Der TiAM FundResearch Jahresausblick – Teil 1: Aktien

Anleger können bisher zufrieden auf das Jahr 2025 zurückblicken. Aktien haben Investoren ordentliche Kursgewinne beschert. Die Frage ist: Geht es im kommenden Jahr so weiter? Oder folgt auf die Aktien-Party der vergangenen Monate ein bitteres Aufwachen im neuen Jahr?

14.11.2025 | 10:00 Uhr von «Matthias von Arnim»

Das Jahr 2025 hielt für Anleger, die in Aktien investiert haben, einige Tiefen und Höhen bereit: In den ersten beiden Monaten lief es erst einmal nicht so gut, wie erhofft. Dann folgte sogar ein brutaler Absturz – vor allem bei US-amerikanischen Werten. Internationale Investoren verloren angesichts der erratischen Zollpolitik Donald Trumps das Vertrauen in den US-Markt. Dafür stieg der Preis für Gold – eine klassische Flucht-Reaktion. Die gute Nachricht lautet: Die Anleger kehrten wieder zurück an den Aktienmarkt, zunächst mit Fokus auf Europa und Asien. Ausgerechnet japanische Aktien, lange Zeit von Anlegern außerhalb Japans eher mit Misstrauen beäugt, überraschten in den zurückliegenden Monaten sogar mit einer beeindruckenden Hausse, die bis heute anhält. 

Seit Mitte April haben auch US-Werte wieder kräftig aufgeholt. Deshalb können geduldige Aktionäre, die international breit diversifiziert angelegt und die zwischenzeitliche Unruhe im Frühjahr ausgesessen haben, unterm Strich mit der bisherigen Entwicklung der Aktienmärkte zufrieden sein. Der MSCI World Index liegt im Vergleich zum Jahresanfang 18,5 Prozent im Plus. Beim EuroStoxx 50 sind es 17 Prozent, beim Nikkei sagenhafte 31 Prozent. Die Frage stellt sich nun, wie es im kommenden Jahr weitergeht. Sieht man sich die aktuellen Einschätzungen der Analysten großer Institute an, kristallisiert sich ein Gesamteindruck heraus, der darauf schließen lässt, dass es im kommenden Jahr für Anleger vor allem darauf ankommen könnte, Risiken zu reduzieren, flexibel zu bleiben und die Märkte sehr aufmerksam zu beobachten. Denn die verschiedenen Branchen und Regionen könnten sich in den kommenden Monaten sehr unterschiedlich entwickeln. 

USA: Tech dominiert Alles

Von der Trumpschen Vision, sein Land wieder in einen klassischen Industriestandort zurückzuverwandeln, sind die USA weit entfernt – und werden es wohl auch in Zukunft bleiben. In den Vereinigten Staaten treiben nicht Produktionsstraßen, sondern Dienstleistung und Konsum die Wirtschaft. Das Wachstum in diesen Bereichen ist nach wie vor stabil, wobei der Arbeitsmarkt insgesamt allerdings etwa Sorgen macht – sofern man den Daten noch trauen kann. Die Statistikabteilung im Arbeitsministerium arbeitet während des Shutdowns nicht. Um abzuschätzen, wie viele neue Stellen geschaffen werden und wie viele Menschen auf Arbeitssuche sind, greifen die Ökonomen deshalb mittlerweile auf private Online-Jobbörsen wie etwa Indeed zurück. Und dort senden die Indikatoren Warnsignale. Was wiederum die US-Notenbank zum Handeln bewegen und den Aktienmarkt in den kommenden Monaten stärken könnte. „Ein sich abschwächender Arbeitsmarkt gibt der Fed ein Argument in die Hand, um die Zinsen zu senken. Wir glauben, dass solche Zinssenkungen US-Aktien und das KI-Thema unterstützen sollten“, kommentiert Jean Boivin, Chef des BlackRock Investment Institutes, die Entwicklung. Gleichzeitig stellt er fest, dass Aktien bei weitem nicht billig seien. „Das Kurs-Erziehungs-Verhältnis von Terminkursen des S&P 500 liegt jetzt über dem 21-fachen und übertrifft damit den Fünfjahresmedian, was auf potenziell sehr hohe Bewertungen hinweist“, so Boivin. Auch David Lefkowitz, CEO der UBS, äußert sich ähnlich verhalten optimistisch. „Wir glauben, dass der Bullenmarkt intakt ist und die Aktien im nächsten Jahr wahrscheinlich weiter steigen werden", sagt David Lefkowitz, CEO der UBS. Man müsse jedoch wachsam bleiben. „Die Wirtschaft wird sich an höhere Zölle anpassen müssen. Dies könnte zu einer Periode schwächerer Wirtschaftsdaten führen. Für Aktien würde dies leichten Gegenwind bedeuten“, so Lefkowitz. 

Sollte die Fed tatsächlich die Zinsen weiter senken, würde dies insbesondere dem Technologiesektor helfen, der nach wie vor an der Börse den Ton angibt. Besonders Unternehmen, die Künstliche Intelligenz in Produkte und Dienstleistungen integrieren, stehen weiterhin im Fokus der Anleger. Die Argumente für eine Fortsetzung des Hypes um KI und IT sind bekannt: Große Plattformen profitieren von wachsender Nachfrage nach Cloud-Services, Datenanalyse und KI-Anwendungen, während Halbleiterhersteller von der steigenden Rechenleistung profitieren, die KI und moderne Anwendungen erfordern. Wer Aktien von Alphabet, Amazon, ASML oder Nvidia im Depot hat, konnte sich deshalb in diesem Jahr über überdurchschnittliche, hohe zweistellige Prozentzuwächse freuen – trotz der zwischenzeitlichen Rücksetzer im Frühjahr. Eine breitere Diversifikation im Tech-Sektor ist jetzt jedoch ratsam. Immer mehr Anleger schauen genauer hin bei den Wachstumsversprechen der IT-Firmen. Nicht alles, was „KI“ im Firmen- und/oder Produktnamen trägt, wird noch als Gewinn-Garant wahrgenommen. Selbst große Konzerne wie Meta oder Microsoft haben das zuletzt an der Börse zu spüren bekommen.

In ein rundes US-Aktiendepot gehören deshalb zum einen Fonds, die mit großer Streuung in die großen und mittelgroßen US-Unternehmen investieren. ETFs wie zum Beispiel der Vanguard FTSE North America UCITS ETF (ISIN IE00BKX55R35) und der L&G Russell 2000 US Small Cap Quality UCITS ETF (ISIN IE00B3CNHJ55) können im Kombipaket diese Aufgabe gemeinsam erfüllen. Zum anderen spielt der Tech-Sektor in einem US-Portfolio eine besondere Rolle. Denn er wird die Kurse an den US-Börsen vermutlich auch im kommenden Jahr antreiben. Allerdings müssen Anleger mit höherer Volatilität – sprich: zwischenzeitlichen heftigen Korrekturen – rechnen. Und sie sollten stärker diversifizieren, weniger auf Einzelaktien setzen und vor allem starke Nerven und Geduld mitbringen. Kursrücksetzer größeren Ausmaßes könnten eventuell eine Gelegenheit sein, einzusteigen oder nachzukaufen. Indexfonds wie der HSBC Nasdaq Global Semiconductor UCITS ETF (ISIN IE000YDZG487), der weltweit in Unternehmen investiert, die in der Halbleiterindustrie tätig sind, oder auch der aktiv gemanagte ARK Artificial Intelligence & Robotics UCITS ETF (ISIN IE0003A512E4) haben in den vergangenen zwölf Monaten mit starker Performance überzeugt – und bilden mit ihren Portfolios die wesentlichen Zukunftstrends gut ab. 

Europa: Transformation als Wachstumstreiber

Während die USA energiepolitisch ins Kohlezeitalter zurückzufallen drohen, punktet Europa vor allem bei den Erneuerbaren Energien. Das Thema Nachhaltigkeit ist in der öffentlichen Diskussion zwar nicht mehr so präsent wie in den Jahren zuvor. Doch der Umbau der Wirtschaft, die zunehmend auf die Nutzung nachhaltiger Energien setzt, bietet Chancen für Unternehmen im Bereich Solar, Wind, Batteriespeicher und Netztechnik. Als passende Investments bieten sich ein auf Nachhaltigkeit fokussierter Industrie-ETF wie etwa der Amundi STOXX Europe 600 Energy ESG Screened UCITS ETF (ISIN LU1834988278) und als Ergänzung der Xtrackers MSCI Europe Financials Screened UCITS ETF (ISIN LU0292103651) an, der in Aktien großer europäischer Finanzinstitute investiert, die sich explizit die Erfüllung von ESG-Kriterien auf die Fahnen geschrieben haben. Ein weiterer Wachstumsmarkt ist – leider – der Rüstungssektor. Denn es ist davon auszugehen, dass die europäischen Staaten ihre Investitionen in ihre Verteidigungsfähigkeit vermutlich weiter erhöhen müssen. Für Anleger, die sich hier offensiv positionieren wollen, ist der unter anderem der HANetf Future of European Defence Screened UCITS ETF (ISIN IE000I7E6HL0) eine gute Wahl. 

Interessant könnten im kommenden Jahr auch europäische Small- und MidCap-Aktien werden. In einem Umfeld moderater Inflation, fallender Zinsen und wachsender Investitionsbereitschaft bieten die Aktien aus der zweiten Reihe eine gute Balance zwischen Stabilität und Wachstum. Viele Unternehmen aus diesem Segment profitieren überproportional von der allmählich spürbaren Erholung der Binnenkonjunktur im Euroraum, dem Abbau von Lieferkettenrisiken und der anhaltenden Transformation in Bereichen wie Energie, Digitalisierung und Industrieautomation. In der Vergangenheit haben kleine und mittelgroße Unternehmen zudem bewiesen, dass sie in unsicheren Zeiten anpassungsfähiger sind und schneller Lösungen finden als große Konzerne. Das Risiko für Investoren: Die geringere Liquidität kann ausgerechnet in turbulenten Phasen dafür sorgen, dass die Kauf- und Verkaufskurse der Aktien an den Börsen auseinanderdriften können. Ein gutes Chance-Risiko-Management ist in diesem Bereich also unerlässlich. 

Nicht zuletzt deshalb, sollten Anleger bei Fonds, die in kleine und mittelgroße Unternehmen investieren, auf aktives Fondsmanagement vertrauen. Beispiele für ausgesprochen gut gemanagte Fonds sind etwa der Bellevue AM Entrepreneur Europe Small B (ISIN LU0631859229) oder der Alken Small Cap Europe R (ISIN LU0300834669). 

Asiatische Schwellenländer: hohes Renditepotenzial

Aktien asiatischer Schwellenländer bergen für das kommende Jahr ein hohes Renditepotenzial, getragen von einer robusten Binnenkonjunktur, strukturellem Wachstumsdruck in Technologie, Konsum und Infrastruktur sowie fortgesetzten Reformen zur Kapitalmarktöffnung. Viele Länder profitieren von der Verlagerung globaler Lieferketten nach Süd- und Südostasien, wodurch Investitionen in Fertigung, Digitalisierung und Energieversorgung deutlich zunehmen. Gleichzeitig stärkt eine jüngere, konsumfreudige Bevölkerung die Nachfrage in Schlüsselbranchen. Trotz fortbestehender Risiken durch geopolitische Spannungen und Währungsvolatilität sorgt die Kombination aus verbesserten Governance-Standards und attraktiven Bewertungen dafür, dass asiatische Schwellenländer 2026 verstärkt in die Portfolios internationaler Investoren rücken. Auch für die Emerging Markets gilt: Hier lohnt sich selektives Stock-Picking. So haben etwa die Portfoliomanagement-Teams der Fonds Fidelity Asia Pacific Dividend A (ISIN LU0205439572) und des M&G (Lux) Asian Fund USD A (ISIN LU1670618344) in den vergangenen Jahren regelmäßig unter Beweis gestellt, dass sich gutes aktives Fondsmanagement im asiatisch-pazifischen Raum lohnt. 

Für Anleger, die ihr Asien-Portfolio explizit mit japanischen Aktien verstärkt ergänzen wollen, bieten sich unter anderem JPM Japan Strategic Value A (ISIN LU0329204977) oder auch der Nippon Growth (UCITS) Fund A (ISIN IE00B991XL80) an. Beide Fonds bieten eine Absicherung gegen Währungsschwankungen zwischen Euro und Yen. 

Top-Tipp Healthcare: Immer eine Investition wert

Während sich weltwirtschaftliche Trends je nach Konjunkturzyklus verschieben oder gar neu ordnen können, entwickelt sich ein Bereich völlig konjunkturunabhängig. Die Rede ist von der Gesundheitsbranche. Der Healthcare-Sektor bleibt ein defensiver Hafen für Anleger, die eher auf Stabilität setzen. Wobei es auch innerhalb der Gesundheitsbranche neue Wachstums-Sektoren gibt. So profitieren MedTech und HealthTech nicht nur von demografischen Trends, sondern auch von neueren Innovationen in Diagnostik und KI. Fonds wie der Janus Henderson Global Life Sciences Fund (ISIN IE0002122038) oder der bieten einen einfachen Einstieg in diesen Bereich. Interessant: Neu auf dem Markt ist der Bellevue Healthcare ETF (ISIN: IE000R6TN604), ein aktiv gemanagter ETF, der breit in die Branche investiert. 

Fazit: Das Jahr 2026 wird nicht ohne Risiken sein. Handelskonflikte, geopolitische Spannungen, Inflation oder eine Überhitzung einzelner Technologiebereiche können jederzeit Rückschläge auslösen. Wer aber gezielt investiert, kombiniert in den USA Wachstumstitel im Tech-Sektor mit nachhaltigen europäischen Industrie- und Energieunternehmen. Asiatische Schwellenländer locken mit selektiven Chancen. Als defensiver Stabilitätsanker bieten sich Healthcare-Fonds an. Mit solch einem Mix könnten Anleger in der Assetklasse Aktien gut positioniert sein.


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