BNP Paribas AM: Chinesische Aktien weitgehend resistent

BNP Paribas AM: Chinesische Aktien weitgehend resistent
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Seit dem 29. März ist die Abriegelung aufgehoben, die Einreise nach Wuhan ist wieder möglich. Mit Hochgeschwindigkeitszügen kamen schon 12.000 Menschen in die Stadt, so die Nachrichtenagentur Xinhua.

06.04.2020 | 10:57 Uhr

Das ist eine gute Nachricht, auch wenn bei offiziellen Meldungen aus Peking eine gewisse Skepsis nie verkehrt ist. Aber weiter: Auch die Zahl der Neuansteckungen mit dem Coronavirus in China geht zurück: So werden kaum inländische Neuinfektionen mehr gemeldet, sondern nur «importierte Fälle», etwa von Rückkehrern aus dem Ausland. Im Inland ist die Ausbreitung dagegen unter Kontrolle gebracht, heißt es nach Angaben der Gesundheitskommission in Peking. Hierzu muss man allerdings wissen, dass China die Zählweise in den vergangenen Monaten mehrfach geändert hatte. Dennoch bieten die Nachrichten Anlass zum Aufatmen und Hoffnung auf ein Comeback der Kurse.

Chinesische Aktien: Kehrtwende im U-Turn

Denn auch die Wirtschaft erholt sich, langsam nehmen Fabriken und Unternehmen die Arbeit wieder auf. Die strengen Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Lungenkrankheit Covid-19 hatten die chinesische Wirtschaft praktisch zum Stillstand gebracht, nun kommt sie wieder in Schwung: „Mitte April dürfte Chinas Wirtschaft gut 80 Prozent der Lieferketten wiederhergestellt haben, gleiches gilt für Auslastung und Produktivität“, erwartet Caroline Yu Maurer, Chefin des China-Teams von BNP Paribas Asset Management. Doch solange die Handelspartner in Europa und Amerika gegen Virus und Rezession ankämpfen, wird auch Chinas Industrie nicht zu alter Stärke zurückkehren: „Größtes Risiko derzeit ist die ausbleibende Auslandsnachfrage.“

Die leitende Portfoliomanagerin und ihr Team konzentrieren sich mit ihren Engagements daher vor allem auf Aktiengesellschaften, deren Produkte eine starke Binnennachfrage erfahren und die in schwer zugänglichen Märkten aktiv sind. „Solche Champions machen bis zu 70 Prozent unseres Portfolios aus“, sagt Yu Maurer. Dazu kommen etwa 20 Prozent Unternehmen, die gerade auf dem Sprung zu beschleunigtem Wachstum sind und höchstens 10 Prozent Turnaround-Kandidaten. Das sind Firmen, die zuletzt eine harte Zeit erlebt haben, deren gesunde Fundamentaldaten aber eine baldige Erholung erwarten lassen. „Insgesamt ist festzuhalten, die Erholung der chinesischen Wirtschaft muss nicht zwingend V-förmig verlaufen. Wahrscheinlich ist eher ein U-förmiger Verlauf.“

Gewinnertitel: IT, Healthcare und Online-Dienste

Die Portfoliomanagerin folgt daher einer langfristigen Strategie und legt einen großen Schwerpunkt auf Technologiethemen. Im Fokus stehen die Sektoren IT, Gesundheit und Finanzen wie auch Basiskonsumgüter und Verbraucherdienste. Im Portfolio finden sich Tencent, Alibaba und Netease, aber auch Ping An Insurance und TAL Education. Ping An bietet Online-Kredite und -Vermögensverwaltung sowie Online-Krankenversicherungen und medizinische Dienstleistungen. Mittels Gesichts- und Spracherkennung und der Nutzung biometrischer Daten hat sich das Unternehmen zum führenden technologiegetriebenen Finanzdienstleistungskonzern entwickelt. Und die TAL Education Group entwickelt Technologien für den Heimunterricht, zunächst, um dem Lehrermangel in armen, ländlichen Gebieten entgegenzuwirken und Schülern über Online-Lernplattformen einen besseren Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Solche Dienste haben in den letzten Monaten viel Auftrieb erfahren, dieses Momentum dürfte weiter bestehen bleiben.

Trends und Tendenzen: weiterhin positiv

Und nicht zuletzt laufen die langfristigen Trends auch trotz Coronavirus weiter: Das sind etwa der große und weiter wachsende Binnenmarkt, ein wachsender Talentpool oder auch das Ausgabeverhalten der Volksrepublik. „So hat das Online-Bezahlsystem Alipay beispielsweise 2,5 Mal so viele aktive Nutzer wie sein US-Pendant Paypal“, erklärt Yu Maurer. Jedes Jahr drängen etwa sechs bis sieben Millionen Hochschulabsolventen auf den Arbeitsmarkt, davon etwa 2,8 Millionen hochqualifizierte Absolventen mit technischen und naturwissenschaftlichen Abschlüssen. Das wird die chinesische Wirtschaft weiter stärken. „Und China gibt mit 452 Milliarden US-Dollar fast so viel für Forschung und Entwicklung aus wie die USA mit 511 Milliarden. Die Tüftlernation Deutschland nimmt sich mit 119 Milliarden da eher bescheiden aus“, so Yu Maurer. Während China strukturelle Veränderungen durchmacht und sich von einer exportorientierten zu einer konsum- und innovationsgetriebenen Wirtschaft entwickelt, ergeben sich eine Reihe spannender Entwicklungen. „Als Anleger sind wir uns vollkommen bewusst, dass Investments in China Risiken bergen. Aber die Möglichkeiten und Chancen sind nach wie vor zu groß, um sie zu ignorieren.“

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