Corona: Markt-Genesung im zweiten Quartal in Sicht

Nachdem das Coronavirus nun auch Deutschland erreicht hat, wächst die Sorge über die wirtschaftlichen Auswirkungen des Virus. Das Schlimmste könnte aber schon im zweiten Quartal überstanden sein, sagen Investmentexperten.

27.02.2020 | 15:08 Uhr von «Annika Janßen»

Hamsterkäufe gibt es noch nicht – Desinfektionsmittel ist in vielen Apotheken aber schon ausverkauft: Das Coronavirus ist in Deutschland angekommen. In den vergangenen Tagen hatte sich die Lungenkrankheit Covid-19 bereits in anderen europäischen Ländern ausgebreitet, Italien war und ist besonders stark betroffen. An den Finanzmärkten wächst die Sorge über die wirtschaftlichen Auswirkungen des Virus. Diese dürften sich zwar insbesondere in China und anderen Schwellenländern bemerkbar machen. Auch in entwickelten Volkswirtschaften haben wichtige Marktbarometer aber in den vergangenen Tagen erneut nachgegeben.

Laut Patrick Zweifel, Chefvolkswirt bei Pictet Asset Management, dürfte der Spuk schon bald wieder vorbei sein. Er geht trotz der jüngsten Entwicklungen davon aus, dass die Zahl der weltweiten Covid-19-Fälle ihren Höhepunkt in der ersten Märzhälfte erreicht. „Folglich dürften die größten wirtschaftlichen Auswirkungen im ersten Quartal 2020 zu spüren sein“, sagt Zweifel. In China werden sich die wirtschaftlichen Folgen von Corona wohl vor allem in Form von Angebots- und Nachfrageschocks zeigen. Wenn Menschen im Krankenhaus liegen oder zuhause unter Quarantäne stehen, können sie nicht zur Arbeit gehen – und die Produktion sinkt. Quarantäne und Angst vor dem Virus sorgen zudem dafür, dass viele Menschen lieber zuhause bleiben als zu reisen, zu shoppen oder ins Restaurant zu gehen. „Das führt zu einem vorübergehenden starken Rückgang der Aktivitäten im Dienstleistungssektor“, sagt Zweifel. Er schätzt, dass die am stärksten betroffenen Sektoren 52 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts ausmachen.

Die Situation in China strahlt auf andere asiatische Schwellenländer ab. „Die Unterbrechung der Lieferketten könnte angesichts der Tatsache, dass China im Zentrum der asiatischen Produktion steht, erheblich sein“, so Zweifel. Insbesondere Vietnam, Singapur, Thailand und Taiwan dürfte die Epidemie hart treffen, während andere Schwellenländer glimpflicher davonkommen. Insgesamt blickt der Pictet-Ökonom aber weiterhin optimistisch auf die Emerging Markets – und rechnet mit einer flächendeckenden Erholung im zweiten Quartal.

Italiens Anleihemarkt kommt glimpflich davon

Auch Vontobel Asset Management geht davon aus, dass die Corona-Epidemie nur von kurzer Dauer sein wird. Bond-Investoren müssen sich deshalb wenig Sorgen machen, sagt Luc D`hooge, Leiter des Bereichs Schwellenländer-Anleihen bei der Schweiter Investmentgesellschaft: „Die Effekte auf die Spreads von Emerging-Markets-Anleihen sind bisher gering.“ Allerdings könnten die kurzfristigen Auswirkungen in einzelnen Segmenten wie dem Markt für Hochzinsanleihen durchaus zu spüren sein.

Sogar italienische Unternehmensanleihen sollten sich resistent zeigen, so die Vontobel-Experten. Denn am italienischen Anleihemarkt dominieren Banken, Versorger und Telekommunikationsunternehmen. „Diese sind inländisch orientiert und nicht-zyklisch und sollten deshalb wenig unter den Auswirkungen des Virus zu leiden haben“, sagt D’hooge.

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