine Karte. Ein professionell verwalteter Fonds kann Ihnen dabei helfen. Selbst risikoscheue Anleger können von diesen Vehikeln profitieren, um neue Einkommensquellen zu erschließen.

1 Die Rendite ist eine Messgröße für den Ertrag einer Kapitalanlage. Sie wird für einen bestimmten Zeitraum, z.B. für ein Jahr, berechnet und in Prozent ausgedrückt.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel wurde von The Times verfasst. Alle Meinungen und Aussagen sind die der Veröffentlichung, sofern nicht anders angegeben. Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen geben die Auffassung des Autors wieder und stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar. Meinungen können sich jederzeit ändern.

Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders oder anderen Marktteilnehmern ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar. Der Beitrag wurde am 24.01.2019 auch auf schroders.com veröffentlicht.

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