Japans unterschätzte Small Caps

Japanische Small Caps führen hierzulande ein Schattendasein – zu Unrecht. Denn in den vergangenen Jahren könnten sie sich gut entwickeln. Zudem sind sie laut Shunsuke Matsushima, Manager des BNP Paribas Japan Small Cap, unterbewertet. Er sieht zudem klare Wachstumskatalysatoren – besonders im binnenmarktorientierten Segment. Rückenwind liefern Reformen, steigende Löhne und eine sich stabilisierende Konjunktur.

14.08.2025 | 12:30 Uhr von «Jörn Kränicke»

Fondsmanager

Shunsuke Matsushima ist Leiter der Japanese Equity Active Group von Sumitomo Mitsui Asset Management (SMAM), die den BNP Paribas Japan Small Cap verwalten. Matsushima begann seine Investmentkarriere 1992 mit der Verwaltung japanischer Aktien und kümmert sich seit April 1996 um Small-Cap-Anlagen. Für den 1996 aufgelegten des BNP Fonds ist Matsushima seit 2004 verantwortlich.

Strategie

Die Investmentstrategie von Matsushima lässt sich als ein Übergang von „Value“ zu „Growth“ charakterisieren. Im Zentrum steht dabei die gezielte Auswahl von Substanzwerten, die über ein bislang unterschätztes Gewinnwachstumspotenzial verfügen. Dabei unterscheidet er zwei Gruppen: Unternehmen, bei denen künftiges Gewinnwachstum absehbar ist, sowie solche, deren Ergebnisse bereits dynamisch zulegen, deren Aktien jedoch bislang vom Markt weitgehend ignoriert wurden.

Direkter Austausch mit den Unternehmen

Kommt es zu einer tatsächlichen Steigerung der Gewinne, finde häufig eine Neubewertung statt – aus dem einstigen Value-Titel wird ein Wachstumswert. Diese Bewertungsanpassung bildet einen zentralen Baustein der angestrebten Mehrrendite.

Zur Identifikation entsprechender Investmentchancen bedient er sich eines Bottom-up-Ansatzes, der auf die Analyse einzelner Unternehmen fokussiert ist. Dies ermöglicht es, Ineffizienzen gezielt zu nutzen. Ein elementarer Bestandteil dieses Research-Ansatzes ist der regelmäßige, direkte Austausch mit den Firmenchefs. In diesen Gesprächen geht es vor allem darum, strukturelle Wachstumstreiber zu identifizieren – seien es innovative Geschäftsmodelle, neue Produktlinien oder vielversprechende Dienstleistungen.

Unterbewertung plus Wachstumsdynamik

Entscheidend bei der Aktienauswahl von Matsushima ist eine Kombination aus Unterbewertung und erkennbarer Wachstumsdynamik. Das Unternehmen muss einen klaren Katalysator für zukünftige Gewinnzuwächse aufweisen. Die daraus resultierende Sektorallokation ergibe sich nicht aus einer strategischen Top-down-Perspektive, sondern ist das direkte Resultat der Einzeltitelauswahl. Nach der Portfoliokonstruktion erfolgen punktuelle Anpassungen, um etwaige Klumpenrisiken auf Branchenebene zu vermeiden und ein ausgewogenes Profil sicherzustellen.

Investmentcase

Trotz anhaltender geopolitischer Spannungen und globaler Konjunktursorgen zeigt sich der japanische Small-Cap-Markt derzeit bemerkenswert stabil. Vor allem die jüngste Einigung im Handelsstreit zwischen Japan und den USA sorgt für eine gewisse Beruhigung. Die vereinbarten Strafzölle von 15 Prozent fallen deutlich milder aus als zunächst befürchtet – und das schafft Spielraum für Erholung.

„Die negativen Auswirkungen der Zölle scheinen mit dem Deal zwischen den USA und Japan bereits weitgehend eingepreist“, sagt Shunsuke Matsushima, Portfoliomanager des BNP Paribas Japan Small Cap Fonds. Die Prognosen wurden entsprechend angepasst: Der ursprünglich befürchtete BIP-Rückgang von -0,70 Prozent wurde auf -0,41 Prozent nach unten revidiert.

Rückenwind durch Lohnwachstum

Positive Impulse kommen derzeit auch vom japanischen Arbeitsmarkt. Die Löhne steigen so stark wie seit Jahrzehnten nicht mehr – ein Trend, der sich direkt auf die Konsumfreude im Inland auswirken könnte. „Die Gewerkschaften haben Lohnsteigerungen von durchschnittlich 6,09 Prozent gefordert, bei mittelständischen Unternehmen sogar 6,57 Prozent“, berichtet Matsushima. „Die bereits vereinbarten Erhöhungen von 5,25 Prozent liegen über dem Vorjahresniveau von 5,10 Prozent.“

Die Inflation ist mit 3,3 Prozent im Juni zwar weiterhin über dem Ziel der Bank of Japan (BoJ), zeigt aber eine abnehmende Tendenz. Marktbeobachter rechnen damit, dass die Notenbank im Oktober 2025 vorsichtig auf einen moderaten Zinspfad einschwenken wird – eine erste Zinserhöhung auf 0,75 Prozent gilt als wahrscheinlich.

Politische Unsicherheit als Störfaktor

Ein Unsicherheitsfaktor bleibt jedoch die innenpolitische Lage. Nach dem Machtverlust der regierenden LDP in beiden Kammern des Parlaments muss Premierminister Fumio Kishida künftig auf die Zustimmung der Opposition angewiesen sein. Gesetzesinitiativen könnten dadurch an Tempo verlieren – ein Risiko für Investoren, das nicht ganz außer Acht zu lassen ist.

Fokus auf den japanischen Binnenmarkt

Für Portfoliomanager Matsushima ist die Richtung dennoch klar: „In diesem Umfeld setzen wir verstärkt auf binnenmarktorientierte Sektoren wie Retail, Leisure und IT-Services“, erläutert er. „Diese könnten von steigenden Löhnen profitieren, besonders bei der jüngeren Generation, sowie von verstärkten Investitionen in die Digitalisierung japanischer Unternehmen.“

Das Portfolio ist entsprechend positioniert: „Wir gewichten binnenmarktorientierte Titel mit 70-75 Prozent deutlich über, während exportorientierte Unternehmen 25-30 Prozent ausmachen“, so Matsushima weiter. Sollte sich das globale Umfeld erneut eintrüben, sei eine weitere Verschiebung zugunsten der Domestic-Werte denkbar.

Unterschätztes Segment mit Aufholpotenzial

Attraktive Perspektiven sieht Matsushima auch in strukturellen Faktoren. So treiben die laufenden Corporate-Governance-Reformen und der zunehmende Druck der Tokyo Stock Exchange auf mehr Kapitaleffizienz die Entwicklung vieler Small Caps voran. Diese Unternehmen weisen nicht nur oft höhere Dividendenrenditen als ihre großen Pendants auf – sie sind auch deutlich weniger im Analysten-Fokus.

Portfolio

Aktuell umfasst der Fonds 126 Titel. IT-Titel hat Matsushima am stärksten übergewichtet. Finanzwerte und Basiskonsumgüter sind am stärksten untergewichtet. Die Top Ten Titel wie Meiko Electronics, Ryohin, Keikaku, Musashi Seimitsu, Modec, Pal Group, Sky Perfect, Jsat Holdings, Computer Engr & Consulting, Chugoku Marine Paints, Meidensha Corp oder Round One Corp sind zwischen 1,61 und 3,12 Prozent gewichtet. Die Volatilität des Portfolios betrug in den vergangenen drei Jahren 12,1 Prozent und der Tracking Error 6,38. Die CO2-Bilanz des Artikel 8 Fonds (SFDR) liegt 36 Prozent unter jener seines Referenzindex.

Fazit:

Für langfristig orientierte Anleger ist der japanische Small-Cap-Markt weiterhin ein spannendes Spielfeld – zumal viele der heimisch ausgerichteten Titel derzeit gleich mehrfach profitieren: von politischen Reformen, Lohnzuwächsen und der Suche nach Stabilität in einem volatilen globalen Marktumfeld.

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Fondsdaten

Kategorie Japan Small Caps
KVG BNP Paribas
Fondsmanager Shunsuke Matsushima
ISIN LU0069970746
Auflegung 30.09.1996
Fondsvermögen 76 Mio. Euro
Ausgabeaufschlag bis 3,0 %
Laufende Kosten p. a. (TER) 2,32%
Erfolgsgebühr nein
Börsenhandel nein
Wertentwicklung 2025 (per 06.08.25) 8,60%
Wertentwicklung 1 Jahr (per 06.08.25) 32,90%
Wertentwicklung 3 Jahre (per 06.08.25)) 33,70%
Volatilität 3 Jahre (per 06.08.25) 11,80%
Internet www.bnpparibas-am.com/de-de/
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