Studien: Zinsanstieg entlastet deutsche Lebensversicherer

Der allgemeine Zinsanstieg verbessert die Finanzlage deutscher Lebensversicherer Studien zufolge merklich. Bei 80 untersuchten Unternehmen sei die für die Aufsicht maßgebliche Solvenzquote Ende 2021 binnen eines Jahres von 390 auf 480 Prozent gestiegen.

12.04.2022 | 06:20 Uhr

Dies teilte der Zweitmarkt-Policenaufkäufer Policen Direkt in Frankfurt mit. Die Kölner Ratingagentur Assekurata kommt bei der Untersuchung von 75 Lebensversicherern zu ähnlichen Ergebnissen.

"Gerade bei traditionellen Lebensversicherungsbeständen reagieren die Solenzquoten sehr sensibel auf die Marktzinsen", sagte Assekurata-Chefanalyst Lars Heermann. Steigende Zinsen wirkten sich positiv auf die Solvenzbilanzen aus. Allerdings bleibe das Solvenzkapital bei einzelnen Anbietern weiter knapp, auch weil die Wirkung von Übergangsmaßnahmen bis 2032 jedes Jahr ein Stück abnehme.

Der Chefaktuar von Policen Direkt, Henning Kühl, sieht 14 Lebensversicherer vor großen Herausforderungen. Bei ihnen gehe es um die Bewältigung der noch vorhandenen Garantieanforderungen sowie darum, ob sie sich in Zukunft überhaupt noch Neugeschäft leisten könnten. Acht Gesellschaften kämen nur mithilfe der Übergangsmaßnahmen und Volatilitätsanpassungen auf Solvenzquoten von 100 Prozent. Ein Jahr zuvor seien es allerdings noch 17 gewesen. Vier Gesellschaften verfehlten sogar die Mindestkapitalanforderung. Hier hatte Policen Direkt im Vorjahr sogar noch 13 Unternehmen gezählt.

Dabei unterscheidet sich die Lage der einzelnen Anbieter selbst unter Einrechnung der beiden Hilfsmaßnahmen erheblich. Die für die Aufsicht relevanten Solvenzquoten reichten je nach Unternehmen von unter 200 bis über 1000 Prozent, verdeutlicht Assekurata. Spitzenreiter ist die SV Versicherung mit einer Quote von 1125 Prozent. Der größte deutsche Anbieter Allianz Leben kommt auf rund 415 Prozent.

Die Solvenzquote gibt an, ob ein Versicherer auch in angenommenen Extremszenarien genügend Eigenmittel hat, um seinen Verpflichtungen gegenüber Versicherten und anderen Leistungsempfängern nachzukommen. Die Quote sollte dabei immer mindestens 100 Prozent betragen.

Quelle: dpa-AFX

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