Fondsmeisterschaft: Tech bleibt Trumpf – aber die Realität kehrt zurück

Die großen US-Tech-Werte dominieren weiterhin die Märkte, aber die Bewertungen steigen – und mit ihnen die Risiken. Daniel Zindstein von der Zindstein Vermögensverwaltung wirft im Gespräch einen kritischen Blick auf Zinsmärkte, Inflation, Gold und geopolitische Trends. Er bleibt optimistisch – mit klaren Vorbehalten.

13.08.2025 | 13:00 Uhr

Tech-Werte bleiben die Lokomotive – noch

Trotz jahrelanger Kursrallys und immer wieder aufflackernder Zweifel an ihrer Bewertung zeigen die großen US-Technologiewerte weiterhin eine erstaunliche Dominanz. „Die Tech-Werte bleiben die Treiber der Marktentwicklung in den USA – und damit auch weltweit“, betont Daniel Zindstein. Die Zahlen sprechen für sich: Im zweiten Quartal 2025 erzielten laut Zindstein die „Big Seven“ der US-Techs ein Gewinnwachstum von beeindruckenden 26 Prozent – während der restliche S&P 500 lediglich vier Prozent zulegte. Diese Kluft zeigt: „Wer nicht in Tech investiert ist, läuft Gefahr, abgehängt zu werden.“

Zölle und Inflation: Viel Lärm um (noch) wenig

Die US-Zollpolitik unter Trump 2.0 sorgt für Aufsehen – aber noch nicht für Preisschocks. Laut Zindstein gab es zwar im ersten Quartal Vorzieheffekte, etwa durch vorgezogene Exporte in die USA, um neue Zölle zu umgehen. Im zweiten Quartal waren die Lager voll, und die Exporte brachen ein. Die entscheidende Frage: Müssen Unternehmen künftig höhere Preise durchsetzen – oder gehen sie bei den Margen in Vorleistung? „Das wird sich erst bis Jahresende zeigen – branchenabhängig. Insgesamt rechnen wir aber nicht mit einem spürbaren Inflationsschub“, so Zindstein.

Zwischen Euphorie und Realität: Der Ausblick bis Jahresende

Für die kommenden Monate erwartet der Vermögensverwalter einen Realitätsschub an den Märkten. Die Bewertungen vieler Aktien seien hoch, einige sogar überzogen. Gleichzeitig wird die Staatsschuldenproblematik zunehmend in den Fokus rücken. Steigende Zinslasten könnten nicht nur die Staaten, sondern auch die Unternehmensfinanzierung belasten. „Realismus wird zurückkehren. Das wird selektives Investieren wichtiger machen“, prognostiziert Zindstein.

Zudem sieht er die viel diskutierte kurzfristige Outperformance europäischer Aktien bereits wieder verschwinden: „Seit April hinkt Europa erneut hinterher – und das dürfte sich fortsetzen. In den USA haben wir Steuersenkungen, Deregulierung und Exporterleichterungen, während Europa sich in einem Bürokratie-Dschungel verliert.“

USA bleiben das Maß der Dinge

Trotz aller geopolitischen Spannungen und wachsender Kritik an US-Dominanz sieht Zindstein derzeit keinen ernsthaften Konkurrenten für die Vormachtstellung der USA an den Börsen. „Die USA sind führend in den Bereichen Rüstung, Internet, Künstliche Intelligenz und Finanzen. Trump formt gerade eine globale Freihandelszone für US-Unternehmen – ohne Zölle. Wer soll das ernsthaft kontern?“, fragt er rhetorisch.

Anleihen verlieren ihre Rolle als sicherer Hafen

Auch am Rentenmarkt registriert Zindstein einen tiefgreifenden Wandel. „Staatsanleihen verlieren schleichend ihren Status als sicherer Hafen“, warnt er. Besonders die Eurozone komme zunehmend unter Druck. Frankreich sei ein mahnendes Beispiel: 74 Milliarden Euro Zinslast in diesem Jahr, 90 Milliarden im nächsten. Die Zinskosten steigen, die Schulden auch – ein toxisches Gemisch für langfristige Staatsanleihen.

Gold als stabiler Anker in turbulenten Zeiten

Gold hingegen erlebt ein starkes Jahr 2025 – und laut Zindstein ist noch Luft nach oben. „Gold lässt sich nicht klassisch bewerten. Es ist das ultimative Geld“, erklärt er. Solange die Schulden steigen und die Unsicherheit an den Märkten zunimmt, bleibt Gold aus seiner Sicht ein attraktiver Stabilitätsanker. Ein Rückschlag sei nicht in Sicht.

Zufrieden mit dem Team – trotz Tech-Verzicht

Abschließend zieht Zindstein ein zufriedenes Zwischenfazit zur Mannschaftsleistung. Zwar hätte man rückblickend gerne mehr US-Tech im Bestand gehabt, doch dieser Effekt wurde durch starke Positionen in Goldminen (+44 %), Osteuropa (+39 %) und Korea (+28 %) ausgeglichen. Enttäuschend verlief hingegen das Engagement in Uran und Argentinien. Dennoch: „Das Gesamtergebnis kann sich sehen lassen. Und vielleicht holen die Underperformer ja noch auf“, sagt Zindstein mit einem Augenzwinkern.

Fazit:

Tech bleibt bestimmend, aber die Welt dreht sich weiter – und mit ihr die Märkte. Daniel Zindstein erwartet einen realistischeren Blick auf Bewertungen, eine strukturelle Schwächung des Anleihemarkts und langfristig stabile Edelmetalle. Wer seine Hausaufgaben macht, könne auch in einem zunehmend anspruchsvollen Umfeld erfolgreich investieren.

Informieren Sie sich in unseren Newslettern regelmäßig über die besten Fonds und ETFs. Dazu gibt es aktuelle News aus der Fondsbranche. Hier können Sie sich anmelden.

Weitere interessante Neuigkeiten erfahren Sie auf FundResearch TV. Dort stehen die Fonds-Experten Rede und Antwort zu aktuellen Entwicklungen an den Märkten und wo die besten Chancen locken.

Diesen Beitrag teilen: