Finanzbranche: Dies sind Deutschlands Standortvorteile

Die Finanzbranche stellt dem Standort Deutschland ein gutes Zeugnis aus. Einer aktuellen Studie zufolge punktet Deutschland vor allem mit seiner politischen und rechtlichen Stabilität. Die Kompetenz der Finanzaufsicht wird zwar positiv bewertet. Doch die deutsche Regulierungswut wird skeptisch gesehen.

07.12.2017 | 16:16 Uhr von «Matthias von Arnim»

Die Financial Community ist mit dem Standort Deutschland mehr als zufrieden. Das geht aus einer aktuellen Studie der CFA Society Germany hervor. Mehr als 800 Finanz- und Investmentexperten aus Asset Management, FinTech, Finanzaufsicht und Regulierung, Finanzdienstleistung sowie institutionelle Investoren und Hochschulvertreter wurden befragt.

Der Ergebnis der Umfrage kann sich sehen lassen: Der Studie zufolge punktet Deutschland vor allem mit seiner politischen und rechtlichen Stabilität sowie mit der Kompetenz seiner Finanzregulatoren und Aufsichtsbehörden.

Viele einzigartige Finanzstandorte statt nur einer Metropole

Anders als in vielen anderen europäischen Ländern konzentriert sich das Finanzgeschehen in Deutschland nicht auf ein Zentrum. Experten schätzen gerade die Vielfalt des deutschen Finanzstandorts. Sämtliche deutsche Metropolregionen – von Berlin bis Stuttgart – finden mit ihren spezifischen Standortprofilen Anerkennung. Einzig Frankfurt nimmt bei den Branchenexperten als interessantester Standort mit der Zentralbank und vielen Niederlassungen ausländischer Banken eine Sonderrolle ein.

Quelle: CFA Society Germany

Als Standortvorteil für Deutschland bewerten die Marktteilnehmer darüber hinaus die hohe Qualität der universitären und betrieblichen Aus- und Weiterbildung mit Finanzschwerpunkt. „Der Finanzstandort Deutschland ist in einer ausgesprochen guten Verfassung“, sagt Harald Edele, CFA, Direktor Kapitalmarkt & Regulierung bei der CFA Society Germany. „Allerdings gelingt es bislang nur in Teilen, die vielfältigen Stärken in Vorteile im internationalen Wettbewerb zu verwandeln.“

Skeptische Fragen zur Zweckmäßigkeit der Regulierung

Geht es um das Thema Regulierung, blicken die Teilnehmer der Befragung etwas skeptischer auf den Standort Deutschland. So formuliert die Branche im Wettbewerb mit den globalen Finanzzentren etliche Forderungen gegenüber dem deutschen Gesetzgeber und den hiesigen Marktteilnehmern. Hauptkritikpunkte: Die Interessen der Finanzbranche würden zu wenig berücksichtigt. Und die Zweckmäßigkeit von Regulierungsmaßnahmen wird zum Teil infrage gestellt. Insbesondere für die Regulierung von innovativen Entwicklungen und Fintechs bekommen die Aufseher von der Finanzgemeinde keine guten Noten.

Quelle: CFA Society Germany

Deutsche Fintechs genießen kein hohes Ansehen

Deutsche Fintechs schneiden allerdings im Blickwinkel der Finanzbranche auch nicht besonders gut ab. So werden die vorhandenen Produkte und Dienstleistungen der Startups nur leicht positiv bewertet. Lediglich bei Zahlungsverkehrslösungen und Informationsplattformen fallen die Bewertungen besser aus. Am unteren Ende der Skala rangieren Social Investing, automatisierte Investmentlösungen, Robo-Advice und Kryptowährungen.  Quelle: CFA Society GermanyFinanzbildung bleibt in Deutschland unzureichendDas Dauerthema Finanzbildung bleibt leider ein Malus. So verfügt der Finanzstandort Deutschland zwar über ausgesprochen gute Ausbildungsmöglichkeiten. In der Bevölkerung spiegelt sich das große Fachwissen der Finanzexperten jedoch nicht wider. So stufen die Marktteilnehmer das Finanzwissen der Bevölkerung, insbesondere mit Blick auf Instrumente und Produkte, als bedenklich gering ein.

„Gerade bei den Schlüsselthemen für die Zukunftsfähigkeit des Finanzstandorts Deutschland zeigt sich erheblicher Nachholbedarf“, sagt Susan Spinner, CFA, Geschäftsführerin der CFA Society Germany. „Ob Regulierung von Fintechs, Förderung von Finanzinnovation, oder auch verbesserte Altersvorsorgekonzepte und breiter angelegte Finanzbildung, auch auf die neue Bundesregierung warten hier zahlreiche Herausforderungen.“

(MvA)

Die komplette Studie als PDF-Dokument.

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