Alterung als Investitionsbremse im deutschen Mittelstand
Der demografische Wandel bremst Investitionen im Mittelstand. Warum alternde Unternehmer zu wenig investieren und was Deutschland dagegen tun muss. Eine Analyse auf Basis der KfW-Studie 2025.15.07.2025 | 13:00 Uhr
Ein unterschätzter Risikofaktor: Wie der demografische Wandel Investitionen im Mittelstand hemmt
Der demografische Wandel trifft nicht nur den Arbeitsmarkt – er hat auch erhebliche Folgen für die Investitionsbereitschaft im Mittelstand. Die aktuelle KfW-Studie (Juli 2025) zeigt: Je älter die Unternehmensleitung, desto seltener und geringer wird investiert. Das wirkt sich unmittelbar auf Wettbewerbsfähigkeit, Produktivität und den langfristigen Kapitalstock in Deutschland aus.
Zentrale Ergebnisse der KfW-Studie 2025
Ältere Unternehmer investieren seltener: Unternehmen mit Inhabern über 60 Jahren investieren rund 20 Prozent seltener als solche mit jüngeren Chefs.
Substanzverzehr statt Wachstum: Fast 80 Prozent der älteren Mittelständler investieren nicht einmal so viel wie sie abschreiben – das heißt: der Kapitalstock schrumpft.
Nachfolgelücke als Investitionsfalle: Je näher die Übergabe rückt – oder je unklarer sie ist – desto stärker sinkt die Investitionsbereitschaft.
Demografie und Mittelstand: Eine gefährliche Entwicklung
Laut Studie hat sich der Anteil der über 60-jährigen Unternehmer in den letzten 20 Jahren mehr als verdreifacht – von zwölf Prozent auf 39 Prozent. Der Altersdurchschnitt liegt mittlerweile bei über 54 Jahren. Besonders betroffen sind kleine Unternehmen im Dienstleistungs- und Baugewerbe.
Hauptgründe für sinkende Investitionen bei älteren Inhabern:
- Kürzerer Planungshorizont
- Geringere Risikobereitschaft
- Unklarheiten bei der Nachfolge
- Fokus auf Substanzerhalt statt Zukunftsgestaltung
Junge Nachfolger steigern Investitionsdynamik
Ist ein Nachfolger bereits eingebunden, verdoppelt sich laut KfW das Investitionsvolumen im Betrieb. Dies zeigt: Nachfolgeplanung ist Wirtschaftspolitik. In Unternehmen ohne Nachfolgelösung sinkt die Investitionstätigkeit auf das Niveau von Betrieben in Schließungsabsicht – ein bedenklicher Befund.
Warum weniger Investitionen im Mittelstand ein gesamtwirtschaftliches Risiko sind:
- Weniger Investitionen bedeuten langfristig:
- Geringere Kapitalintensität
- Schwächeres Produktivitätswachstum
- Sinkende Innovationskraft
Verlust internationaler Wettbewerbsfähigkeit
Was die Politik jetzt tun muss – Handlungsempfehlungen auf einen Blick
- Nachfolge erleichtern: Förderung von Übergabeprozessen, Matching-Plattformen, steuerliche Anreize.
- Gründungen fördern: Bessere Finanzierung und Ausbildung für junge Gründerinnen und Gründer.
- Investitionsanreize für Ältere schaffen: Steuererleichterungen für Investitionen im Übergangszeitraum.
- Finanzielle Bildung stärken: Frühzeitige Auseinandersetzung mit unternehmerischer Altersvorsorge und Nachfolgeplanung fördern.
Fazit: Alterung ist kein Randthema – sondern ein Wachstumshemmnis
Die Alterung der Inhaberschaft im Mittelstand hat tiefgreifende Konsequenzen. Wenn Deutschlands wirtschaftliches Rückgrat nicht systematisch verjüngt und aktiv bei der Nachfolge unterstützt wird, droht ein strukturelles Investitionsdefizit mit langfristigen Folgen.
Wer den Wohlstand sichern will, muss den Mittelstand zukunftsfähig halten – durch gezielte Investitionen, neue Gründer und eine aktiv gestaltete Unternehmensnachfolge. (jk)
Hier finden Sie die komplette Studie
Informieren Sie sich in unseren Newslettern regelmäßig über die besten Fonds und ETFs. Dazu gibt es aktuelle News aus der Fondsbranche. Hier können Sie sich anmelden.
Weitere interessante Neuigkeiten erfahren Sie auf FundResearch TV. Dort stehen die Fonds-Experten Rede und Antwort zu aktuellen Entwicklungen an den Märkten und wo die besten Chancen locken.