WisdomTree: Reichliches Angebot drückt die Kaffeepreise

Agrarrohstoffe

Rohstoffexperte Nitesh Shah sieht angesichts des aktuellen Überangebots bei Kaffee überwiegend Abwärtsrisiken für die Preise.

03.04.2019 | 11:00 Uhr

Ausblick für Kaffee: reichliches Angebot und niedrigere Preise

Trotz der starken Performance der Rohstoffmärkte haben sich die Kurse der Arabica-Kaffee-Futures (Bloomberg-Ticker: KC1 Comdty) seit Beginn des Jahres miserabel entwickelt und ein Minus von 4,81 % verbucht (zum 4. März 2019). Nach einer ähnlichen Preisentwicklung im Jahr 2017 konnten Kaffeepreise nicht von der anhaltenden höheren Risikobereitschaft profitieren. Das reichhaltige Angebot und die Schwäche des brasilianischen Real stellten eine Belastung für sie dar.

Auf Brasilien entfallen ein Drittel der weltweiten Kaffeeproduktion und etwa ein Viertel des internationalen Exportmarkts. Laut neuesten Schätzungen der brasilianischen Prognosebehörde Conab (Companhia Nacional de Abastecimento) wird Brasilien im Erntejahr 2019/20 voraussichtlich 50,5 bis 54,5 Millionen Säcke Kaffee produzieren. Diese Zahlen liegen unter früheren Prognosen. Im Vergleich zur Rekordernte des letzten Jahres von 61,7 Millionen Säcken deuten die aktuellen Schätzungen auf einen deutlichen Rückgang hin. Ein Großteil dieser Informationen ist jedoch bereits in den Kaffeepreisen eingepreist, weil die Arabica-Kaffee-Ernte so wie alle zwei Jahre in diesem Jahr schwächer ausfallen wird. Die letzten Schätzungen von Conab zum Erntevolumen befinden sich immer noch auf einem Rekordniveau für ein ertragsschwaches Jahr.

Laut der International Coffee Organisation (ICO) beliefen sich die globalen Kaffee-Exporte im Dezember 2018 auf 10,43 Millionen Säcke. Im Dezember 2017 waren es 10,33 Millionen Säcke gewesen. In den ersten drei Monaten des Kaffeejahres 2018/19 (Oktober 2018 bis Dezember 2018) stiegen die Kaffee-Exporte gegenüber dem Vergleichszeitraum 2017/18 nach Angaben der ICO von 28,58 Millionen Säcken um fast 8,1 % auf 30,91 Millionen Säcke. Brasilianischer Kaffee überschwemmte nach der Rekordernte die internationalen Märkte. Die höhere Zunahme der Nachfrage wird das Überschussangebot 2018/19 zwar voraussichtlich um 1 Million Säcke auf 2,29 Millionen Säcke reduzieren, aber der Angebotsüberschuss wird die Preise weiter belasten. Wir gehen davon aus, dass dies in den nächsten paar Monaten so bleiben wird.

Messungen der Anomalien der Meeresoberflächentemperaturen zeigen, dass sich die Risiken für ein El-Niño-Phänomen größtenteils verflüchtigt haben. Wegen der Hitze und Trockenheit in Brasilien im Dezember 2018/Januar 2019 ist die lokale Produktion allerdings mit einem Abwärtsrisiko behaftet. Die Kaffeemärkte werden sich 2019/20 wahrscheinlich trotzdem ausgewogen entwickeln, sofern es nicht zu wetterbedingten Lieferausfällen kommt.

Wie Abbildung 3 verdeutlicht, ist die Stimmung in Bezug auf den Kaffeemarkt nach wie vor gedämpft. Die Nettopositionierung von Anlegern in Kaffee-Futures liegt bei -56.943 Kontrakten und ist damit mehr als eine Standardabweichung unter den Fünf-Jahres-Durchschnitt gerutscht. Dies unterstreicht, wie groß der Pessimismus hinsichtlich des Kaffeemarkts ist.

Aus technischer Sicht liegen die Kaffeepreise des vergangenen Jahres 9 % unter ihrem gleitenden Durchschnitt über 200 Tage, einem in Abbildung 4 dargestellten äußerst starken Indikator für eine Baissephase.

Fazit:

Beim Ausblick für die Kaffeepreise überwiegen für uns nach wie vor die Abwärtsrisiken, solange wetterbedingte Lieferschwierigkeiten ausbleiben. Kaffee wird allerdings zu einem deutlichen Abschlag gehandelt und etwaige wetterbedingte Lieferausfälle könnten eine Erholung der Kaffeepreise unterstützen, wenn so wie Ende September 2018 eine schnelle Eindeckung von Short-Positionen erfolgt.

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