ETF Securities: Baumwolle entwickelt Korrekturpotenzial

Die Preise für Baumwolle sind im letzten Jahr drastisch gefallen. Für 2017 rechnen Experten damit, dass sich dieser Prozess umkehrt.Bau

28.02.2017 | 11:05 Uhr

Baumwolle erholt sich

• Nach dem Einbruch auf ein Siebenjahrestief Ende Februar 2016 gelang dem Baumwollpreis ein beachtlicher Aufschwung von rund 39 Prozent, der ihn aktuell auf den Stand von 75,8 US-Cents pro Pfund zurückführte. Der Erholung war ausgehend von den Hochs des Jahres 2011 bei über 2,00 US-Dollar pro Pfund ein mehrjähriger Preisverfall vorausgegangen, da die chinesischen Importe der mit Kunstfasern wie Polyester konkurrierenden Baumwolle um 78 Prozent sanken. Die jüngste Entwicklung ist wohl der Situation auf dem Baumwollmarkt geschuldet, der laut Schätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums im zweiten Jahr in Folge ein Angebotsdefizit aufweisen dürfte. Zur relativen fundamentalen Stärke des Markts trug neben der lebhaften und stabilen Nachfrage auch die stagnierende Produktion im wichtigen Baumwollland Indien bei, aus dem immerhin fast ein Fünftel der globalen Exporte stammen. Trotzdem wirken die Baumwollpreise zunehmend fragiler, da sich in den kommenden Monaten die rekordverdächtige spekulative Position auf dem Terminmarkt auflösen und der Angebotsausblick aufhellen könnte. 



Indiens Produktion vor der Normalisierung

• Das US-Landwirtschaftsministerium und andere Organisationen haben das für 2016/17 geschätzte Angebotsdefizit des Baumwollmarkts zuletzt nach unten korrigiert, da die US-Ernteprognosen stiegen. Die letztjährige Angebotsverknappung war teilweise eine Folge des Produktionsrückgangs in Indien. Dort hatte die Regierung größere Banknoten für ungültig erklärt und so einen Bargeldmangel hervorgerufen. Dieser wiederum führte zu Zahlungsproblemen und Lieferverzögerungen, sodass nach Schätzungen der Commerzbank zwischen Oktober und Dezember 16 Prozent weniger Baumwolle aus Indien auf den Weltmarkt kommen konnte. Sobald dieses Thema abgehakt ist, dürfte das Angebot zurückkehren und das immer kleiner wirkende Angebotsdefizit unter Druck geraten, was wiederum die Terminpreise belasten dürfte. 


Überzogene Positionierung und Widerstand

• Die spekulative Long-Positionierung auf dem Terminmarkt von Baumwolle hat inzwischen ein Rekordhoch erreicht. Sie liegt derzeit doppelt so hoch wie beim vorangegangenen Hoch im August 2013, als Baumwolle über 90 US-Cents pro Pfund kostete. Gleichzeitig stehen die Shorts gerade einmal bei der Hälfte ihres Fünfjahresdurchschnitts. In diesem einseitigen Markt ist der Baumwollpreis durchaus anfällig für einen Stimmungsumschwung bei den spekulativen Anlegern. Zu einem solchen könnte es zum Beispiel kommen, wenn Berichte ein freundlicheres Bild von der Angebotslage zeichnen. Der Preis konnte seinen Ausbruch über das Niveau von 75,5 US-Cents pro Pfund nur mit Mühe bestätigen, und wahrscheinlich wird er beim Hoch von Anfang Februar, das heißt bei 77,4 US-Cents pro Pfund, auf Widerstand stoßen. Sollte sich die fundamentale Lage eintrüben, könnte der Preis auf sein jüngstes Tief bei 73 US-Cents pro Pfund oder sogar noch weiter bis zur 100-Tages-Linie nahe 71,4 US-Cents pro Pfund zurückfallen. 
  



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